~16~ Zieh dich aus

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Lysanders Sicht

Melly zog sich sofort aus, ohne jegliche Scham und zog sich einen lila Bikini mit kleinen Elfen darauf an, die mit ihrer putzigen Art zu ihrer Persönlichkeit passten. Wahrscheinlich hatte sie keine Scham, weil sie erst sechs war, jedoch war ihr Bruder keine sechs Jahre alt mehr, sondern siebzehn und hatte trotzdem keine Scheu davor, sich einfach so bis auf die Unterhose, die er zum Glück anbehielt, zu entkleiden.

Beschämt wandte ich den Blick ab und spürte, wie mir die Hitze in die Wangen stieg. Klar, wir waren beide Jungs, aber nachdem ich meine Vermutungen hatte, dass Tarek nicht ganz hetero war, weil er mich unteranderem versucht hatte, zu küssen und mir in der Dusche auf die Pelle gerückt war, hielt ich es für keine gute Idee,uns erneut gegenseitig nackt zu sehen. Schließlich wollte ich nicht, dass er mich noch sexuell belästigte, denn wäre er wirklich schwul, würde er das auf jeden Fall machen, da Schwule dauergeil waren.

Ich sah ihm dabei zu, wie er die Tasche von Mellys Gepäckträger nahm und eine riesige, blau gemusterte Stranddecke herausholte.

Nebenbei hörte ich das spritzende Wasser, als Melly fröhlich kreischend in den See hineinlief, um eine Abkühlung zu bekommen. Mir war verdammt heiß bei den vorherrschenden fünfunddreißig Grad, jedoch wollte ich mich nicht ausziehen.

Der Grund war nicht nur, dass alle Schwulen dauergeil waren, sondern unteranderem auch mein Alptraum von letzter Nacht. Es bereitete mir Unwohlsein, weil der Schreck immer noch präsent in meinen Knochen saß.

,, Kannst du mir helfen, das Essen rauszuholen?" Um mich von meinen Gedanken abzulenken, half ich ihm und desto mehr ich aus der Tasche herausbeförderte, desto größer wurden meine Augen.

Er hatte einen selbst gebackenen Himbeerkuchen, einen Jahresvorrat an Schokolade und leckere Erdbeer-Brause mitgenommen. Nachdem ich das alles gegessen hätte, bräuchte ich kein Fahrrad mehr, ich würde von selbst nach Hause rollen.

Aber lieber würde ich so fett, wie ein Elefant werden, als auf Süßkram zu verzichten!

,, Hat Melly den Kuchen alleine gebacken? ", fragte ich.

,, Ja, ich stand nur daneben und hab darauf geachtet, dass nicht erneut ein Feuer ausbricht."

,,Ich wette, sie wird mal Profibäckerin", sagte ich mit einem Lächeln und sah ihr dabei zu, wie sie im Wasser untertauchte. Ich wünschte, ich hätte auch eine kleine Schwester, um die ich mich so liebevoll kümmern könnte, wie Tarek es tat. Er war ein perfekter großer Bruder.

,, Hey, was soll das werden? ", fragte ich und wich zurück, als er plötzlich mit seinem Daumen mein Lächeln nachfuhr.

,, Dein Lächeln ist schön. Du solltest öfters lächeln, anstatt wie ein Vulkan grummelig zu kochen."

,, Ich bin kein grummeliger Vulkan! Was ist das überhaupt für ein dummes Beispiel?", entgegnete ich, die Röte in meinem Gesicht ignorierend und nicht darauf achtend, wie verdammt schwuchtelig er klang.

,, Stimmt, du bist einfach nur ein Stänkerfuzzi."

,,Bin ich nicht!"

,,Bist du doch. "

,,Gar nicht!", fechtete ich unseren lächerlichen Kindergartenstreit weiter aus.

,,Dann beweis das mal und hab heute einfach Spaß, ohne über alles nachzudenken. " Er drückte mich hinunter auf die Decke und setzte sich neben mich,woraufhin er mir ein fettes Kuchenstück auf einem recycelbaren Pappteller in die Hand drückte. Mit einem Seufzen griff ich zur Gabel. Vielleicht hatte er recht und ich sollte mich einfach mal gehen lassen...

Broken Heart - Syndrom→boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt