52. Kapitel

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Obwohl das Konzert bereits seit mindestens sieben Minuten zu Ende und Shawn schon längst wieder bei uns im Backstage-Bereich ist, hört man immer noch das Kreischen der Fans. Womöglich rasten sie noch immer aufgrund der Tatsache, dass sie Shawn Mendes gesehen haben, aus.

„Du kannst echt froh sein, dass du so eine große Menge an Menschen hast, die hinter dir steht", sage ich, während ich mich an seine warme und verschwitzte Brust kuschele. Bei jedem anderen würde ich solange auf Abstand gehen, bis er geduscht hat, doch bei Shawn ist mir das herzlich egal.

„Ja, manchmal ist das echt gut. Aber oft hat es auch seine Schattenseite. Immer wieder drängen dich einige Fans, ein neues Lied zu veröffentlichen oder jeden Tag etwas Neues auf Social Media zu posten, und das setzt dich echt unter Druck", erklärt mein Freund und lässt das Thema dann beiseite.

„Du hast gesagt, ich soll dich daran erinnern, dass wir nicht noch mit den anderen herumhängen sollten, weil du sonst hundemüde sein wirst. Das habe ich hiermit getan. Lass uns lieber gleich gehen, immerhin müssen wir noch unsere Schlüssel abholen. Und dieser Typ wird nicht die ganze Nacht an der Rezeption stehen."

Ach ja, das habe ich vergessen zu erwähnen. Da das letzte Konzert in Vancouver stattgefunden hat, übernachten wir und die komplette Crew in einem Hotel, dass sich ganz in der Nähe des Veranstaltungsorts befindet. Shawn und ich teilen uns selbstverständlich ein Zimmer, wobei das eine Untertreibung ist.

Mich würde es zwar wirklich interessieren, wie die anderen dann in ihre Zimmer kommen, wenn das ganze Hotel schläft und niemand ihnen helfen kann. Doch in dieser Hinsicht bin ich wohl zu egoistisch. Ich möchte einfach nur in einem gemütlichen Bett schlafen. Außerdem muss ich noch etwas mit dem Sänger besprechen.

Also machen wir uns sofort auf den Weg, gehen durch die Hintertür heraus, sodass wir nicht von Fans überfallen werden - wäre das der Fall, würden wir wahrscheinlich nie im Hotel ankommen -, und steigen schnell in ein Taxi ein.

Der Fahrer staunt nicht schlecht, als er sieht, dass in seinem Auto ein Weltstar sitzt, und wirft die ganze Fahrt über immer wieder einen Blick in den Rückspiegel, weshalb ich mir ein Grinsen nicht verkneifen kann.

Glücklicherweise erwischen wir noch den Typen am Empfang, sodass wir unsere Schlüssel problemlos erhalten und sofort zu unserem Zimmer gehen können.

Zuallererst schmeißt sich Shawn auf die kleine, schwarze Ledercouch, die einem beim Eintreten sofort ins Auge springt. Er muss seine Beine anwinkeln, damit ihm der Platz einigermaßen reicht. Es hat also auch Nachteile, so groß zu sein.

Auch wenn ich nicht besonders viel Zeit mit meinem Dad hatte, erinnert mich diese Aktion so sehr an ihn. Er ist immer sehr spät von der Arbeit zurückgekehrt und hat sich dann als erstes auf die Couch gelegt, wo er manchmal auch vor dem Abendessen eingeschlafen ist.

Aber zurück zum Hier und Jetzt: Nachdem ich mich auf den danebenstehenden Sessel gesetzt habe, öffne ich nun den Mund und möchte dem Braunhaarigen das mitteilen, was mir schon seit zwei Tagen auf dem Herzen liegt: „Shawn, ich muss dir was sagen."

„Klar, du...", fängt er an, wird dann aber von seinem eigenen Gähnen unterbrochen. Er muss echt erschöpft sein, was aber vollkommen verständlich ist bei den Leistungen, die er erbringen musste. „Du kannst mir alles sagen."

„Nein, lass mal", meine ich darauf. Für mich ist es zwar wichtig, dass ich so bald wie möglich zu Kira komme, aber Shawn ist mir wichtiger. „Das kann auch bis morgen warten. Du solltest dich jetzt auf's Ohr legen."

„Wieso? Mir ist es wichtig zu wissen, was dir auf dem Herzen liegt. Ich möchte wissen, ob irgendwas nicht in Ordnung ist, damit ich helfen kann. Sind es wieder diese Hater-Kommentare?", fragt er schnell und man merkt, dass er sich wirklich dafür interessiert. Einen Moment später reibt er sich aber die Augen, was mir noch einmal bestätigt, lieber bis morgen zu warten.

„Nein, das ist es nicht, keine Sorge", möchte ich ihn beruhigen, was auch einigermaßen funktioniert. „Aber vergiss das jetzt erst einmal. Ich gehe noch schnell etwas trinken und dann machen wir uns fertig für's Bett, okay?"

Mein Freund nickt. Während er auf der Couch liegen bleibt, gehe ich also in die Küche und hole mir ein Glas aus dem Schrank und eine Flasche Zitronenlimonade aus dem Kühlschrank - kalt schmeckt es meiner Meinung nach besser.

Als mein Durst gestillt ist, mache ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer zurück. Sobald ich dort angekommen bin, kriege ich mein Grinsen nicht aus dem Gesicht. Ich war nur zwei Minuten weg und in dieser Zeit hat Shawn es geschafft, richtig einzuschlafen.

Das erinnert mich wiederum an meinen Vater und mich selbst. An meinen Vater, weil dieser auch innerhalb von ein paar wenigen Minuten einschlafen kann - zumindest konnte er das früher -, und an mich, weil ich als kleines Kind ebenfalls gesagt habe, dass ich nicht müde bin und tausend andere Dinge machen könnte, und dann aber auf dem Sofa eingeschlafen bin.

Damit es ihn nicht inmitten der Nacht friert, gehe ich zu den Betten und greife zu seiner Decke. Da sie ziemlich lang ist, muss ich auf dem Rückweg aufpassen, dass ich nicht darüber stolpere. Wäre nicht das erste Mal.

Nachdem ich sie über ihm ausgebreitet habe, knie ich mich zu Shawn heran. Zuerst fahre ich ihm durch seine Locken und starre ihn an, doch er scheint echt kein bisschen zu bemerken. „Und du wolltest nicht auf mich hören. Das nächste Mal glaub mir bitte gleich. Manchmal weißt du nicht, wann es genug ist."

Und das meine ich ernst. Schon öfters habe ich gedacht, dass er viel zu hart arbeitet. Er nimmt sich nur sehr selten eine Pause, doch ich glaube, das hat auch etwas mit den Fans, von denen er vorhin gesprochen hat, zu tun. Ich hoffe, dass er in Zukunft auf mich hören wird.

Jedenfalls gebe ich dem Braunhaarigen zuletzt einen Kuss auf die Stirn, und schmeiße mich kurze Zeit später selbst auf das Bett.

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Heute war mein letzter Schultag, der zwar aufgrund der Chemiearbeit nicht perfekt verlaufen ist - die Aufgaben waren scheiße und die Zeit viel zu kurz dafür -, aber ich habe jetzt endlich Weihnachtsferien! *-*

Und so konnte ich auch das Kapitel fertig schreiben und veröffentlichen :)

Die Szene, wo Shawn auf der Couch einschläft, hab ich mir übrigens auch schon länger vorgestellt und war dann froh, dass ich sie irgendwie einbauen konnte :'D

Ja, das war's jetzt eigentlich auch. Hab euch lieb <3

One more wish {s.m.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt