~47~ wahre Freunde

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Lysanders Sicht

,,Hi..." Es war Tarek. Seine Stimme klang warm und doch so kalt. Nervös fuhr er sich über den Nacken, während er die Tür weiter öffnete. Wenigstens kam er nicht sofort rein.

,,Ich glaube, wir müssen reden", sagte er ernst, doch ich hörte seine Stimme kaum noch, denn meine Gedanken begaben sich in ferne Welten.

Mir schoss in den Kopf, an welchen intimen Stellen er mich berührt hatte. Sie begannen zu kribbeln. Ich hörte mein eigenes leises Stöhnen und erinnerte mich an die überwältigenden Gefühle und die Lust, die er in mir entfacht hatte. Noch nie hatte ich mich so gut gefühlt wie in diesem Moment.

Bis ich mich abermals an meine Kindheit erinnert hatte.

Doch das war nicht das Schlimmste. Erinnerungen waren nicht real, sie konnten einem körperlich nicht wehtun. Tarek schon. Und er hatte mir wehgetan. Zwar noch nicht körperlich, aber seelisch. Er war es, der mir in dieser Nacht am meisten Furcht eingeflößt hatte. Selbst als ich ihm deutlich gesagt hatte, dass ich zu ängstlich war, um weiterzumachen, hatte er nicht aufgehört und die gleichen schrecklichen Worte wie er gesagt.

Jetzt stell dich nicht so an! Das ist nichts Schlimmes.

Jetzt entspann dich doch mal, sonst tue ich dir versehentlich wirklich weh. Ich will dir nicht wehtun.

Das hatte er. Und wie er das hatte.

,,Hey, hörst du mich? Bist du überhaupt noch da?", hörte ich plötzlich eine Stimme direkt an meinem Ohr sagen. Erschrocken erwachte ich aus meinen Erinnerungen und bemerkte, dass Tarek inzwischen reingekommen war und direkt vor mir stand.

,,B-bleib, bleib weg v-von mir!", schrie ich panisch und wich zurück. Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding und ich ahnte, dass sie mich nicht länger würden halten können. Vorsichtshalber stützte ich mich am Treppengeländer ab.

,,Ich tu dir doch nichts! Ich will nur mit dir reden. Bitte, Lysander, es ist unglaublich wichtig."

,,Ich will nicht mit d-dir reden!"

,,Komm schon, es dauert nicht lange. Warte mal... Wieso trägst du keine Hose..?" Er ließ seinen perversen Blick über meinen Körper wandern und guckte kurz darauf peinlich berührt zur Seite. Seine Wangen färbten sich rot. Ich presste meine Beine enger zusammen und zog das T-Shirt so weit es ging hinunter. Viel bedeckte es trotzdem nicht, was in mir eine noch größere Furcht auslöste. Konnte er sich wieder nicht zurückhalten? Würde er mich gleich erneut überfallen?

,,Ich glaube, das geht dich nichts an", erklang eine weitere Stimme hinter mir. Erleichtert sah ich zu Ginger, der zu uns in den Flur trat. Seine Anwesenheit beruhigte mich, weil er das kleinere Übel von beiden war. Außerdem war ich mir sicher, dass er mich im Notfall vor Tarek beschützen könnte. Er trat zu mir und legte mir den Arm um die Taille. Zum Glück, denn ich wusste nicht, wie lange ich es noch ausgehalten hätte, mit meinen wackeligen Beinen aufrecht zu stehen. Kraftlos lehnte ich mich gegen ihn und er hielt mich fest.

Als ich einen angsterfüllten Blick zu Tarek riskierte, wurde mir schlecht.

Verstört sah er uns beide an, doch was noch besser zu erkennen war, war die Enttäuschung in seinen Augen, mit der er mich musterte. Obwohl es keinen Grund dafür gab, verspürte ich ein unangenehmes Gefühl im Bauch. Mein schlechtes Gewissen meldete sich zu Wort. Es fühlte sich an, als würde ich ihn mit Ginger betrügen. Dabei konnte ich das nicht einmal, weil uns rein Garnichts mehr verband. Zwischen uns war weder Liebe noch sonst irgendwas.

,,Ist das dein Ernst? Du gibst dich jetzt mit diesem Typen ab?", fragte er mich ungläubig. Sogar eine leichte Wut war aus seiner Stimme herauszuhören. Ich antwortete nicht. ,,Der Typ bringt dir nichts Gutes. Er wird dir wehtun!" Er trat einen Schritt näher, als würde er mich aus Gingers Armen reißen wollen. Instinktiv zuckte ich zusammen und versuchte mich hinter Ginger zu verstecken.

Broken Heart - Syndrom→boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt