~15~ Neue Freunde?

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Lysanders Sicht

,,Lysander, mein Schatz, komm her. Ich tue dir doch nichts Böses."
Gelogen.
,,Jetzt stell dich nicht so an. Das ist nichts Schlimmes."
Gelogen. Es tat weh.
,,Jetzt entspann dich doch mal,sonst tue ich dir versehentlich wirklich weh. Ich will dir nicht wehtun."
Gelogen. Er tat mir weh,wie niemand anderes es jemals könnte.

Panisch nach Luft ringend, schreckte ich aus meinem Alptraum auf. Meine Hände krallten sich in die Lacken und ich musste einen Schrei unterdrücken. Ich lag da wie versteinert,hatte Angst,dass wenn ich mich bewegte, er mich entdecken würde.

Diese Angst war mehr als unbegründet, schließlich war ich ihm schon seit vier Jahren nicht begegnet und ich bezweifelte,dass er sich noch mal blicken lassen würde. Und trotzdem war die Furcht tief in mir eingepflanzt wie Unkraut.

Nachdem ich mich teilweise wieder beruhigt hatte, machte ich mich auf den Weg in die Küche,wo bereits Frühstück auf mich wartete. Ein reichlich gefüllter Teller mit Toast und frischem Obst,daneben ein kleiner Zettel auf dem stand: ,,Guten Appetit,bin um drei zurück,hab dich lieb.

Ich lächelte und zeichnete auf den Zettel ein kleines Herz,das meine Mom später entdecken würde,wenn sie von der Arbeit nach Hause käme.

Schnell machte ich mich fertig, um den Bus noch zu schaffen,da ich später aufgewacht war als sonst,wegen diesem bescheuerten Alptraum. Das war nicht das erste Mal,dass ich von ihm träumte. Seid er mich das erste Mal angefasst hatte,konnte ich vor diesen Träumen nicht mehr entkommen.

Wenigstens konnte ich es in der Schule ein wenig verdrängen,in der ich nun auch saß,nachdem ich fast zu spät gekommen wäre und dem langweiligen Geschwafel unseres Musiklehrers lauschte.
,,Hey,kannst du mir die Hausaufgaben für Mathe leihen?",fragte mich Nick,mein Hausaufgabenfreund, woraufhin ich mein Matheheft rausholte und es ihm heimlich unterm Tisch übergab. Es blieb eine Weile ruhig und ich hörte weiterhin dem Lehrer zu,bis sich Nick neben mir wieder meldete.
,,Was läuft da eigentlich zwischen dir und Tarek?"
,,Wie bitte?!" Geschockt sah ich ihn an. Mein Herzschlag verschnellerte sich rasant vor Wut.
,, Die Zwillinge haben behauptet, da liefe etwas. "

Mein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen.
Sie waren meine besten Freunde gewesen. Ich hatte ihnen vertraut und es hatte sich angefühlt, als wären wir Drillinge. Doch wie es schien, war es nur mir so ergangen, denn ich schien ihnen nicht wichtig genug gewesen zu sein, wenn sie mich wegen eines blöden Unfalls links liegen ließen und dann auch noch Lügen über mich verbreiteten.

Wieder einmal wurde mir bewiesen, dass ich niemandem vertrauen durfte. Meinem Vater hatte ich vertraut, doch er hat uns verlassen. Ihm hatte ich vertraut und er hat es ausgenutzt.
Alle Personen, denen ich mich je anvertraut hatte, taten mir das an, aber wieso? Womit hatte ich das verdient?

,, Lysander? Ist alles in Ordnung mit dir? ", fragte eine tiefe Stimme, woraufhin sich eine schwere Hand auf meine Schulter legte.
Erschrocken zuckte ich zusammen und schlug die Hand meines Sitznachbars weg. ,,Fass mich nicht an!", fauchte ich panisch und erhob mich vom Stuhl,bereit wegzurennen.

Sofort spürte ich alle Blicke auf mir. Einschließlich die der Zwillinge und des Lehrers.
,, Herr Grande, was ist dein Problem?", fragte mich der Lehrer genervt.

Dass ich niemandem vertrauen kann, weil mich am Ende sowieso alle nur verletzen.

Jedoch würde ich das nicht sagen, weil das meinen Musiklehrer erstens nichts anging und zweitens, ich damit zugeben würde, dass ich einen Schwachpunkt besaß.

,,Nichts, es ist alles in bester Ordnung",versicherte ich meinem grimmig guckenden Lehrer,woraufhin dieser sich wieder der ganzen Klasse zuwandte.

,,Gut, dann kann ich jetzt ja fortfahren. Also, wie gesagt, sind es nur noch zwei Wochen bis zu den Sommerferien und das ist eure letzte Chance, eure Noten aufzubessern. Deshalb schreiben wir am Donnerstag einen Test über das gesamte letzte Halbjahr." Alle stöhnten frustriert auf, doch ich war noch immer zu sehr in Gedanken, in meiner düsteren Vergangenheit versunken, als dass ich sowas als schlimm empfinden konnte.

Broken Heart - Syndrom→boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt