Als Shawn seine Augen langsam öffnet, bin ich schon längst wach und sitze wie gestern Abend auf dem Sessel. Ich habe zwar die ganze Zeit, die ich mich bereits hier befinde, mein Handy in der Hand gehabt, aber der vor sich hin schlummernde Junge war interessanter.
Nun jedenfalls blickt dieser sich im ganzen Raum um, bis er bei mir stehen bleibt. „Oh, Becca", murmelt er verschlafen, weshalb ich grinsen muss. Er ist echt süß, wenn er verwirrt ist. „Wie viel Uhr ist es?"
Nachdem ich kurz auf meine Armbanduhr geschaut habe, antworte ich ihm: „Dreiviertel elf." Auf einmal muss ich daran denken, wie ich als kleines Kind noch einmal nachfragen musste, weil ich diese Ausdrücke nicht verstanden habe. „Du hast den Schlaf wohl echt gebraucht."
„Scheint so", meint der Braunhaarige. Dann hält er inne und setzt sich schnell auf. „Oh nein, ich bin echt eingeschlafen. Tut mir wirklich leid. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel."
„Ach was, wieso sollte ich das sein?", beruhige ich ihn, stehe auf und gehe zu ihm, der inzwischen auch auf beiden Beinen ist, herüber. Meine Arme um seinen Körper geschlungen und meinen Kopf auf der Brust ablegend, füge ich hinzu: „Ich könnte dir niemals böse sein und das weißt du."
Am liebsten würde ich noch eine ganze Weile so mit ihm verharren, aber meine Gedanken machen mir einen Strich durch die Rechnung. Ich bekomme es einfach nicht aus dem Kopf, dass Kira ein weiteres Geheimnis von mir an die ganze Welt verraten haben könnte.
„Hör zu, wegen der Sache, die ich mit dir besprechen wollte", fange ich schließlich an, nehme Shawn's Hände in meine und sehe ihm in die Augen, der verständnisvoll nickt. Ich traue mich fast nicht, weiter zu erzählen, doch für mich gibt es keinen Weg zurück.
„Ich wollte es dir eigentlich schon früher sagen, aber du hattest noch deine Tour und deswegen hab ich gewartet. Und zwar geht es um die Sache mit dem Tumor. Du weißt, man kann Kira nicht trauen, und ich kann einfach nicht aufhören, daran zu denken. Ich muss nach Hause und das klären, so schnell wie möglich. Und ich möchte, dass du mitkommst."
„Okay", zieht er das Wort in die Länge, und bei mir kommen schon erste Zweifel auf. „Denkst du nicht, dass es von Nachteil wäre, wenn ich dabei bin? Ich meine, sie könnte alles mögliche anstellen."
„Um ehrlich zu sein, nein, das denke ich nicht", sage ich mit fester Stimme. Wow, woher kommt plötzlich dieses Selbstbewusstsein? „Kira ist auch ein Fan von dir, was man ihr gar nicht glauben kann. Aber es ist so, sie steht auf dich. Und wenn Shawn Mendes höchstpersönlich vor ihr steht und ihr sagt, dass sie das lassen soll, wird sie vielleicht darauf hören."
„Vielleicht ja, aber wir haben keine Sicherheit", wirft der Sänger ein, womit er auch recht hat. Bei Kira weiß man immerhin nie und sie hat einige Überraschungen auf Lager.
„Stimmt, doch einen Versuch ist es wert", gebe ich nun wieder sanfter von mir. „Und wenn es nicht funktionieren sollte und sie es übertreibt, dann fliegen wir auf eine einsame Insel und leben dort völlig abgeschottet von der restlichen Welt. Nur wir zwei."
Darauf zieht er seine Augenbrauen in die Höhe. Sein Gesichtsausdruck sieht so aus, als wollte er fragen, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe. Ich versuche, mein Lachen zurückzuhalten, doch irgendwann platzt es aus mir heraus.
„Du hast nicht im Ernst gedacht, dass ich das wirklich so meine?!", pruste ich folglich los und muss mich von Shawn lösen. „Ach, du bist echt niedlich. Aber ich musste die Stimmung jetzt irgendwie lockern."
„Alles klar", meint er sichtlich erleichtert und streicht sich über die Stirn, als ob er sich den Schweiß wegwischen müsste. Da hat er sich wohl schon richtige Sorgen gemacht. Allerdings verstehe ich ihn auch, immerhin befindet er sich gerade auf dem Höhepunkt seiner bisherigen Karriere und da möchte man als allerletztes auf eine einsame Insel.
„Ich hatte zwar gedacht, dass ich dir noch mehr von meinem Heimatland zeigen könnte, aber okay, schauen wir nach den Flugtickets", beschließt Shawn und geht auf die Zimmertür zu, während ich überrascht an Ort und Stelle stehen bleibe. „Was ist los? Hast du deine Meinung geändert?"
Energisch schüttele ich meinen Kopf und jogge schnell zu ihm herüber. „Ich hätte nur nicht erwartet, dass du dich gleich auf den Weg machst." Darauf erscheint ein kleines Grinsen in seinem Gesicht, was mich ebenfalls zum Lächeln bringt.
Also gehen wir gemeinsam nach unten zur Rezeption, wo der einzige für uns Gäste erreichbare Computer steht. Eigentlich ist das ziemlich blöd, weil es so zu langen Warteschlangen führen könnte, und wenn jemand zu ungeduldig ist, sogar zu Stress.
Glücklicherweise ist der Computer nicht in Gebrauch, als wir an der Theke ankommen und den Mann, der im Moment das Gästebuch diesen Jahres mit dem letzten Jahres vergleicht, begrüßen. Ich weiß zwar nicht, zu was das gut sein soll, aber nachfragen möchte ich auch nicht.
Nach ein paar Augenblicken sitzen wir bereits vor dem Bildschirm und suchen die nächsten und billigsten Flüge - Shawn mangelt es zwar nicht an Geld, aber ich möchte nicht, dass er so viel wegen mir ausgibt. Tatsächlich dauert die Suche länger als meine Überzeugungsaktion vorhin.
Doch dann klickt der Braunhaarige auf ein Angebot, das wirklich nicht viel Geld verlangt, und sagt: „Der Flug würde heute Nachmittag um 16.04 Uhr abgehen." Natürlich muss ich da nicht lange überlegen und nicke. Also zahlt er schnell und druckt die Tickets aus.
Als wir beide am Drucker stehen und auf die Papiere warten, schlinge ich meine Hände um Shawn's Nacken und ziehe ihn zu mir herunter, um ihn darauf zu küssen. „Danke."
„Nicht dafür, Baby. Ich weiß doch, wie viel dir das bedeutet. Ich kann es doch nicht zulassen, dass dich diese Sache weiterhin herunterzieht", meint er und streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr, worauf ich eine leichte Gänsehaut bekomme.
„Du bist echt der Beste", sage ich und hätte fast ein Ich weiß erwartet. „Ich liebe dich."
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Für alle, die es noch nicht auf meinem Storyboard gesehen haben: Gutes neues Jahr! Ich hoffe, ihr seid gut ins neue Jahr gestartet und habt gestern schön gefeiert :)
Und ja, das Kapitel hat echt auf sich warten lassen, aber ich hatte irgendwie überhaupt keine Motivation. Wirklich, ich hab letzte Woche mein Word-Dokument aufgemacht und es ewig lang angestarrt.
Na ja, aber jetzt ist es ja zum Glück da. Ich hoffe, es ist nicht zu langweilig geworden :'D
Und dann noch eine Sache: Ich nehme ja mit der Geschichte am Ice Splinter Award teil und da findet jetzt die Votingphase statt. Ich erwarte zwar nicht viel, aber es würde mich freuen, wenn ihr für mich votet. Geht dazu einfach auf @icesplintersDE und in die Kategorie "bis 100k". Ich weiß nicht mehr genau, welche Nummer ich habe, aber ich befinde mich fast ganz unten. Wäre echt lieb von euch <3

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One more wish {s.m.}
FanfictionDas ganze Leben lang hatte Becca keine Probleme. Zumindest keine gesundheitlichen. Natürlich muss sie als 16-Jährige auch mit dem Stress der Highschool kämpfen, aber eigentlich führt sie ein ganz normales Leben. Na ja, wenn man von ihrem inneren Fa...