~6~ Nicht nach Plan verlaufen

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Lysanders Sicht

Wir bogen in ein Wohnhausviertel ab und stoppten vor einem kleinen, gemütlich wirkenden Haus. Es hatte zwei Stockwerke, war gelb gestrichen und hatte einen kleinen Garten, in dem viele prächtige Blumen Platz gefunden hatten.
Ich stieg heilfroh von dem Mofa und nahm endlich den Helm ab. Es war stickig in dem Ding und desto besser fühlte es sich nun an, die frische Luft zu inhalieren.
Um ehrlich zu sein, war es doch nicht so schlimm gewesen, wie ich am Anfang dachte auch, wenn ich Tarek die ganze Zeit spüren musste.

Ich folgte ihm nach drinnen und sofort schaute ich mich nach möglichen Fluchtwegen um. Ich entdeckte eine Terassentür im Wohnzimmer und zur Not würde ich einfach durch ein Fenster abhauen. Ein intensiver Geruch von Rauch zog in meine Nase und lenkte mich völlig von meinen paranoiden Gedanken ab. Rauchschwaden wehten mir entgegen, woraufhin ich anfing zu husten. Bedauerlicherweise waren diese nicht von einer Hotbox, sondern wahrscheinlich von einem Feuer.

,,Shit '',hörte ich Tarek fluchen und sah ihm nach, wie er in den Raum verschwand, aus dem der Rauch kam. Ich folgte ihm,da ich etwas neugierig war. Fast stießen wir zusammen, als er zurück aus dem Raum stürmte. Er hatte etwas Großes, Verschmutztes im Arm,was ich überrascht als ein Mädchen identifizierte.

Meine Verwunderung wurde mit jedem weiteren Schritt, den ich in diesem Haus tat, größer.
Ich setzte meinen Weg in den Raum fort und landete in einer großen Küche, die fast schwarz wegen des ganzen Rauches schien.
Ich machte die Quelle ausfindig und eilte zum Waschbecken,um dort einen großen Topf mit Wasser zu befüllen und ihn anschließend in den Ofen zu kippen. Zum Glück schien das Feuer nicht durch Fett entstanden zu sein,da es sonst durch die Zugabe von Wasser noch schlimmer geworden wäre. Der Rauch ließ nach, brachte mich jedoch trotzdem noch zum Husten.

Nachdem ich sicher gegangen war,dass nichts wieder anfangen würde zu brennen,machte ich das Fenster weit auf und flüchtete hustend aus der Küche, zurück ins Wohnzimmer,wo Tarek mit dem kleinen Mädchen auf seinem Schoß auf der Couch saß und ihr Ruß aus dem Gesicht wischte.

Sie weinte leise, wodurch ihr der Ruß in Schlieren am Gesicht runterlief.
Sanft strich er ihr über den Rücken und versuchte sie dazu zu bringen, aufzuhören zu weinen,während er seine Hände um ihre zitternden Hände gelegt hatte. Ihm schien egal zu sein,dass der Ruß,der an dem ganzen Mädchen hing auch seine Sachen beschmutzte,denn er hatte sie fest an sich gedrückt. Das Mädchen,was ich etwa auf sechs Jahre schätzte, schien sich dadurch langsam zu beruhigen.

Ich fühlte mich unwohl dabei, neben ihnen zu stehen und ihnen bei einem scheinbar sehr rührenden Moment zuzusehen.Trotz dessen sah ich gerne zu,da es mein Herz erwärmte, ihn so fürsorglich zu erleben. Seine Liebe für das kleine Mädchen war deutlich zu erkennen.
Ich räusperte mich und unterbrach somit den rührenden Moment.

,,Ist... sie deine Tochter?'',fragte ich vorsichtig an Tarek gerichtet.
Er sah mich überrascht an,während das kleine Mädchen leise kicherte und ,,Daddy" rief.

,,Nein! Natürlich nicht! Sie ist meine kleine Schwester,Melly, aber ich habe sie mindestens genauso sehr lieb,wie ich meine Tochter lieben würde.''

Bei seinen Worten konnten einem glatt die Tränen kommen. Zum Glück war ich keine nah am Wasser gebaute Person.

,,Was ist denn überhaupt passiert?'',fuhr ich fort.
Sie sah mit ihren großen geröteten Kulleraugen zu mir herüber und sagte mit ihrer hohen,kindlichen Stimme :,,Ich wollte Tarek einen Kuchen backen,damit er sich freut,wenn er nach Hause kommt,aber ich hab ihn beim Barbie Spielen im Ofen vergessen.''

,,Es ist schön,dass du mir eine Freude machen willst, aber wie oft habe ich dir schon gesagt,dass du nicht in der Abwesenheit von Mama, Papa oder mir an den Ofen gehen sollst?'',sagte Tarek in einem strengen Tonfall,der selbst mir hätte Angst einjagen können,wäre ich die Person, die ausgeschimpft wird.

Broken Heart - Syndrom→boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt