~52~ unter Druck

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Lysanders Sicht

,,Ich denke, dass das eine sehr, sehr schlechte Idee ist!", beschwerte sich Kyle und lief mir nach.

,,Er wird mir schon nichts tun, wenn viele Leute dabei sind", versuchte ich ihn zu besänftigen.

,,Darum geht es doch gar nicht! Was wenn er dich schon wieder verletzt, ich meine nicht körperlich, sondern seelisch. Er bringt dir nichts Gutes." Nachdem ich ihm gesagt hatte, dass ich mit Tarek über alles reden wollte, versuchte er es mir wie eine besorgte Mutter auszureden. Und ich war der trotzige Teenager, der sowieso wusste, was besser für ihn war.

,,Dazu wird er keine Chance haben, denn ich werde mich nicht mehr auf ihn einlassen. Ich will dem allen einfach nur ein Ende setzen. Ich will mit ihm abschließen." Ich steckte den Schlüssel mit mehr Gewalt als nötig ins Schloss und riss die Spindtür auf, um meine Bücher wegzulegen. War ich froh, dass dieser Schultag vorbei war. Ginger hatte den ganzen Tag lang wie ein lästiger Blutegel an mir geklebt und ich war froh, ihn endlich los zu sein. Er hatte mich zwar gefragt, ob ich noch zu ihm kommen wollte, doch ich hatte abgelehnt. Jetzt erst bemerkte ich, dass Kyle still geworden war. Er stand einfach nur an die Spinde gelehnt da und starrte nachdenklich auf den Boden.
,,Jetzt sag schon, was du denkst. Ich hasse es, wenn du so still wirst", seufzte ich.
Verunsichert sah er mich an.
,, Es ist nur... bist du dir sicher, dass du mit ihm abschließen kannst?"
,,Was meinst du? Natürlich kann ich das."
,,Ich bin nicht dumm. Ich hab die Blicke gesehen, die du ihm heimlich zuwirfst und es sind die gleichen Blicke, mit denen ich Mark sehnsüchtig mustere."
Scheiße, ich hatte nicht gewusst, dass ich so leicht zu durchschauen war.
,, Das hat nichts zu heißen. Ich werde sowieso mit ihm abschließen."
,, Du weißt, dass es nichts bringt, sich selbst zu belügen, oder?"
,,Tss ",machte ich ein abfälliges Geräusch und verschränkte die Arme vor der Brust.

,,Bitte, sei ehrlich zu mir." Er sah mich aus seinen braunen, fast schon schwarzen Augen flehend an. Bei solchen Blicken wurde ich immer schwach. Kyle war sowieso schon süß und dann setzte er auch noch so einen Hundewelpenblick auf. Arghh!

,,Na gut! Vielleicht... vielleicht vermisse ich die Zeit mit ihm zusammen. "

,,Deshalb denke ich, wäre es besser, nicht mehr mit ihm zu reden. Du würdest dich nur noch mehr nach ihm sehnen. Es fiele dir einfacher, mit ihm abzuschließen, würdest du ihn nicht mehr sehen."

,,Wenn ich dir sage, dass ich auch so mit ihm abschließen kann, dann meine ich das so. Ob ich nun noch Gefühle für ihn hab oder nicht, das wird mich nicht davon abhalten, mit einer Person abzuschließen, die mich für ihre dreckigen Fantasien benutzt hat!"

,, Ich weiß aus Erfahrung, dass mit ihm darüber zu reden, alles nur noch schwieriger machen wird. Er wird dich wieder verletzen."

,,Verdammt, Kyle, ich bin nicht du! Außerdem kann ich meine eigenen Entscheidungen treffen und wenn es meine Entscheidung ist, erneut verletzt zu werden, dann ist das eben so! Also hör endlich auf, mir ständig zu sagen, was gut und was schlecht für mich ist. Nur weil du nicht mit Mark abschließen kannst, heißt das nicht, dass ich es nicht mit Tarek kann!" Ein lautes Scheppern hallte durch den Flur, als ich mit voller Wucht meine Spindtür zuknallte. Mit weit aufgerissenen Augen und halboffen stehenden Mund sah er mich an. Er war nicht nur geschockt von meinen harten Worten, er war verletzt. Sofort tat es mir leid.

,,Es... ich hätte das nicht sagen sollen, tut mir leid", entschuldigte ich mich.
,,Ist schon gut. Ich glaube, ich sollte jetzt gehen."
,,Warte, bitte geh nicht-" Zu spät. Er rannte mit gesenkten Kopf Richtung Ausgang. Mist. Wieso überreagierte ich bloß immer so?! Es würde nichts bringen, ihm hinterher zu laufen, da er bestimmt Zeit für sich brauchte. Ich würde ihn heute Abend noch mal anschreiben und hoffen, dass er mir bis dahin verziehen hatte. Doch jetzt sollte ich mich der größeren Herausforderung stellen- Tarek.

Broken Heart - Syndrom→boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt