Lysanders Sicht
Die Zeit verging nur langsam und die Schmerzen vergingen kaum. Wahrscheinlich kam es mir deshalb so vor, als würden sich die Tage lang ziehen wie Kaugummi.
Ich versuchte, mich anderweitig abzulenken. Zum Beispiel war ich von einem Streber zu einem ultimativen Streber mutiert. In den letzten Monaten hatte ich mich so viel mit Lernen abgelenkt, dass ich jetzt fast jede Matheformel aus dem Tafelwerk auswendig wusste.
Doch meistens schaffte ich es trotzdem nicht, dem zerreißenden Gefühl in meiner Brust zu entkommen. Jedes Mal, wenn ich nachts zu lange wach lag, erinnerte ich mich an seine beruhigende Stimme, sein liebevolles Lächeln und an die warmen Blicke, die er mir geschenkt hatte.
Nur selten dachte ich an die schlimmen Momente zwischen uns, wie an die Tränen auf Tareks hübschen Gesicht. Niemals hätte ich mir vorstellen können, dass diese Tränen sogar verletzender sein könnten als die Nacht, in der Tarek mich fast vergewaltigt hätte.
Es hatte mich einfach zerrissen, ihn so zu sehen. Und was mich noch mehr zerriss, war zu wissen, dass er ebenfalls Ängste hatte, die ihn belasteten.
Stets war er für mich da gewesen und hatte mich beruhigt, dabei hatte ich nie mitbekommen, wie verletzlich er in Wirklichkeit war. Er hatte nie diese Seite von sich gezeigt. Wie viele Seiten hatte er mir überhaupt von sich gezeigt? War der Tarek, den ich kannte auch der echte Tarek?
,, Lysander, du bist schon wieder in deinem Kummerland versunken, dabei brauche ich dringend deine Hilfe!"
,, Was? Oh, ach so", kehrte ich in die Realität und zu Kyle zurück. Wir saßen an einem Tisch weiter hinten in der überfüllten Kantine und Kyle war gerade dabei, mich auszufragen, was er zu der Geburtstagsfeier anziehen sollte.
,, Ich kann mich einfach nicht entscheiden! Wenn ich den dunkelvioletten Anzug anziehe, passt das nicht zu Marks Outfit, aber er ist hübscher als der schwarze!"
,, Wieso muss dein Outfit denn unbedingt zu Marks passen?"
,, Weil ich will, dass wir an diesem Abend wie das süßeste Paar der Welt aussehen!"
Wenigstens zwei von uns waren glücklich.
Von Kyle hatte ich erfahren, dass er und Mark sich endlich ausgesprochen hatten.
Wie es aussah, hatte Mark die gleichen Sorgen wie Kyle gehabt. Er war sich über seine Gefühle nicht sicher gewesen und hatte ihre Freundschaft nicht zerstören wollen. Wenn ich es richtig verstanden hatte, dann war er sich immer noch nicht sicher, was er für Kyle empfand, doch sie hatten beschlossen, einfach mal auszuprobieren, wie es wäre, ein Paar zu sein und Kyle schien trotzdem glücklich zu sein. Um ehrlich zu sein, machte ich mir Sorgen, dass Mark es sich doch noch anders überlegen könnte, weil er feststellte, dass er doch keine Gefühle für Kyle hatte. Doch wenn Kyle sich keine Sorgen darüber machte, beschloss ich ebenfalls, einfach glücklich für die beiden zu sein.
,,Zieh ein lila Hemd und den schwarzen Anzug an, dann passen wir immer noch zusammen", erklang plötzlich eine Stimme neben uns. Mark wuschelte Kyle durch seine perfekt gestylten Haare, worüber dieser sich wie ein kleines Teufelchen aufregte und setzte sich dann neben ihn.
,, Wie viel hast du mitbekommen? ", fragte Kyle überrascht.
,, Also auf jeden Fall, dass wir das süßeste Paar der Welt sein sollen und den Rest nur teilweise, aber gut genug, weil du immer sehr laut redest." Mit roten Wangen schaute sich Kyle in der Cafeteria um und stellte erleichtert fest, dass nur wenig Leute hier waren.
,, Na, ja, egal, was wirst du anziehen, Lysander?", versuchte er vom Thema abzulenken.
,, Ich weiß nicht, ob ich hingehen sollte... "
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Broken Heart - Syndrom→boyxboy
Novela Juvenil× Broken Heart - Syndrom × ~ Die Gewohnheit, andere Herzen zu brechen, weil eines selber Herz gebrochen ist. ~ Du bist durch und durch homophob, hast dich aber trotzdem auf einen Fuckboy eingelassen? Willkommen in meinem schwulen, homophoben und tra...