Lysanders Sicht
So weit wie möglich versuchte ich, mich in dem übergroßen T-Shirt zu verstecken und zog meine Knie noch weiter an meine Brust. Der Boden unter mir war eiskalt und die Kälte schien sich in meine Knochen zu fressen. Oder kam sie von innen?
Deine Angst wird dich für immer beherrschen. Du wirst niemals glücklich werden. Du wirst für immer einsam sein. Du bist selbst schuld daran, dass du missbraucht wurdest, weil du zu schwach warst, um dich zu wehren. Du hast es nicht verdient, glücklich zu sein, weil du genauso eine eklige Missgeburt wie er bist. Du wirst genauso ein Monster wie er sein. Jeder wird dich hassen.
Alle meine größten Sorgen und Ängste, die ich über Jahre in mich hineingefressen hatte, kämpften sich an die Oberfläche und stachen auf mich ein. Mein ganzer Körper zitterte und die kleine Klokabine fühlte sich schrecklich beengend an. In Dauerschleife spielte sich in meinem Kopf ab, was gerade passiert war. Ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Entsetzt verstand ich, was vor sich ging. Ich war kurz davor, wieder eine Panikattacke zu bekommen.
Mein Schluchzen war so heftig, dass es nicht mehr stoppen wollte und ich nicht normal atmen konnte. Ich wusste, desto öfter ich die Erinnerungen an mir vorbeiziehen sah, desto eher würde ich ohnmächtig werden. Alles war besser, selbst Ohnmacht, als diese Erinnerungen. Doch ich wollte nicht ohnmächtig werden. Was wenn er zurückkäme? Wäre ich nicht ansprechbar, wäre ich ihm wehrlos ausgeliefert. Wie eine Welle türmten sich mein Angstzustand auf und drohte, zu einer Panikattacke zu werden.
Ich wollte das nicht. Ich brauchte eine Ablenkung, irgendwas! Meine Angst war jedoch zu groß, als dass ich mich hätte selbst ablenken können.
Plötzlich erklang eine mir bekannte Stimme. Erlösung! Oder auch nicht.,,Lysander? Bist du das?" Erschrocken versuchte ich mein Wimmern und Schluchzen unter Kontrolle zu bekommen. Tarek durfte mich auf keinen Fall so sehen. Niemand sollte mich so sehen.
,,Was ist passiert? Geht es dir gut?", ließ er nicht locker. Ich befürchtete, dass Tarek mir mit meiner Angst nicht weiterhelfen, sondern sie verschlimmern könnte.
,,L-lass mich alleine!", schrie ich ihn an und versuchte mich noch weiter in diesem scheiß Shirt zu verstecken. Kurz war es still und er schien zu überlegen, ob das eine gute Idee war. Nur noch mein lautes Schluchzen war zu hören. Dann vernahm ich, wie seine Schritte sich ein Stück entfernten.
,,Darf ich wenigstens hierbleiben und darauf achten, dass niemand anderes reinkommt?" Ich wollte nicht, dass er bei mir war, während ich an meiner eigenen Angst verzweifelte. Aber andererseits lieber Tarek als Fremde oder noch schlimmer; Ginger. Außerdem hatte er mich schon mal so schwach erlebt. Nur mit dem Unterschied, dass er damals der Auslöser für meine Panikattacke gewesen war. Würde ich mich wirklich in seiner Anwesenheit beruhigen können? Nach reichlicher Überlegung nickte ich schließlich, bis ich feststellte, dass er das nicht sehen konnte, also strengte ich mich an, meine zitternde Stimme zu benutzen.
,,J-ja..."
Ich hörte ein Klickgeräusch, was mich vermuten ließ, dass er das Bad komplett abschloss. Erleichtert atmete ich aus und krallte mich etwas weniger in meine eigenen Beine.
Eine Weile war es still im Bad, abgesehen von meinem unkontrollierbaren Schluchzen und Wimmern.
Ich wünschte, ich könnte sehen, was Tarek gerade tat, denn gleichzeitig beruhigte und beängstigte mich sein Dasein und diese Stille.
,,T-Tarek?", fragte ich zögernd.
,,Ich bin noch hier. Soll ich gehen?"
,,N-nein." Ich stellte fest, dass es mich doch mehr beruhigte, dass er bei mir war. ,,K-kannst du... kannst du mir irgendetwas erzählen?"
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Broken Heart - Syndrom→boyxboy
Teen Fiction× Broken Heart - Syndrom × ~ Die Gewohnheit, andere Herzen zu brechen, weil eines selber Herz gebrochen ist. ~ Du bist durch und durch homophob, hast dich aber trotzdem auf einen Fuckboy eingelassen? Willkommen in meinem schwulen, homophoben und tra...