~36~ Strandtag

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Lysanders Sicht

,, Jetzt beeil dich, Lysi. Ich will endlich los! ", beschwerte sich Tarek und klopfte ungeduldig an der Badezimmertür.
Doch ich war noch nicht bereit, um rauszugehen. Seit zehn Minuten stand ich vor dem Spiegel und konnte mich einfach nicht entscheiden, welche Badehose ich anziehen sollte. In beiden fühlte ich mich schrecklich.
Ich hasste es wie die Pest, mich freizügig zu zeigen und deshalb würde ich am liebsten, wie damals im See, mit T-Shirt schwimmen gehen. Leider würde meine Mom das nicht zulassen, weil sie ganz genau wusste, was mein Problem war und wollte, dass ich daran arbeitet und mich überwand. Aber ich konnte es nicht!

Am Meer würde es nicht wie damals am See sein. Nicht nur Tarek, sondern auch Dutzend andere Männer würden mich halb nackt sehen und sie alle könnten es auf mich abgesehen haben. Wenn es nach mir ginge, würde ich einfach im Hotel warten, während die anderen am Meer Spaß hätten, doch meine Mom zwang mich mitzukommen.

Ich entschied mich am Ende für die hellblaue, da sie nicht enganliegende war und mir fast bis zu den Knien ging. Damit würde sie das nötigste Verdecken. Ich zog mir schnell ein T-Shirt über und verließ das Bad, bevor Tarek noch durchdrehen würde.

Kaum war ich rausgetreten, erstarrte ich in der Bewegung. Tarek hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich ein Oberteil anzuziehen, sondern hatte sich einfach ein Handtuch über die Schultern gehängt und wollte wohl so rausgehen. Das war nicht gut. Sein muskulöser Oberkörper, besonders sein Bauch und seine dezenten Bizeps, zogen mich magisch an. Ich konnte nicht verstehen, wieso ich meinen Blick nicht von ihm abwenden konnte und wieso ich schon wieder ein warmes Kribbeln in südlichen Regionen verspürte. Bitte, sag nicht es ist deshalb. Ich war nicht bereit, es mir einzugestehen.

,, Willst du nicht noch ein T-Shirt anziehen?"
,, Wieso? Wir sind nur ein paar Minuten vom Meer entfernt. Alle anderen laufen bei solch einer Hitze auch oberkörperfrei rum."
,, Ja, aber nicht alle sehen aus wie ein Bodybuilder. Alle Blicke werden an dir kleben. "
,, Soll das ein Kompliment sein? Und keine Sorge, ich bin es gewöhnt. " Er grinste überheblich und ging voraus. Ich rollte mit den Augen und folgte ihm. Insgeheim wünschte ich mir, ich könnte auch solch ein Selbstbewusstsein haben, anstatt mich für meinen Körper zu schämen. Ich war nicht ansatzweise so muskulös wie Tarek.

,, Da seid ihr ja endlich. Das hat aber lange gedauert" ,begrüßte uns meine Mom am Strand.
,, Eine gewisse Person hat Ewigkeiten im Bad gebraucht", verpetzte mich Tarek.
,, Typisch Lysander",lachte Ella.
,, Ist jetzt ja auch egal, schließlich sind wir jetzt da",erwiderte ich schnippisch und setzte mich auf die Decke unter dem Sonnenschirm, um im Schatten zu sitzen und keinen Sonnenbrand zu bekommen. Zugegeben war es ziemlich heiß, aber ein einziger Rundblick reichte, um festzustellen, dass hier unzählige Männer rumliefen, die schwul aussahen. Ich zog meine Knie an meine Brust und umklammerte sie.
,, Willst du gar nicht schwimmen gehen? ", fragte Tarek verwirrt.
,, Ich hasse Schwimmen."
,, Was redest du da? Im See hatten wir auch Spaß."
,,Komm schon, Lysi. Es wird dir gut tun deinen Kopf ein wenig abzukühlen",meinte meine Mutter nicht gerade hilfreich.
,, Ich werd schon noch schwimmen gehen",seufzte ich genervt.,, Aber ich will jetzt erst einmal hier sitzen und entspannen! "
Meine Mutter seufzte und gab auf. Sie machte sich zusammen mit Ella auf dem Weg zum Wasser. Tarek blieb unschlüssig neben mir stehen und sah zu mir herunter.
,, Macht es dir was aus, wenn ich schon mal das Wasser ausprobiere?"
Ich schüttelte den Kopf. ,, Geh ruhig und hab Spaß." Ich wünschte ich könnte auch mitkommen, denn ich wollte ebenfalls Spaß haben. Doch diesen würde ich nicht empfinden, wenn die Blicke von tausenden Männern auf mir lägen.
,, Na gut, ich komme aber später wieder, und dann gehen wir gemeinsam schwimmen. Also denk nicht, dass du mir entkommst. " Er zwinkerte mir zu und ging.
Ja klar, ich würde ganz bestimmt nicht ins Wasser gehen. Ich würde angezogen und sicher hier sitzen bleiben und mein Buch lesen. Jedoch fiel mir auf, als ich in die Starndtasche guckte, dass ich mein Buch im Hotel vergessen hatte und den Schlüssel ebenfalls.
Erneut entkam mir ein genervtes Seufzen. Das würde ein schrecklicher Tag werden.

Broken Heart - Syndrom→boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt