54. Kapitel

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Ein paar Stunden später - die zwei Stunden im Flugzeug waren für Shawn bestimmt nervenaufreibend, weil mir sterbenslangweilig war und ich ihm keine ruhige Minute gelassen habe - stehen wir vor der Tür meines Hauses, in dem die letzten Tage nur meine Mom und vielleicht auch Mark waren.

Selbstverständlich trägt Shawn wieder einen Kapuzenpulli und eine Sonnenbrille, um nicht erkannt zu werden. Allerdings glaube ich, dass das bald nichts mehr bringen wird, da man mich inzwischen auch kennt und ich mich nicht unter Schals und Mützen verstecke oder so. Trotzdem sind wir gut durchgekommen.

Wie meine Mom wohl reagieren wird? Immerhin habe ich ihr nicht erzählt, dass ich heute wiederkommen würde. Ich habe ihr auch keine genau Zeit genannt, die ich nicht hier sein würde. Ich freue mich echt schon, sie wiederzusehen.

Wenige Sekunden nachdem wir die Klingel betätigt haben, geht die Tür schon auf. Doch es ist nicht meine Mutter, die nun die Augen auf uns richtet. Nein, es ist Mark. Eigentlich hätte ich mir ja denken können, dass er da ist. Mom ist immerhin nicht gerne alleine.

„Oh, hallo Becca", begrüßt er mich zuerst und wendet sich dann zunickend an meinen Freund. „Shawn." Natürlich weiß er, dass ich mit einem Star zusammen bin.

Daswusste er schon vor dem ganzen Drama. So etwas kann in unserer Familie einfach nicht geheim bleiben. Irgendwie verplappern wir uns immer. Dieses Mal war aber ausnahmsweise nicht ich schuld.

„Was macht ihr denn hier?", möchte Mark wissen und klingt dabei so, als wären wir zu einem ungünstigen Zeitpunkt wiedergekommen. Anscheinend waren sie miteinander beschäftigt. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie... Nein, nicht daran denken.

Doch bevor wir auch nur zu einer Antwort ansetzen können, macht sich meine Mutter höchstpersönlich bemerkbar, indem sie auf mich zustürmt und ruft: „Oh mein Gott, Becca, mein Schatz!" Und als wäre das nicht schon genug, knutscht sie mich noch mehrmals ab. Wie peinlich!

„Du scheinst mich echt krass vermisst zu haben", stelle ich fest. Währenddessen merke ich, wie Shawn sich ein Lachen verkneifen muss. Ich liebe meine Mom, aber manchmal kann sie echt nerven. Wahrscheinlich habe ich das von ihr geerbt.

„Du warst das erste Mal ohne mich für ein paar Tage im Ausland. Es hat mich schon Überwindung gekostet, dich überhaupt gehen zu lassen", erklärt sie und drückt mich noch einmal ganz fest. „Natürlich habe ich dich vermisst!"

„Können wir das jetzt lassen und endlich reingehen?", frage ich leicht drängend. „Sonst entdeckt uns noch jemand und du musst noch länger auf deine Tochter verzichten." Tatsächlich bringt sie das dazu, ihre Hände von mir zu lassen und mit Mark ins Wohnzimmer verschwindet.

Also folgen wir ihnen. Schon wieder bin ich darüber erstaunt, wie sehr sich mein Selbstbewusstsein gesteigert hat. Ich meine, früher hätte ich nie so einen Spruch von mir gegeben. Möglicherweise hat es noch einen anderen Vorteil, in der Öffentlichkeit zu stehen.

Als wir vier auf der Couch sitzen – Shawn und ich auf der einen Seite und Mom und Mark auf der anderen -, weiß zunächst keiner, was er sagen sollte. Beziehungsweise ich halte extra meinen Mund, weil ich weiß, dass wir sonst ewig hier festsitzen. Und eigentlich habe ich noch etwas vor.

„Nun, was macht ihr beiden hier? Um ehrlich zu sein, hätte ich ganz und gar nicht mit euch gerechnet", beginnt meine Mutter doch das Gespräch. Ich bin froh darüber, dass sie diese Frage gestellt hat, da sie uns nicht hier festhalten wird.

„Vor ein paar Tagen habe ich erfahren, dass das ganze Internet nun auch von meinem Tumor weiß. Vielleicht klingt das naiv, aber ich bin mir fast sicher, dass es wieder Kira war", antworte ich darauf und blicke dann zu Shawn. Der nickt mir aufmunternd zu.

„Und deshalb musst du zu ihr", beendet schließlich Mark meinen Gedankengang. Wir hatten zwar noch nicht besonders viel miteinander zu tun, aber er versteht mich trotzdem. Und das ist wichtig, falls er wirklich mein neuer Vater werden sollte. Und seien wir mal ehrlich; das ist gar nicht so unwahrscheinlich.

„Ihr ist es echt total wichtig", fährt mein Freund unerwartet fort. „Sie denkt seit Tagen an nichts anderes mehr und ich möchte auch, dass mein Mädchen endlich wieder glücklich ist."

Awww! Das ist einer der vielen Gründe, warum ich ihn liebe. Und dem Gesichtsausdruck meiner Mutter nach würde ich Konkurrenz bekommen, wenn sie nicht schon mit Mark zusammen wäre. Lächelnd lasse ich meinen Kopf auf die Schulter des Sängers sinken.

„Was macht ihr dann noch hier? Na los!", meint Mom auf einmal, womit ich gar nicht gerechnet hätte. Dabei ist sie vom Sofa aufgesprungen und möchte uns nun tatsächlich verscheuchen. Dafür dass du mich so vermisst hast, lässt du mich ziemlich schnell wieder verschwinden.

Demnach stehen wir zügig auf und gehen in Richtung Haustür. Bevor wir das Haus endgültig verlassen, rufe ich noch: „Bye! Es kann etwas später werden!" Im Moment ist es zwar erst kurz nach 18 Uhr und Kira's Haus ist nicht weit entfernt, doch wie gesagt, bei ihr weiß man nie.

Tatsächlich wohnt „Miss Ich-bin-besser-als-du" ganz in der Nähe. Viel näher als mir lieb ist. Deswegen gehen wir zu Fuß. Bisher habe ich diese Gegend extra gemieden, weshalb sich es komisch anfühlt, plötzlich bewusst darauf zuzugehen.

Ich war zwar schon einmal bei Kira zu Hause, aber das ist bereits Jahre her und ich kann mich an kaum noch etwas erinnern. Da ist nur noch die Szene, wie wir uns gegenseitig mit Schlamm beworfen haben - wir waren damals noch kleiner -, im Kopf.

Jedenfalls ist es nicht nur Shawn, der nicht schlecht staunt. Ich erwische mich ebenfalls kurz dabei, wie mir mein Mund aufklappt. So sehr ich dieses Mädchen auch hasse, ich bewundere sie für ihr Zuhause.

Sie besitzt nicht nur einen riesigen Vorgarten, sondern auch einen Pool. Das Haus sieht riesig aus und überall stehen in irgendwelchen Nischen bewundernswerte Pflanzen. Wenn es schon von außen so überwältigend wirkt, wie sieht es dann mittendrin aus?

Aber egal. Wir sind nicht zum Staunen hierher gekommen.

Folglich drücken wir auf die Klingel und warten, bis uns jemand aufmacht. Zufälligerweise ist diese Person Kira. Und ihr Gesicht, als sie mich und meinen Begleiter erblickt, werde ich niemals vergessen.

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Yeah, noch ein Kapitel! Ich kann euch doch nicht nur ein Kapitel in den Ferien geben. Ist aber auch krass, wie wenig ich bisher geschrieben habe, obwohl ich keine Schule hatte.

Und deswegen hab ich mir auch vorhin gesagt: Nein, du machst jetzt nicht an deinem Puzzle weiter, sondern schreibst dein Kapitel fertig! xD

Ich hoffe, es hat euch auch gefallen <3

One more wish {s.m.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt