~51~ Hoffnungsschimmer

129 7 20
                                    

Tareks Sicht

Montag Morgen.
Als wäre das nicht schon schlimm genug, war es der erste Tag nach den Sommerferien. Meine Motivation, zur Schule zu gehen, war gleich Null. Dort war nichts woraufhin ich mich freuen konnte. Ich würde mir den ganzen Tag angucken müssen, wie Lysander an Ginger klebte, als wäre er Honig und Ginger Winnie Puuh.
Was fand er bloß so toll an Ginger? Er war bloß ein Arschloch, das meinen Lysander ficken wollte, aber leider war Lysander so naiv, dass er es nicht bemerken würde, bis es zu spät wäre.

Die Wahrheit war sogar vielleicht noch schlimmer. Möglicherweise hatte Lysander das sogar bereits bemerkt und es machte ihm nichts aus, weil er es so wollte. Mit einem stechenden Gefühl im Brustkorb erinnerte ich mich an die Knutschflecke an seinem Hals zurück. Doch das war erst die Spitze des Eisbergs. Zu allem Überfluss hatte Mark mir erzählt, dass Lysander den Rest der Ferien fast ausschließlich bei Ginger verbracht hatte. Wenn ich mir auch nur vorstellte, was dieser Dreckskerl alles mit Lysander angestellt hatte, kochte mir das Blut in den Adern. Gleichzeitig empfand ich tiefe Trauer, wenn ich daran dachte, dass es Lysander gefallen könnte. Um ehrlich zu sein, sah ich keinen anderen Grund darin, weshalb er sonst die ganze Zeit an Ginger hing. Dabei konnte ich ihm das gleiche geben und das nicht nur, weil ich ihn einfach nur ficken wollte, sondern weil ich in ihn verliebt war! Was hatte Ginger bloß, das ich nicht hatte?!

,,Tarek? Wir sind seit drei Minuten da. Ich weiß, dass du nicht in die Schule gehen willst, aber kannst du wenigstens aus dem Auto steigen? Ich muss zum nächsten Drehort." Clarissa unterbrach meine Gedanken, die kurz davor waren, eine nächste Welle der Trauer in mir auszulösen.
,,Oh äh ja, tut mir leid", stammelte ich und machte den Anschnallgurt auf.
,,Tarek, mein Schatz, ich sehe doch, dass dich etwas belastet. Wenn du willst, kann ich heute früher nach Hause kommen, damit wir reden können."
,,Danke Clarry, aber es ist alles gut", beruhigte ich meine Stiefmutter und hauchte ihr einen Abschiedskuss auf die Wange.

,,Ich hab dir noch einen Donut eingepackt, falls du Lust auf was Süßes bekommst." Sie lächelte mir aufmunternd zu. Ich schenkte ihr ein etwas schiefes Lächeln und stieg aus dem Wagen. ,,Bis später", verabschiedete ich mich und ging in Richtung Schultor. Es war süß, wie viel Mühe sie sich gab, meine Stimmung aufzubessern. Leider war es an meinen Eltern nicht spurlos vorbeigegangen, dass ich mich mit jemanden geprügelt hatte. Zwar war nur noch mein rechtes Auge ein wenig bläulich, aber meine Wange tat immer noch weh von der Schlägerei mit Ginger. Ich hoffte ihn heute nirgends anzutreffen, damit der Tag nicht noch schlimmer werden würde.

Meine Jungs, Mark, Evan und Kyle, standen an unserem Stammplatz und mitten zwischen ihnen befand sich Lysander. Für eine kurze Zeit lang blieb ich mitten auf dem Schulhof stehen und musterte sie einfach nur. Lysander lächelte. In ihrer Nähe lächelte er wieder. Es war lange her, dass ich ihn glücklich gesehen hatte. Meine Schuldgefühle fraßen mich immer noch von innen auf und ich hielt es für unwahrscheinlich, dass das irgendwann aufhören würde.

Von weitem sah ich, dass Kyle etwas erzählte, woraufhin Mark und selbst Evan einen Lachflasch bekamen. Lysander stand schüchtern daneben und seine Mundwinkel erhoben sich. Ich würde alles dafür geben, ihn zum lachen zu bringen. Dieses goldige Lachen, das sich in mein Herz geschlichen hatte...

Sollte ich wirklich zu ihnen gehen? Ich hatte Kyle versprochen, Lysander aus dem Weg zu gehen. Jedoch konnte ich als Vorwand nehmen, dass ich bei meinen Jungs und nicht bei Lysander sein wollte.

,,Hi Leute, wie geht's?" Sofort verstummte ihr Gelächter. Niemand antwortete mir. Die Stimmung war in den Keller gesunken und ich hatte das Gefühl, Kyles Blick würde mich töten wollen. Erst schaute er zu Lysander und dann zu mir, um mir klarzumachen, dass ich ihm nicht zu nahe kommen sollte. Dabei hatte ich das nicht einmal mehr vor. Evan schaute teilnahmslos auf sein Handy, Mark war der Einzige, der versuchte, ein Gespräch aufzubauen.

Broken Heart - Syndrom→boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt