-Drei Tage später -
Mit vollen Tüten an jedem Arm schlendern Fiona und ich durch die Stadt und versuchen, nichts fallen zu lassen. Womöglich haben wir es doch etwas übertrieben, immerhin mussten wir gegen Ende unseres Trips jemanden fragen, der uns die Tür aufmachen konnte.
Aber hey, wenn die beste Freundin dich zum Shoppen einlädt, kannst du nicht nur mit einer neuen Hose nach Hause kommen. Da heute mein Geburtstag ist, bestand sie sogar darauf, alles für mich zu zahlen, doch das wollte ich nicht. Deswegen habe ich das meiste von meinem Zeug selbst bezahlt.
„Shawn wird Augen machen, wenn er dich in dem roten Kleid sieht!", meint Fiona freudig und bringt mich damit zum Grinsen. Das Kleid ist enger als die Kleider, die ich sonst immer trage, und betont besonders meine Kurven. Ich stelle mir, wie Shawn sich auf die Unterlippe beißt, und lasse mich fast selbst dazu verleiten.
„Oh ja, das wird er ganz sicher", stimme ich also zu. Mithilfe der Straßenlaternen - obwohl es Sommer ist, ist es schon ziemlich dunkel, was wahrscheinlich an den Wolken liegt - kann ich schon von weitem mein Haus sehen, weshalb ich meinen Schritt etwas beschleunige. „Bin ich froh, wenn ich zu Hause bin und endlich die Tüten abstellen kann. Meine Arme tun schon echt weh."
„Ich freue mich auch schon", sagt sie und versucht, sich ihr Grinsen zu verkneifen, was ihr nicht sofort gelingt. Hat sie der Kommentar über meine Arme zum Lachen gebracht? So besonders witzig finde ich den nämlich eigentlich nicht. Oder gibt es etwa irgendetwas zu verheimlichen?
Na ja, darüber verschwende ich jetzt keine Gedanken. Stattdessen laufe ich einfach immer weiter auf mein Haus zu, während meine Freundin die ganze Zeit hinter mir bleibt. Ob sie nur aus der Puste ist oder doch etwas im Gange ist, weiß ich nicht.
Als ich schließlich die Haustür mit meinem Schlüssel öffne, stelle ich fest, dass es stockdunkel ist. Ich drehe mich zu Fiona um und frage sie verwundert: „Was ist hier los?" Keine Antwort. Deswegen stelle ich die Tüten einfach irgendwohin und laufe zum Lichtschalter, in der Hoffnung, nicht über irgendetwas zu stolpern.
Wie ich nun sehen kann, ist im Gang nichts ungewöhnliches. Es stehen nur die Schuhe meiner Mom und die von mir am Rand und an der Garderobe hängen ausschließlich unsere Jacken. Ach, und in der Ecke, kurz vor der Treppe in den Keller, stehen noch die Einkaufstüten.
Da durch die Spalte zwischen Wohnzimmertür und Boden kein Licht scheint, wird es darin auch dunkel sein. Was nebenbei gemerkt echt merkwürdig ist. Mom befindet sich um diese Uhrzeit, wenn sie nicht gerade bei Mark ist, immer im Wohnzimmer, und sie wird ganz sicher nie im Dunkeln herumsitzen.
„Weißt du, was hier vor sich geht?", möchte ich von Fiona wissen und verheimliche dabei nicht, dass ich im Moment etwas misstrauisch bin. Doch sie gibt mir keine Antwort, was ich mir eigentlich hätte denken können, sondern zuckt nur mit den Schultern.
Deshalb schüttele ich meinen Kopf und wende mich wieder der Tür zu. Nachdem ich diese geöffnet habe, geht plötzlich das Licht an, obwohl ich nichts getan habe und meine Freundin immer noch hinter mir steht. Das ist allerdings nicht alles, denn es ertönt ein lautes „Überraschung!", weswegen ich mich leicht erschrecke.
An jeder Ecke stehen Bekannte aus der Nachbarschaft, mit denen Mom und ich gut befreundet sind und die nach und nach auf mich zukommen und mir gratulieren, während Fiona in die Küche geht, um ein paar Cocktails zu holen. Ach, und meine Mutter und Mark sind natürlich auch da. Nachdem ich mit allen meinen Familienmitgliedern gesprochen habe, bahnt sich Shawn den Weg zu mir durch.
„Ich weiß, du stehst nicht so auf Partys, aber wir müssen deinen siebzehnten Geburtstag doch wenigstens etwas feiern", sagt er und legt seine Lippen auf meine. „Außerdem sind es ja nur deine Bekannte, deine Mom und Mark, Fiona und ich. Es wird also ganz entspannt sein."
„War es das auch, bevor ich gekommen bin?", grinse ich. „Oder haben meine Bekannten dich mit Fragen bombardiert?" Ich glaube zwar kaum, dass sie jemals ein Lied von Shawn gehört haben, weil sie eher andere Musik hören, aber ich denke, dass ihnen sein Name doch bekannt vorkommen sollte.
„Nein, eigentlich war es ganz okay. Deine Mom hat mich mit ihnen schon bekanntgemacht und glücklicherweise waren sie cool damit. Und im Vergleich zu Kira war das noch gar nichts", lacht der Braunhaarige, worauf ich mit einstimme. So sehr sie uns auch das Leben schwer gemacht hat, heute können wir nur darüber lachen.
„Na, dann ist ja gut", sage ich und lege meinen Kopf auf seiner Brust ab, sodass ich seinem Herzschlag lauschen kann. Wahrscheinlich warten alle auf mich, immerhin findet diese Feier wegen mir statt, doch das ist mir egal. Im Moment zählt nur Shawn für mich.
Dieser streicht nun immer wieder über meinen Scheitel und ruiniert mir damit sicher meine Frisur, weshalb ich innerlich lachen muss. Jedoch vergeht mir das schnell, als der Sänger fragt: „Wirst du dem Krankenhaus also morgen anrufen und sagen, dass du die Therapie machst?"
Darauf schaue ich zu ihm auf und meine: „Lass uns bitte nicht darüber reden. Vor allem nicht heute. An diesem Tag will ich nichts damit zu tun haben. Der Tag ist bisher so schön gewesen und jetzt möchte ich ihn nur noch mit dir und den anderen ausklingen lassen."
„Ist gut", erwidert Shawn und klingt so, als würde er es bereuen, dass er die Frage gestellt hat. Als würde ich ihm das übelnehmen. Vielleicht hat es sich für ihn so angehört, doch ich könnte ihm niemals böse sein. Und wenn doch, dann nicht lange.
Dann kommt Fiona mit einem Tablett voller Getränke angelaufen und stupst mich, so gut es eben geht, mit der Schulter an. „Wir wissen ja, dass du total vernarrt in deinen Shawn bist, aber wir würden heute Abend auch gerne etwas von dir haben und vielleicht sogar ein paar Worte hören."
„Oh, mach dir da keine Sorgen", wende ich mich lachend an meine Freundin. „Ohne dich würde es doch nur halb so viel Spaß machen!" Bestünde nicht die Gefahr, dass all die Gläser herunterfallen und kaputtgehen, würde ich sie jetzt heftig umarmen und ihr womöglich einen Kuss auf die Wange drücken.
Stattdessen schnappe ich mir ein Glas und schlage mit einem Fingernagel dagegen. Auch wenn der ziemlich kurz ist, macht er alle auf mich aufmerksam. Als die Gespräche verstummen, setze ich auch schon zu meiner kleinen Ansprache an.
„Zunächst möchte ich mich noch einmal bei allen bedanken, dass ihr gekommen seid. Niemals hätte ich mit euch gerechnet, aber wärt ihr nicht gekommen, würde ich jetzt wahrscheinlich in meinem Bett liegen und das ganze Fernsehen durchforsten." Es ertönt hier und da Lachen.
„Ich bin keine große Rednerin und das wisst ihr, deswegen mache ich es einfach kurz. Ich hoffe, dass wir alle einen schönen Abend haben. Also habt Spaß und amüsiert euch!"
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Ich wusste nicht, wann ich das Kapitel hochladen soll, aber dann bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es ein Geschenk für mimi_elli sein könnte. An der Stelle wünsche ich dir nochmal alles Gute! ❤️
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One more wish {s.m.}
FanfictionDas ganze Leben lang hatte Becca keine Probleme. Zumindest keine gesundheitlichen. Natürlich muss sie als 16-Jährige auch mit dem Stress der Highschool kämpfen, aber eigentlich führt sie ein ganz normales Leben. Na ja, wenn man von ihrem inneren Fa...