~33~ Mein Beschützer

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Lysanders Sicht

,,Lysander, mein Schatz, komm her. Ich tue dir doch nichts Böses."

Gelogen.

,,Jetzt stell dich nicht so an. Das ist nichts Schlimmes."

Gelogen. Es tat weh.

,,Jetzt entspann dich doch mal, sonst tue ich dir versehentlich weh. Ich will dir nicht wehtun."

Gelogen. Er hatte mir wehgetan, wie niemand anderes es jemals könnte.

,,Ich will das nicht !"

,,Aber ich will das. Du liebst mich doch, oder etwa nicht? Tu mir den Gefallen."

,,D-Das macht keinen Spaß! Du hast gesagt, das macht Spaß!"

,,Das tut es auch, wenn man groß ist. Irgendwann wenn du groß bist, wirst du das verstehen."

Ich zuckte zusammen und wich seiner Berührung aus. Sein Griff war eisern. Er ließ mir keine andere Wahl und ich versank in einem Meer aus Angst und Schmerz.

Das erste Mal.

Das zweite Mal.

Das siebenunddreißigste Mal.

Jedes Mal schmerzhafter und unerträglicher.

,,Lysander,... du musst... bitte!" Von weit entfernt hörte ich eine Stimme, doch ich konnte sie nicht zuordnen. Mir war so unendlich kalt und mein Herz pochte so schnell, dass es schmerzhaft gegen meinen Brustkorb schlug. So sehr ich die Dunkelheit auch hasste, ich wollte zu ihr zurück, um nichts mehr fühlen zu müssen.

,, Jetzt werd gefälligst nicht schon wieder ohnmächtig. Wach auf! Bitte!" Konnte er nicht seine verdammte Fresse halten? Ich versuchte gerade auf meine bloße, schmerzhafte Existenz klarzukommen!

Genervt schlug ich meine Augen auf und sofort wusste ich, wo ich mich befand, was passiert war und wer gerade mit zutiefst besorgter Miene vor mir kniete und mich an den Schultern hin und her rüttelte. Selbst nachdem ich wieder bei Bewusstsein war, fühlte sich noch immer alles surreal und taub an. Jedoch waren meine Sinne scharf genug, um zurück in Panik zu verfallen.

,,Wo ist der Mann?!" Aufgewühlt sah ich mich um und erwartete jede Sekunde, erneut überwältigt zu werden.

,, Alles ist gut. Er ist gegangen, nachdem ich ihm drohte, die Polizei zu rufen",beschwichtigte mich Tarek. Seine warmen Augen musterten mich besorgt und anstatt mich weiterhin durchzurütteln, hatte er meine Hand genommen und hielt sie fest in seiner. Die Wärme, die von dieser Berührung ausging, beruhigte mich ein wenig, doch dort war auch der krankhafte Instinkt, meine Hand wegzuziehen und vor ihm wegzurennen. Es erforderte meine ganze Beherrschung, um mir selbst einzureden, dass Tarek mir nichts tun würde und ich bei ihm in Sicherheit war, obwohl ich das eigentlich schon längst wusste. Das Problem war, dass wenn ich in eine Panickattacke verfiel, ich niemandem vertraute. Nicht mal den mir engsten Personen.

,,Kannst du aufstehen?" Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich auf den Boden gesunken war, was eigentlich logisch war, wenn man das Bewusstsein verlor. Das letzte Mal hatte ich so eine starke Panikattacke kurz nach dem Vorfall  gehabt. Ein Mann hatte mich kurz an der Schulter berührt , um nach dem Weg zu fragen und ich hatte in dem Mann ihn erkannt. Meine Mom hatte mich daraufhin in Therapie schicken wollen, doch ich hatte verweigert, mit irgendjemandem, egal mit wem, über ihn zu sprechen. Die Erinnerungen an ihn waren wie ein Boomerrang. Man konnte sie wegschmeißen, aber sie würden immer zu einem zurückkommen.

Broken Heart - Syndrom→boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt