30. Kapitel

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Erneut entsteht eine Weile voller Stille. Ich glaube, so oft ist uns beiden das noch nie passiert. Mir ist diese Stille nicht unangenehm, aber Shawn möchte sie anscheinend beenden. „Doch zu früh?"

„Nein, ganz und gar nicht", sage ich. „Ich versuche nur, nicht auszurasten." Dabei fuchtele ich zur Verdeutlichung wild mit meinen Händen herum. Und das geht ja noch, aber wie ein kleines Kind auf und ab springen möchte ich dann doch nicht. Außerdem würde das Lärm machen und Mom würde herunterkommen.

„Ähm, und das bedeutet?", hakt er verunsichert nach. Heute Abend ist er irgendwie echt eine andere Person. Ich dachte, er hätte sein Selbstbewusstsein wieder zurückerlangt, nachdem ich ihn geküsst habe, doch aus irgendeinem Grund ist er immer noch extrem vorsichtig. Wahrscheinlich will er einfach nichts falsch machen.

„Das heißt, dass ich das gleich für dich empfinde, du Dussel!", schlage ich ihm aus Spaß gegen den Arm. Shawn tut darauf so, als würde es ernsthaft wehtun, doch ich kenne ihn zu gut und ich kann meine Kräfte gut einschätzen, sodass ich weiß, dass ich so niemals jemandem Schmerzen zufügen könnte.

„Okay, dann kann ich ja beruhigt einschlafen", sagt mein Freund und gähnt wie auf Knopfdruck. Manchmal heißt es ja, dass Gähnen ansteckend ist, was ich eigentlich nie glauben wollte. Aber mit der Zeit denke ich immer öfter, dass es stimmt, denn auch im nächsten Moment muss ich gähnen.

„Apropos... Ich werde langsam echt müde", gebe ich zu und schaue auf die Uhr. „Kein Wunder, es ist ja auch schon bald ein Uhr." So lange haben wir geredet. Wie ich damals bereits gemeint habe: Wenn man Spaß hat, vergeht die Zeit wie im Fluge.

Dann steht Shawn auf und sagt: „Also sollte ich mal in mein Hotel zurückkehren, schätze ich", worauf ich mich an ihn klammere. Eigentlich will ich nicht, dass er geht. Jedoch bringt das überhaupt nichts, denn er zieht mich einfach mit sich.

Wenige Augenblicke später befinden wir uns im Gang vor der Haustüre. „Es war wirklich ein schöner Abend, vielleicht können wir das ja wiederholen", grinst er und gibt mir einen kurzen Kuss auf die Wange zum Abschied.

Gerade als er die Türklinke nach unten drückt, öffnet sich die Tür zum Wohnzimmer und Mom steckt ihren Kopf hindurch. Ich frage mich, was sie denn noch wach macht. Womöglich hat sie noch mit Mark geschrieben. Damit würde sie mich an Shawn und mich selbst erinnern.

„Was macht ihr?", erkundigt sie sich bei uns. „Shawn geht", sage ich kurz und knapp. „Zu dieser Uhrzeit?", meint meine Mutter skeptisch. Ein paar Sorgen hat sie noch immer, aber das ist auch gut so. Es wäre auch nicht toll, wenn wir ihr ganz egal wären. „Nein, das lassen wir mal. Er wird hier übernachten."

Ich möchte sie gerne umarmen, da ich nicht mit dieser Entscheidung gerechnet hätte und mich deswegen umso mehr darüber freue. Doch da funkt mein Freund schon dazwischen: „Oh nein, Caroline, das lassen wir mal. Ich möchte euch nicht zur Last fallen."

Wie kommt er denn jetzt da drauf? Er könnte uns niemals zur Last fallen. „Du bist hier immer willkommen", stelle ich deshalb klar. „Dann zahlst du zwar eine Nacht im Hotel wegen gar nichts, aber ich fände es schön, wenn du bleibst." Ich achte darauf, nicht noch mehr preiszugeben. Wir zwei sind nämlich seit gerade einmal vier oder fünf Stunden zusammen und Mom muss das so früh noch nicht wissen.

„Na gut. Ich bleibe, Prinzessin", beschließt Shawn und lässt den Türgriff wieder los. Mit seiner Antwort hat er aber ziemlich deutlich gemacht, dass da etwas mehr zwischen uns läuft. Es muss nicht unbedingt bedeuten, dass wir ein Paar sind, doch er sagt sicher nicht zu jedem Mädchen Prinzessin. Hoffe ich zumindest.

„Okay, dann lasse ich euch beiden wieder alleine und mache mich jetzt fertig fürs Bett", verkündet meine Mutter und verschwindet ins Bad. Nun sind wir wieder unter uns, zum Glück. Ich weiß nicht, ob es so ist, weil wir uns eben geküsst haben, aber im Moment möchte ich nichts anderes, als Zeit mit Shawn zu verbringen.

Danach stellt sich mir die Frage: Wo schläft er überhaupt? Die Couch unten im Keller wird ihm zu klein sein. Im Wohnzimmer würde es zwar noch ein größeres geben, aber ich finde, das kann ich ihm nicht anbieten. Da fällt mir ein; irgendwo haben wir noch eine klappbare Matratze, die ich in mein Zimmer legen könnte. Wird vielleicht etwas gemütlicher sein.

„Ich suche schnell eine Matratze für dich und dann gehen wir in mein Zimmer", teile ich meinem Prinzen mit. „Wenn du willst, kannst du schon einmal vorgehen. Die Treppe hoch und die Tür ganz hinten." Also mache ich mich auf die Suche, während er die Treppen hoch schlendert.

Als ich mein Zielobjekt im Lagerraum finde, wird mir etwas - leider viel zu spät - bewusst. Scheiße, ich hab Shawn gerade ermöglicht, mein Zimmer zu sehen! Hoffentlich fühlt er sich nicht komisch, weil seine Augen ihn mehrmals anstarren.

„Schicke Dekoration", bemerkt der Junge, sobald er mich erblickt. „Ich weiß", gebe ich kleinlaut bei und drehe meinen Kopf ein bisschen zur Seite, damit er meine roten Bäckchen nicht sehen kann. „Ähm, sicherlich weißt du jetzt auch, warum ich dir mein Zimmer vorerst nicht zeigen mochte. Am besten beachtest du die Poster einfach gar nicht." „Alles klar."

Mittlerweile ist es schon halb zwei, weswegen wir gleich nacheinander ins Bad gehen. Auch das provisorische Bett ist schnell gerichtet und wir legen uns beide hin. Jedoch muss ich mich in Richtung Wand drehen, da ich sonst nicht zum Schlafen kommen würde. Shawn hat nämlich nichts mehr außer seiner Boxershorts an, was mich zum Starren veranlasst. Und das würde wohl dazu führen, dass ich sabbere. Ihr müsst schon zugeben, er ist mega heiß!

Doch ich kann ihn nicht sehen, also muss ich mir keine Gedanken darum machen. So sage ich: „Gute Nacht!" Aber ich bekomme schon keine Antwortest mehr. Ich mache meine Nachttischlampe an, damit ich ein bisschen, aber nicht zu viel Licht habe. Und ein Blick auf Shawn verrät mir, dass er sich bereits im Land der Träume befindet.

Ich muss kurz grinsen und schließe dann selbst meine Augen. Es dauert nicht lange, bis ich ebenfalls einschlafe.

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Tatsächlich ist das das letzte vorgeschriebene Kapitel gewesen. Das heißt, das war's mit den täglichen Updates. Jetzt wird es etwas länger dauern, weil ich aufgrund der Schule nicht so oft schreiben kann. Ich hoffe, ich kann am Wochenende ein neues Kapitel veröffentlichen...

One more wish {s.m.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt