2. Kapitel

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Zuhause nach der Schule esse ich erst einmal etwas und bleibe dann eine Weile auf meinem Platz sitzen. Heute sollte ich eigentlich mit diesen Tabletten anfangen. Allerdings habe ich überhaupt keine Lust darauf und kann mich nicht überzeugen, sie zu nehmen, weswegen meine Mom sie mir in mein Glas Wasser schmeißt, worauf sie sich sofort auflöst, was irgendwie wie ein Vulkan aussieht. Ich wusste gar nicht, dass es Brausetabletten sind.

„Jetzt probiere es doch wenigstens!", fordert sie mich auf. Zögernd nehme ich das Glas also in die Hand. Na ja, riechen tut es nicht so schlecht, dann kann es ja nicht so schlimm sein. Der erste Schluck ist auch einigermaßen erträglich. Doch das ganze Glas ist einfach zu viel. Ich habe das Gefühl, mir wird übel, wenn ich noch mehr von diesem Zeug trinke. Wie soll ich mir das nur jeden Tag antun? Aber vielleicht bringt es wirklich was, weshalb ich weitermachen sollte.

„Schmeckt echt scheiße, aber egal", gebe ich monoton von mir und stehe vom Stuhl auf, um den Fragen meiner Mom zu entgehen und mitsamt meinem Schulzeug in mein Zimmer zu gehen. Die Hausaufgaben warten. - Und das werden sie wohl noch eine Weile. Videos von Shawn Mendes auf YouTube zu sehen, erscheint mir im Moment sinnvoller als eine Szene aus einem Drama zu analysieren.

Wie kann er nur so gut aussehen?!, frage ich mich immer wieder. Ich meine; seine Haare, die länger sind als man glaubt, aber so schön flauschig, seine teddybraunen Augen, die zwar nicht hundertprozentig perfekt aussehen, da er mit dem einen Auge etwas schielt, doch ich es süß finde, weil ich es auch ein bisschen tue, und sein bewundernswertes Lächeln... Einfach zum Dahinschmelzen.

Als es an meiner Tür klopft, lege ich schnell mein Handy aus der Hand und packe mein Mäppchen aus, damit es wenigstens so aussieht, als ob ich mich an die Arbeit machen würde. „Becca, Telefon für dich!", ruft meine Mutter, obwohl sie bereits in meinem Zimmer steht. Manchmal sind meine Eltern echt komisch. Jedenfalls nehme ich das Telefon und drücke auf den grünen Hörer. Die Nummer auf dem Display habe ich nicht erkannt und so bin ich gespannt, wer am anderen Ende ist.

„Ja?", frage ich zur Begrüßung. „Wer ist da?" „Ähm, hey", antwortet die Person. Mir kommt die Stimme zwar bekannt vor, doch ich komme einfach nicht darauf, wer es sein könnte. Allerdings bringt der Junge, wie man es hören kann, gleich Licht ins Dunkel. „Ich bin Josh aus einer von deinen Parallelklassen. Ich bin der, der in Mathe nie etwas sagt und immer schlechte Noten schreibt, weil ich es einfach nicht verstehe. Deswegen wollte ich dich fragen, ob wir mal zusammen lernen könnten. Am besten so schnell wie möglich. Nächste Woche ist die Arbeit." „Ähm, klar. Wieso nicht?", meine ich.

Obwohl ich keine Ahnung habe, wie dieser Typ tickt - vielleicht ist er gar nicht so schüchtern wie er im Moment wirkt und ist eigentlich sogar ein Draufgänger - , stimme ich zu. Möglicherweise handele ich ohne wirklich darüber nachzudenken, aber ich mache mir bei solchen Sachen nie richtig Gedanken.

„Hast du morgen Zeit?", fragt er nun. „Tut mir leid, nein", entschuldige ich mich darauf. „Da hab ich einen Zahnarzttermin. Wie sieht es übermorgen aus?" Nach ein paar Sekunden, in denen keiner von uns beiden etwas sagt, ergreift er wieder das Wort: „Ja, würde gehen. Danke schon einmal, dass du mir hilfst. Vielleicht kann ich mich irgendwann mal revanchieren." „Nichts zu danken", sage ich dann. „Am besten wir treffen uns direkt nach der Schule in der Mensa. Deren Standort kennen wir ja beide." Viel mehr besprechen wir nicht mehr und legen auf.

Da bin ich ja mal gespannt. Eigentlich habe ich mich auf einen freien Tag am Mittwoch gefreut, doch wenn er es so eilig hat, kann ich es auch nicht bringen, erst einen Tag vor der Arbeit mit ihm zu lernen. So gemein bin ich auch nicht.

Nachdem ich das Telefon wieder an seinen ursprünglichen Platz gebracht habe, schließe ich mein Zimmer ab, damit mich keiner und vor allem nicht meine Mutter stören kann. Ich habe das Gefühl, dass sie mich in letzter Zeit ständig beobachtet, und das nervt so langsam. Ich weiß, sie will nur das Beste für mich, aber mit 16 Jahren muss ich nicht dauernd unter der Obhut meiner Mom stehen.

Plötzlich werde ich echt müde, weswegen ich mich auf mein Bett fallen lasse und mich zudecke. Ich war noch nie der Typ für einen Mittagsschlaf, aber heute schaffe ich es tatsächlich, einzuschlafen.

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Wie versprochen gibt es heute ein neues Kapitel. Ich hoffe, euch gefällt es, auch wenn Shawn bisher nur ab und zu erwähnt wird.

Da dieses Kapitel eher kurz ist, werde ich heute höchstwahrscheinlich noch eines hochladen. Und das ist dann wieder "normal lang" ;)

One more wish {s.m.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt