23. Kapitel

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Als meine Mom wieder zurück ist, hat Shawn das Haus leider schon verlassen. Dafür hat er seinen dicken Pulli und die Sonnenbrille wieder aufgesetzt. Ich verstehe ihn ja, er möchte nicht erkannt werden. Vor allem; was würden sich die Leute denken, wenn er erwischt wird, wie er aus meinem Haus kommt? Die Gerüchteküche würde auf der Stelle brodeln und ich würde als seine Freundin abgestempelt werden. Ich hätte selbstverständlich nichts dagegen.

Auch wenn es mittlerweile etwas abgekühlt ist, tut er mir trotzdem noch leid. Aber es ist wirklich eine gute Tarnung, muss ich sagen. Im ersten Moment denkt man nämlich zuerst daran, ob er verrückt ist, weil eben eine Hitze herrscht und er so herumläuft, und wird dann in eine Schublade geschoben. Das ist zwar echt traurig, doch so ist die Menschheit nun einmal. Ich habe mich ja selbst dabei erwischt.

Später beim Abendessen denke ich über den Tag nach und komme beinahe nicht aus meinem stillen Schwärmen heraus. Trotz der Tatsache, dass ich kein Wort dazu beitrage, bemerkt meine Mom, dass etwas passiert ist. Könnte vielleicht an meinem verträumten Blick liegen.

„Was war heute los?", möchte sie deshalb wissen und setzt einen interessierten Gesichtsausdruck auf. Darauf werde ich wieder in die Realität gezogen und winke ab: „Das ist eine sehr lange Geschichte." Typisch Mutter gibt sie sich davon allerdings nicht zufrieden. Auf einmal nimmt sie meine Hand in ihre und sagt: „Ich habe Zeit."

Aus irgendeinem Grund muss ich beinahe lachen, weil mir das so kitschig vorkommt. Ich weiß auch nicht, wieso. Doch ich kann mich gerade noch so beherrschen. „Okay, ich werde es dir erzählen, aber nur, wenn du mir auch von deinem Date berichtest", schlage ich vor. Immerhin habe ich keinerlei Informationen über diesen Mann bekommen. Wenn sie von Shawn, der nun eine noch wichtigere Rolle in meinem Leben spielt, erfährt, dann darf ich auch von ihrem Glück wissen. „Abgemacht."

„Also", fange ich an. „Ich kürze die Geschichte vielleicht etwas ab. Du kannst dich doch bestimmt noch an das Konzert von Shawn Mendes erinnern. Und weißt du noch, dass er mit mir auf dich gewartet hat? Wir sind da ja ins Gespräch gekommen und anscheinend haben wir uns so gut verstanden, dass er mir auf Instagram gefolgt ist und dann irgendwie meine E-Mail-Adresse durch irgendwelche Leute herausgefunden hat." Okay, Becca, vergiss bitte nicht zu atmen!

„Jedenfalls schreiben wir seitdem ständig. Seine Tour ist inzwischen beendet und jetzt kommt's: Shawn war heute hier, in unserem Haus! Er hat mich einfach mal besucht!", flippe ich total aus. Ich kann es echt immer noch nicht glauben. „Shawn Peter Raul Mendes saß auf dieser Couch!" Während ich erneut fast am Ersticken bin, macht sich Mom nur über mich lustig. Sie denkt sicher, ich mache nur einen Scherz, aber es stimmt wirklich. Folglich hänge ich noch ein „Das meine ich alles ernst, ich verarsche dich nicht!" hinzu.

„Okay, okay, ich habe es ja verstanden", meint Mom, immer noch halb lachend. „Der Typ aus deinem Zimmer war also hier?" Natürlich! Ich dachte, du kennst mich mittlerweile... Selbstverständlich spreche ich diese Worte nicht laut aus, aber ich klatsche mir an die Stirn, was schon Zeichen und Antwort genug ist.

„Und du hast nichts weiteres dazu zu sagen?", frage ich, da sie nicht ausrastet oder sonst irgendetwas. „Na ja", versucht sie jetzt zu erklären, „ich kenne ihn ja kaum. Ich weiß nur, wie er aussieht. Du musst ihn mir mal richtig vorstellen." „Alles klar, wird gemacht. Womöglich sogar morgen", sage ich, wobei ich zum Ende hin aus einem mir unbekannten Grund leiser werde. Dann klatsche ich in die Hände und fordere meine Mutter auf: „So, und jetzt bist du dran!"

Ohne sich herausreden zu fällen, startet sie tatsächlich auf der Stelle: „Er heißt Mark, ist ungefähr in meinem Alter, vielleicht ein klein wenig jünger, und war auch schon einmal verheiratet. Sein größter Wunsch ist es gewesen, Kinder zu haben, aber der wurde ihm nie erfüllt, weil seine Frau an Brustkrebs gestorben ist. Eigentlich kenne ich ihn noch nicht so lange, dass ich das sagen dürfte, doch wenn mal mehr aus uns werden sollte, könnte sein Traum durch dich wahr werden. Und das hätte er wirklich verdient, denn er ist echt nett und liebevoll. Wenn ich ihn dir irgendwann vorstelle, kannst du dich ja selbst davon überzeugen."

Während sie von ihm spricht, lächelt sie ohne Ende. Sie muss ihn wirklich mögen und er muss ihr tatsächlich guttun. Auch wenn dieser Mann nicht hier ist, bringt er meine Mom so sehr zum Lächeln, wie ich es schon lange nicht mehr an ihr gesehen habe. Ich freue mich sehr für sie, dass sie endlich wieder glücklich ist. Vor allem wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht alleine sein, wenn ich später ausziehe. Ich kenne Mark zwar nicht, aber irgendwie bin ich ihm jetzt schon dankbar.

„Das werde ich ganz sicher", versichere ich Mom und drücke ihre Hand, die sie noch immer um meine geschlungen hat, bevor ich schließlich aufstehe und unsere Teller in der Spülmaschine aufräume.

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Das Kapitel ist etwas kürzer, das tut mir leid. Dafür wird das nächste wieder länger :)

One more wish {s.m.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt