Am nächsten Tag werde ich nicht nur Shawn meiner Mutter vorstellen, sondern Fiona wird ihn endlich auch aus nächster Nähe sehen. Deshalb ist sie während der Schule schon total aufgeregt. So langsam glaube ich, dass ich angelogen wurde, als mir gesagt wurde, dass sie ihn in Wirklichkeit gar nicht mag. Vielleicht hat sich das aber auch einfach in der Zwischenzeit geändert. Was es auch ist, es ist egal. Fakt ist, dass sie ihn nun mag.
„Nur noch zwei Stunden, dann gehen wir zu dir nach Hause und warten auf Sha... äh, ihn", spricht meine beste Freundin meine Gedanken aus. Mit dem Unterschied, dass ich in meinen Gedanken seinen Namen nennen kann, ohne Angst zu haben, dass es jemand mitkriegt. Außer irgendjemand aus meiner Klasse kann Gedanken lesen, und wenn Kira es könnte, hätte ich wohl echt ein Problem. Aber ich glaube nicht daran, also ist das Thema erledigt.
Gerade haben wir noch Pause und warten alle brav im Zimmer, bis die Vertretungslehrerin für Mr. Downey, der heute krank ist, kommt. Als sie pünktlich durch die Tür zum Pult läuft, liegen die Blicke aller auf ihr. Die Frau trägt einen braun-weiß-karierten Rock und eine komplett weiße Bluse, ihre Haare hat sie in einem strengen Dutt und auf ihrer Nase thront eine Brille. Das und die Tatsache, dass sie mit dem Gong im Zimmer erschienen ist, lässt uns vermuten, dass wir die ganzen zwei Stunden, die wir jetzt bei ihr haben, mit Aufgaben verbringen müssen. Momentan weiß ich nicht, wer mir lieber wäre.
„Guten Morgen, ich bin Mrs. Clark", stellt die Lehrerin sich schließlich vor. Eigentlich klingt sie sehr nett. „Ich weiß nicht, was ihr gerade mit Mr. Downey macht, und habe auch nichts dabei. Aber ich war genauso wie ihr ebenfalls ein Teenager und weiß, dass ihr keine Lust mehr habt, irgendetwas zu arbeiten. Deswegen dürft ihr diese zwei Stunden als Freistunden ansehen."
Sofort schauen alle ihren Sitznachbarn an und das Getuschel und Jubeln geht los. Der erste Eindruck kann also täuschen. Wir hatten noch nie eine Lehrerin, die uns einfach so Freistunden gegeben hat. Auch wenn wir Mrs. Clark erst seit einer Minute kennen, hat sie ein Platz in unseren Herzen. Ja, das hört sich komisch an, aber nichts geht über Freistunden.
Während die anderen Karten spielen oder Puzzles machen, unterhalten Fiona und ich uns die ganze erste Stunde über Shawn. Sie scheint echt immer aufgeregter zu werden, was ich jedoch verstehen kann. Ich habe mich ja so ähnlich verhalten.
In der zweiten Stunde schließen wir uns dem Großteil der Klasse an und spielen nun ebenfalls Karten. So geht die Zeit unglaublich schnell vorbei und wir dürfen endlich nach Hause.
Nachdem meine Mutter und ich mit Fiona zu Mittag gegessen haben und meine beste Freundin und ich noch eine Weile in meinem Zimmer waren, gehen wir um kurz vor 15 Uhr ins Wohnzimmer, wo bereits Mom auf dem Sofa sitzt. Gleich wird Shawn kommen und da muss ich die beiden vielleicht etwas vorbereiten.
„Also bevor ihr jetzt gleich auf ihn trefft, muss ich euch was sagen", fange ich deshalb an. „Selbstverständlich möchte er nicht auf den Straßen New Yorks erkannt werden, weswegen er sich etwas... verkleidet. Und Mom, bitte blamiere mich nicht." Erst schaut diese mich gespielt grimmig an, lacht aber dann. „Ich gebe mein Bestes."
Dann ertönt die Türklingel und ich zucke leicht zusammen. Keine Ahnung, warum. Vielleicht, weil ich so wieder daran erinnert werde, dass das wirklich passiert. „Okay, ihr beiden bleibt jetzt so lange dort sitzen", zeige ich auf die Couch, „bis ich mit Shawn ins Zimmer komme. Verstanden?" Nicken.
Also jogge ich zur Haustür, wobei ich die Wohnzimmertür zuwerfe, und öffne sie. Wie erwartet steht er mit Kapuzenpulli und Sonnenbrille vor mir. „Hey, Prinzessin", begrüßt er mich und zeigt dabei wieder sein tolles Lächeln. Ich spüre, wie mir die Röte ins Gesicht schießt. Damit Shawn das nicht sieht, ziehe ich ihn in den Gang hinein, mache die Tür zu und knuddele ihn einmal richtig durch.
„Ähm, Shawn", sage ich, als er sich auf den Weg ins Wohnzimmer machen will. „Wir sind heute nicht alleine. Meine Mutter und..." „Fiona?", rät der Braunhaarige. „Ja, woher weißt du das?", frage ich erstaunt. Gibt es doch Menschen, die Gedanken lesen können? Nein, das sind einfach nur Zufälle. Das ist mir auch schon öfters passiert.
„Vielleicht kann ich ja in die Zukunft schauen und habe Fiona vor meinem inneren Auge gesehen", meint er darauf und verstellt seine Stimme, als wären wir beim Erzählen von Horrorgeschichten. „Ja ja", lache ich und hake mich bei ihm unter, um letztendlich ins Wohnzimmer zu gehen. Die beiden erwarten uns bestimmt schon sehnsüchtig. Jetzt fehlen nur noch ein Anzug, ein Kleid und vielleicht auch ein Blumenstrauß, und wir könnten als Paar beim Abschlussball durchgehen.
Sobald Shawn zu sehen ist, springt Fiona vom Sofa auf und stürmt auf ihn zu, während Mom sich nur langsam, fast im Schneckentempo, erhebt und dann auf ihn zuläuft. Als sie bei ihm angekommen ist, hat sich meine beste Freundin bereits von ihm gelöst. Jedoch nicht freiwillig, wir mussten sie etwas wegzerren. Sie ist ja fast schlimmer als ich, wenn nicht sogar!
„Du bist also Shawn", sagt meine Mom, während sie und er sich gegenseitig die Hände schütteln. Ich weiß nicht, wieso, doch aus irgendeinem Grund finde ich ihre Wortwahl unpassend. Immerhin sieht man das doch. Sie kennt mein Zimmer mittlerweile gut, und die Person, die vor ihr steht, sieht genau so aus wie die in meinem Zimmer.
Aber der Sänger bleibt wie immer ganz cool und meint: „Ja, der bin ich. Es freut mich, Sie kennenzulernen." Von Mom kommt zunächst kein Wort. Sie scheint ihn zu prüfen, wie es sonst eigentlich nur die Väter oder die großen Brüder machen. Danach wird sie allerdings wieder zu einer normalen Mutter und sagt freundlich: „Nenn' mich einfach Caroline!"
Die beiden scheinen sich gut miteinander zu verstehen, worüber ich echt froh bin. Ich wüsste nicht, was ich machen würde, wenn Mom Shawn nicht leiden könnte. Wahrscheinlich dürfte ich ihn in dem Fall nicht mehr treffen und das würde ich ihr vermutlich nicht verzeihen.
Die meiste Zeit ist der Junge dabei, meiner Mutter zu erklären, wie unser Treffen zustande gekommen ist, aber die Geschichte kennt ihr ja schon. Besonders viel gibt es auch nicht zu erzählen, außer dass es ein witziger Nachmittag ist.
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Und heute habe ich nochmal Mittagschule, aber zum Glück nur bis zur 8. Stunde. Ich kann also um 15:40 Uhr ungefähr euren Kommentaren antworten, falls ihr welche schreibt😜🙈
Übrigens haben wir ein neues Cover! Dankeschön an kolalablume❤
Ich hatte so ein paar Wünsche, was das Cover angeht, aber habe es einfach nicht umsetzen können. Auch bei den letzen Cover waren Shawn's Haare abgeschnitten. Keine Ahnung, ob ihr das bemerkt habt, aber ich fand das blöd.
Sie hat mir allerdings meine Wünsche erfüllt. Ich bin ihr also wirklich dankbar 😊
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One more wish {s.m.}
FanfictionDas ganze Leben lang hatte Becca keine Probleme. Zumindest keine gesundheitlichen. Natürlich muss sie als 16-Jährige auch mit dem Stress der Highschool kämpfen, aber eigentlich führt sie ein ganz normales Leben. Na ja, wenn man von ihrem inneren Fa...