Tareks Sicht
Ich hätte nicht erwartet, ihn mit nur ein paar Worten fast schon in eine Panikattacke versetzen zu können. Amelia hatte mich dann bemüht freundlich darauf hingewiesen, Lysanders Vater nicht mehr zu erwähnen. Trotzdem war es schon zu spät gewesen, denn wir hatten mitten auf der Straße anhalten müssen, damit Lysander sich von seiner Mutter beruhigen lassen konnte.
Kyles Worte hallten in meinem Kopf wieder wie ein Echo.
Er ist bereits so zerstört. Wieso willst du ihn noch mehr zerstören ?
Erst jetzt wurde mir das riesige Ausmaß seiner Angst bewusst. Hätte ich bloß früher davon gewusst. Dann hätte ich ihn zwar immer noch brechen wollen, aber vielleicht wäre ich sanfter vorgegangen.
Eine Stunde später, nachdem wir endlich am Urlaubsort angekommen waren, wirkte Lysander weiterhin ein wenig ängstlich und in sich gekehrt. Fast schon tat er mir leid. Aber nur fast.
Sogar, dass wir um elf Uhr abends in Livorno in Italien angekommen waren, schien ihn nicht zu interessieren. Die Häuser sahen hier anders aus und es war viel wärmer als Zuhause. Alles wirkte viel künstlerischer, besonders die hübsch verzierten Häuserfassaden und die Luft am Meer war salziger. Unser Hotel lag mitten am Meer, weshalb ich vermutete, dass wir morgen früh von Möwengeschrei oder dem Rauschen des Meeres geweckt werden würden.
Amelia redete sanft auf Lysander ein und bat ihn, die Koffer ins Hotel zu tragen, während sie sich an der Rezeption anmelden würde. Er tat es, ohne sich zu beschweren.
Auf dem Weg zu unserem Hotelzimmer versuchte ich vorsichtig zu ihm durchzudringen, indem ich ihn ablenken wollte.
,, Glaubst du, wir haben ein Zimmer mit Aussicht auf das Meer? Wir sind im obersten Stockwerk und von dieser Höhe aus sollte man es sehen können."
Er reagierte nicht und sah ein wenig verloren aus, wie er mit gesenktem Kopf durch den menschenleeren Flur ging. Die Rollen des Koffers waren das einzige Geräusch, welches erklang.
,,Ich hoffe, wir haben einen großen Balkon, damit wir uns dort nachts die Sterne angucken können. Weißt du noch beim Lagerfeuer?" Das schien ihn endlich aus seiner Starre zu reißen, denn er zuckte zusammen und seine Wangen färbten sich leicht rosa, weil er vermutlich an unseren Fast-Kuss denken musste.
,,Ja, das hoffe ich auch", murmelte er leise und blieb stehen. Wir waren bei unserem Zimmer angekommen. Er holte den Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss auf. Neugierig lunschte ich in das Zimmer hinein und bemerkte sofort etwas, das meine Stimmung in die Höhe katapultierte.
Lysander bemerkte es auch, jedoch schien er darüber kein bisschen erfreut zu sein.
,, Was ist das für ne Scheiße? Wieso steht da ein Doppelbett in unserem Zimmer?! "
,,Schrei doch nicht so rum. Die anderen Gäste schlafen vielleicht schon!", zischte Amelia ihren Sohn an, als sie und Ella hinter uns auftauchten.
,,Aber Mom, ich dachte, wir haben getrennte Betten!" Lysander war der König darin, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. Mir gefiel es sogar, dass wir uns ein Bett teilen würden. Damit käme ich meinem Ziel einen Schritt näher.
,, Ich weiß auch nicht, was das soll, aber ich kann erst morgen mit dem Hotelvermieter darüber reden, weil er gerade Feierabend gemacht hat."
,,Aber Mom..." Es sah so aus, als stünde er erneut vor einem Nervenzusammenbruch. Dabei verstand ich nicht, was so schlimm daran sein sollte, zusammen in einem Bett zu schlafen.
,, Es ist nur eine Nacht, Lysi. Das schaffst du. Und jetzt geht euch umziehen und eure Koffer auspacken. Wir gehen in zwanzig Minuten essen." Man sah Lysanders Mutter an, dass es ihr schwerfiel, ihren Sohn so aufgewühlt zurückzulassen, doch sie hatte recht. Es war nur eine Nacht. Ich würde ihn in dieser Nacht schon nicht auffressen. Vielleicht.
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Broken Heart - Syndrom→boyxboy
Fiksi Remaja× Broken Heart - Syndrom × ~ Die Gewohnheit, andere Herzen zu brechen, weil eines selber Herz gebrochen ist. ~ Du bist durch und durch homophob, hast dich aber trotzdem auf einen Fuckboy eingelassen? Willkommen in meinem schwulen, homophoben und tra...