9. Kapitel

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Völlig vertieft in mein Handy, bemerke ich nicht, wie sich jemand mir nähert. Erst als diese Person meine Schulter berührt und mich fragt: „Hey, was machst du denn noch hier?", schrecke ich leicht auf, wobei mir mein Handy aus der Hand und auf den Boden fällt, und schenke der Person meine volle Aufmerksamkeit.

„Oh Mann, jetzt hab ich mal kein Handy fallen lassen und trotzdem bin ich irgendwie schuld", meint der Typ, wie mir nun auffällt, und lacht ein bisschen. Allerdings fällt mir noch was anderes auf. Seine Stimme kommt mir sehr bekannt vor und stimmt auf mit seinem Gesicht überein.

„Oh mein Gott", sage ich deshalb entgeistert und ungläubig. Er entgegnet darauf: „Du kannst mich auch einfach Shawn nennen." „Du. Bist. Der. Echte. Shawn. Mendes", kommen die Worte stoßweise aus meinem Mund. Ich kann es nicht fassen! Innerlich raste ich gerade total aus, was man, glaube ich, auch äußerlich bemerken kann.

„Ich weiß", meint Shawn und ich muss lachen. „Also, du hast meine Frage noch nicht beantwortet." Das stimmt, und zwar aus dem ganz einfachen Grund, weil ich zu beschäftigt war auszurasten. Das behalte ich aber für mich, obwohl er es wahrscheinlich eh schon weiß.

Kurz muss ich überlegen, wie seine Frage nochmal lautete. Zum Glück fällt es mir wieder ein, und ich gebe ihm nun eine Antwort: „Ich warte auf meine Mom. Sie sollte mich abholen, aber jetzt steckt sie im Stau." „Oh, das ist blöd", meint Shawn. „Hör mal, eigentlich wollte ich in mein Hotel gehen, doch wenn es dir nichts ausmacht, warte ich mit dir zusammen."

Darauf weiten sich meine Augen automatisch. Er ist bestimmt richtig erschöpft nach der Show, denn er hat wirklich alles gegeben - seine Haare sind sogar immer noch nass vom Schweiß - , und dennoch möchte er noch mit mir hier bleiben? „Ist das dein Ernst?", frage ich deswegen. Er nickt und zeigt mir sein unglaublich schönes Lächeln, das mich immer wieder verrückt macht. Dieses Mal kann ich mich allerdings beherrschen. Wenn Fiona davon wüsste!

Da auf dem Stein noch etwas Platz ist, setzt er sich einfach neben mich. Jedoch ist es jetzt ziemlich eng, sodass wir uns extrem nah sind und ich aufpassen muss, dass ich mich nicht an seine Schulter lehne. Das wäre zu viel. Ich meine, für mich wäre es kein Problem, aber er kennt mich überhaupt nicht und vielleicht würde ich ihm dann zu nahe treten.

Da fällt mir ein, dass er noch nicht einmal meinen Namen kennt. „Übrigens, ich bin Becca", stelle ich mich also vor. „Hallo Becca", begrüßt der Sänger mich nun und lächelt erneut, und ich kann einfach nicht anders als mit zu lächeln.

Für ein paar Minuten sagt keiner ein Wort, was mir echt unangenehm ist. Jetzt sitze ich genau neben meinem Idol und habe nichts zu sagen. Nein, eigentlich möchte ich ihm einige Dinge erzählen, doch es gelingt mir einfach nicht. Außerdem glaube ich, es wäre für ihn komisch, Sachen über sich selbst zu hören.

Glücklicherweise bricht Shawn schließlich unser Schweigen: „Erzähl mir was über dich!" „Ähm, na gut", entgegne ich darauf. „Also mein Name ist Becca Mason, ich bin 16 Jahre alt und wohne am anderen Ende von New York. Meine Eltern sind geschieden und ich habe keine Geschwister, deswegen habe ich nur meine Mom und sie nur mich. Ich liebe es zu lesen und auch selber zu schreiben und Musik ist ebenso meine Welt. Und mein Lieblingssänger, na ja, das bist du." An dieser Stelle fühle ich das Blut in meine Wangen fließen. „Süß", grinst der Braunhaarige. Wenigstens lacht er mich nicht aus.

Für einen Bruchteil einer Sekunde denke ich sogar darüber nach, ob ich ihm von meinem Tumor erzählen soll. Immerhin macht er mich in irgendeiner Weise aus. Doch dann verwerfe ich die Idee gleich wieder. Er muss nicht alles über mich wissen. Zudem habe ich meine Strahlentherapie bald komplett geschafft und dieses Glioblastom ist ganz sicher vollständig verschwunden.

In den nächsten paar Minuten reden wir nur über irgendeinen Schwachsinn, was uns aber dermaßen zu lachen bringt. Auch wenn viele Fans das sagen würden, um anzugeben, behaupte ich, dass wir uns ziemlich gut verstehen. Und das meine ich ernst. Es wirkt fast so, als wären wir alte Freunde.

Vorhin habe ich mich etwas darüber aufgeregt, dass Mom nicht da war, doch jetzt, als sie tatsächlich mit ihrem Auto am Straßenrand vor Shawn und mir steht, wünsche ich mir, sie würde noch länger brauchen. Am besten so lange, bis Shawn beschließt, mich mitzunehmen, was die Gerüchteküche allerdings mächtig aufheizen würde, wenn Paparazzi an unserer Seite wären.

„Das ist sie", informiere ich ihn nun. „Das heißt, ich muss jetzt gehen. Leider." „Na ja. Es war schön, dich kennenzulernen", sagt er darauf. „Fand ich auch", meine ich. Da ich ihn jedoch schon vorher gekannt habe, verbessere ich mich schnell: „Also dich persönlich kennenzulernen." „Ich verstehe, was du meinst", lacht Shawn.

„Vielleicht sehen wir uns bei einem anderen Konzert wieder." „Das glaube ich eher nicht, wir sind ziemlich knapp bei Kasse. Dieses Konzert war bereits eine Ausnahme", erkläre ich etwas enttäuscht und sehe zu Boden. „Schade", gibt er so leise bei, dass man es beinahe nicht hören kann.

Tut tut! Durch das Hupen des Autos werde ich wieder daran erinnert, dass meine Mom ja wartet, bis ich einsteige, und mich beobachten kann. „Tja, also das war's dann", murmele ich, worauf er nickt und mich in den Arm nimmt. „Lebe wohl!", verabschiedet er sich schließlich.

Es hört sich so an, als ob wir uns wirklich niemals wieder sehen würden, was mich echt traurig macht. Ich spüre sogar, wie meine Augen feucht werden und sich ein Tränenschleier bildet. Ohne zurückzuschauen steige ich in Mom's Wagen ein, mache die Tür zu und schnalle mich an. Direkt danach fährt sie los.

Nach einer Weile fängt sie ein Gespräch mit mir an. „Dieser Typ, der neben dir gesessen ist", sagt sie, während sie weiterhin brav auf die Straße schaut und auf den Verkehr achtet. „Der kam mir sehr bekannt vor." An dieser Stelle zwinkert sie mir kurz zu. „Vielleicht hast du recht. Woher kennst du ihn denn?", frage ich sie spaßeshalber. „Ich glaube, aus deinem Zimmer", antwortet sie und tut so, als ob sie ernsthaft scharf darüber nachdenken müsste.

Dann schwingt ihre Stimmung plötzlich total um, und zwar auf eine verrückte Weise: „NEBEN DIR WAR SHAWN MENDES UND IHR HABT MITEINANDER GESPROCHEN!" Mom? Wo bist du geblieben? Mutierst du jetzt auch noch zu einem Fangirl? Ich kann nicht anders und muss lachen. Möglicherweise lache ich sie sogar ein bisschen aus.

Danach wechseln wir fast kein Wort mehr miteinander.Vielleicht führe ich nur Selbstgespräche in meinen Gedanken darüber, wie toll dieser Abend war.

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So, das war's. Es waren zwar nicht besonders viele dabei - genauer gesagt eine Person - , aber das habe ich mir schon vorher gedacht. Trotzdem wollte ich diese Lesenacht unbedingt machen!
Und an die, die dabei waren: Ich hoffe, dass euch (ich sag's jetzt einfach so😂) dieser Abend gefallen hat. Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht. Und mal schauen, vielleicht wiederholen wir das mal😏😊

Das Gute ist, dass ihr jetzt nur noch drei Tage warten müsst, bis schon wieder ein neues Kapitel kommt. Ich freu mich auf euch💞

One more wish {s.m.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt