~48~ Mutig

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Lysanders Sicht

,,Hast du mich so sehr vermisst, dass du unbedingt zu mir wolltest?"

,,Laber keinen Scheiß" murmelte ich und drängt mich an ihm vorbei in die Wohnung. Natürlich hatte ich davor die Schuhe ausgezogen, schließlich war ich gut erzogen.

,,So freundlich wie immer", grinste er schief. ,,Bekomme ich wenigstens einen Begrüßungskuss?" Er beugte sich bereits vor, um mich zu küssen, doch ich legte meine Hand abwehrend auf seinen Mund.

,,Später. Kann ich erstmal duschen gehen?" Nachdem wir alle zusammen die Bühne aufgebaut hatten, was definitiv die schwerste aller Aufgaben gewesen war, roch ich leider nicht mehr wie ein blumiges Duftbäumchen.

,,Klar, aber worauf soll das Ganze hinauslaufen? Gibt es einen besonderen Grund, weshalb du so spät hier bist?" Meine Wangen färbten sich rot und ich guckte in eine andere Ecke des Raumes. Ich bin hier, um mich von dir flachlegen zu lassen. Nein, das konnte ich unmöglich laut aussprechen.

,,Dein rot angelaufenes Gesicht macht es ziemlich eindeutig." Er griff unter mein Kinn und hob meinen Kopf an, um mich genaustens zu betrachten. Ich wendete meinen Blick ab, weil mir das zu peinlich war. Ohne Vorwarnung beugte er sich vor und verband unsere Münder zu einem heißen Zungenkuss. Ein erschrockenes Keuchen entkam mir, weil es so unerwartet kam. Ich stolperte rückwärts, jedoch folgte er mir und presste mich gegen die Wand. Seine Hände wanderten verlangend über meinen Körper und versetzten mich in Ekstase. Ich war aufgeregt, diesmal aber nicht auf die schlechte Art. Kurz bevor ich fast gestöhnt hätte, ließ er plötzlich von mir ab. Atemlos und total aus der Fassung gebracht, sah ich ihn an.

,,Putz dich schön raus, damit ich dich anschließend verschlingen kann", raunte er mir zu und warf mir ein Handtuch zu. Daraufhin ging er und ließ mich bis in die Haarspitzen erregt im Flur stehen. Wow. Wie es aussah, war ich ziemlich leicht um den Finger zu wickeln, wenn meine Angst nicht im Weg stand. Mit nur einem einzigen Kuss hatte er mich so sehr aufgewühlt, dass ich kaum noch stehen konnte. Schnell verkroch ich mich ins Bad und duschte mich mit kaltem Wasser ab, um ein wenig runterzukommen. Ich benutzte Gingers Duschgel, wonach er stets wundervoll roch. Während ich meinen Kopf unter das eiskalte Wasser hielt, dachte ich noch einmal ganz genau darüber nach, ob ich bereit war, für das, was gleich kommen würde.

Um ehrlich zu sein, hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil es nicht Tarek war, mit dem ich es tun würde. Doch ich war erleichtert genau, weil es nicht Tarek war. Was auch immer gleich mit Ginger passieren würde, es würde mir nicht viel bedeuten. Ich empfand rein gar nichts für Ginger und ich war mir sicher, das beruhte auf Gegenseitigkeit. Wir waren nur zusammen, um meine Angst zu bekämpfen. Bei Tarek wäre es anders. Abgesehen davon, dass es niemals mehr dazu käme, würde mir Sex mit Tarek sehr viel mehr bedeuten. Doch ich sollte mich nicht zu sehr hineinsteigern. Das alles diente nur dem Zweck, meine Furcht zu besiegen und hatte absolut nichts mit Liebe zu tun.

Bekümmert stellte ich fest, dass Ginger mir abgesehen vom Handtuch nichts mitgegeben hatte. Ich wollte nicht meine dreckigen, verschwitzten Klamotten anziehen, aber ich wollte auch nicht nur mit Handtuch raustreten. Was wenn sein Vater Zuhause war?!

,,Ginger?", rief ich ihn durch die nur Millimeter weit geöffnete Tür.

,,Was ist?"

,,Kannst du mir Sachen zum anziehen bringen?"

,,Es ist niemand da. Komm so raus", rief er mir entgegen. Oh okay, dann war der Moment wohl gekommen... ich durfte jetzt keinen Rückzieher machen!

Zögernd trat ich in den kalten Flur hinaus und zog mir das Handtuch enger um meine Hüfte. Um ehrlich zu sein, schnürte ich mir die Blutzirkulation fast ab, so eng, wie ich es zog. Gingers Raum fand ich auf anhieb, weil es der einzige Raum war, in dem Licht brannte. Die Tür stand weit offen. Das Licht kam von Lichterketten und Kerzen. Der ganze Raum war voll damit, und außerdem gefüllt mit unzähligen Büchern. Zwei deckenhohe, breite Regale standen an einer Wand und waren vollgestellt mit Büchern über die unterschiedlichsten Themen. Ich hätte nicht gedacht, dass er viel las. Doch als ich genau hinschaute, stellte ich fest, dass die meisten Bücher Backbücher waren. Da hatte jemand wohl eine riesige Leidenschaft fürs Backen. Ich schaute mich weiter im Zimmer um und entdeckte das gigantische Doppelbett, was vor einem großen Fenster stand. In dieses Bett würden locker vier Personen passen.

Broken Heart - Syndrom→boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt