68. Kapitel

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Obwohl meine Mutter sich kaum davon abbringen lassen konnte, stehe ich nun nur mit meinem Freund vor dem riesigen Gebäude. Ich konnte sie letztendlich damit überzeugen, dass ich in guten Händen bin und sie dort sowieso nichts machen könnte. Dass es so einfach sein würde, hätte ich mir nicht gedacht.

Und doch war es das. In der einen Hand halte ich meinen Koffer und die andere hat Shawn beschlagnahmt. Egal wie oft ich schon hier gewesen bin, ich bin jedes Mal auf's Neue nervös. Deshalb bin ich froh, ihn an meiner Seite zu haben.

„Nur draußen herumzustehen bringt leider nichts", gibt er irgendwann von sich. Tatsächlich habe ich mich bereits gefragt, wann er damit kommen würde, weil wir schon geschlagene sieben Minuten an Ort und Stelle stehen. Vielleicht habe ich sogar darauf gewartet, sodass ich mich endlich aufraffen kann.

„Ich weiß", sage ich also und atme noch einmal tief durch. Dann setze ich mich schließlich in Bewegung und marschiere durch die Eingangstür. Doch so plötzlich wie mein Mut gekommen ist, ist er auch schon wieder verschwunden und ich möchte am liebsten umkehren.

Sofort kommt mir der Geruch von Desinfektionsmittel entgegen, der mir eine Gänsehaut über meine Arme beschert. Früher hat er mir überhaupt nichts ausgemacht, aber jetzt verbinde ich ihn automatisch mit schlechten Ereignissen. Mit Leid.

Und dass ein Arzt gerade zu einem Notfall gerufen wurde und jetzt voller Hektik durch den Gang stürmt, macht es nicht wirklich besser. Hoffentlich wird das bei mir nicht nötig sein. Wobei, irgendwann kann man mir nicht mehr helfen...

„Es wird alles gut, okay?", möchte mich Shawn beruhigen. „Komm." Nun schlingt er seinen linken Arm um meine Taille und führt mich zu der Empfangsdame, die abwechselnd zu mir und dem Sänger schaut und offensichtlich auf eine Frage oder ähnliches wartet.

So sehr ich es auch versuche, es kommt einfach kein Ton aus meinem Mund heraus. Wer hätte gedacht, dass es mir in diesem Moment mehr die Sprache verschlägt, als in dem Moment, in dem mir mein Freund Zutritt zu seiner Wohnung verschafft hat?

Glücklicherweise übernimmt Shawn das Wort und hilft mir aus dieser hilflosen Lage: "Meine Freundin Becca Mason ist für die Behandlung ihres", nun muss er eine kleine Pause machen, weil es ihm wohl nahe geht, "Tumors hier."

"Ah ja", erinnert sich die Frau und gibt etwas in ihren Computer ein. "Sie dürfen sich noch in den Wartebereich setzen. Die Ärztin wird Sie dann abholen." Eine Frau also? Das ist gut, vielleicht werde ich mich bei ihr ja wohler fühlen.

Demnach gehen wir in den Wartebereich und suchen uns zwei Plätze in der Ecke aus. Ich lehne mich an Shawn's Schulter, während er mit meinen Fingern spielt. Würde nicht immer wieder ein Bett vorbeigeschoben werden oder sonst etwas, das Lärm macht, könnte ich glatt einschlafen.

Um mich irgendwie zu beschäftigen, beobachte ich einen kleinen Jungen um die fünf Jahre, der mit ein paar Klötzen spielt. Was ihm wohl fehlt? Hoffentlich muss er nicht ein solches Schicksal ertragen wie ich. Immerhin hat er sein ganzes Leben noch vor sich.

Na ja, wenn ich genauer darüber nachdenke, ist das bei mir genauso der Fall. Ich bin zwar um die zehn Jahre älter als der Junge, aber jetzt, da ich weiß, dass ich nicht mehr viel Zeit habe, denke ich, dass ich mein Leben nicht aufrichtig gelebt habe.

Außerdem steht mir die beste Zeit meines Lebens bevor, denn ich habe einen Freund und der ist zufällig einer der begehrtesten Sänger auf der ganzen Welt. Es ist schwer zu verarbeiten, dass diese Zeit auf ein Minimalstes beschränkt wurde.

"Becca Mason", werde ich aufgerufen, worauf ich leicht aufschrecke und mich zunächst orientierungslos im ganzen Gang umsehe. Dann entdecke ich jedoch eine große, schlanke, blonde Frau mit einer Krankenakte. Wahrscheinlich wartet sie auf mich.

Schnell stehe ich also auf und ziehe Shawn mit. Als ich vor ihr stehe, begrüße ich sie kurz, woraufhin sie sich mir vorstellt: "Hallo, ich bin Dr. Ley, Ihre neue behandelnde Ärztin. Wie ich sehe, haben Sie bereits Gepäck mitgebracht. Das trifft sich gut, denn ich würde gerne so früh wie möglich die OP hinter uns bringen." Wusste ich's doch!

Auch wenn ich sie heute das erste Mal sehe, halte ich sie für eine bessere Ärztin als Dr. Hudson. Ich kann nicht sagen, woran das liegt. Vielleicht ja, weil er mich angelogen hat, keine Ahnung. Es ist jedenfalls so.

"Sind Sie zufällig nüchtern oder haben Sie schon etwas gegessen?", erkundigt sich die Frau und innerlich lobe ich mich dafür, dass ich heute auf meine Schüssel Müsli verzichtet habe, da ich bereits mit der Operation gerechnet habe.

Aus diesem Grund schüttele ich mit meinem Kopf. "Sehr gut", meint Dr. Ley. "Hätten Sie ein Problem, wenn wir Sie jetzt gleich operieren? Dann haben Sie das schon einmal überstanden." Um mich zu vergewissern, schaue ich zu Shawn, der mir zunickt. Also ist die Entscheidung gefallen.

"Ich würde Sie dann gleich vorbereiten, allerdings trennen sich hier die Wege von Ihnen und Ihrer Begleitung", erklärt die Blonde. Unpassende Situation, aber irgendwie finde ich es witzig, dass er nie beim Namen genannt wird.

Im nächsten Moment drehe ich mich zu Shawn, sodass ich ihm direkt ins Gesicht blicke, und blende alles andere aus. Wieder einmal versinke ich in unserer Welt, in der es nur uns und keine Probleme gibt.

"Du wirst in der Zwischenzeit aber nicht verschwinden, oder?", frage ich, auch wenn ich weiß, dass er das nicht tun würde. Aber ich möchte nun einmal sichergehen. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass er einfach so verschwindet. Allerdings waren wir zu dem Zeitpunkt noch nicht zusammen.

"Ach was, wie kommst du nur auf so was?", fragt der Braunhaarige und legt seine Hand auf meine Wange. "Ich werde die ganze Zeit hier auf dich warten und ich werde da sein, wenn du deine Augen wieder aufschlägst."

"Also das", fange ich an, "klang gerade mega kitschig. Aber auch unglaublich süß!" Ich lache, drücke ihm einen Kuss auf die Lippen und umarme ihn ganz fest. "Was würde ich bloß ohne dich tun?"

Dann meldet sich Dr. Ley wieder mit einem Räuspern. "Sind Sie so weit?" Ich lächele Shawn noch ein weiteres Mal an und gehe danach auf die Ärztin zu, um ihr darauf in den Vorbereitungsraum zu folgen.

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Kaum zu glauben, dass ich es wirklich noch an einem Abend vollendet habe, aber hier ist das neue Kapitel 🙈😅

Außerdem möchte ich mich bei euch für 11k bedanken, das ist unglaublich! ❤️❤️❤️

Und dann wünsche ich euch noch einen schönen Sonntag😊😘

One more wish {s.m.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt