~8~ Stolperfalle

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Tareks Sicht

Seit einer Ewigkeit wartete ich schon am Schultor. Die Schulklingel hatte seit zehn Minuten schon Schulschluss angekündigt, aber immer noch war keine Spur von Lysander zu sehen. War er heute überhaupt zur Schule gekommen? Heute Morgen hatte ich ihm auch schon hier aufgelauert, aber ihn nicht gesehen. Doch wie man so schön sagt: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Auch, wenn meine Hoffnung nicht gerade groß war, da er gestern wütend aus meinem Haus gestürmt war und nicht auf meine Nachrichten geantwortet hatte. Ich musste ihn dringend dazu bringen, mir Nachhilfe zu geben, denn das war bis jetzt der einzige Grund für ihn, Zeit mit mir zu verbringen und wie sollte ich ihn für mich gewinnen, wenn wir nicht einmal zusammen etwas unternahmen?

Ich war so vertieft in meine Gedanken, dass ich fast den Blondschopf übersehen hätte, der gerade an mir vorbei gehen wollte.
,,Lysander!", rief ich ihm nach, jedoch ging er ohne mich zu beachten weiter, also packte ich ihn an der Schulter, drehte ihn zu mir um und er... Igitt!!

Er nieste und rotzte mir dabei auf meinen verdammten Arm und auf meine Markenjacke!
Ruhig bleiben Tarek. Du kannst es abwaschen. Es ist nur ein bisschen Schnodder. Verspiel es dir nicht schon wieder!

,,Was willst du?",fragte er forsch anstatt sich zu entschuldigen und putzte sich die Nase.
,,Ich...egal, krieg ich bitte erstmal ein Taschentuch?"
,,Wieso sollte ich dir eins geben, wenn ich die selbst noch brauche? Du siehst doch,dass ich krank bin."

,,Allerdings" ,knurrte ich leise, woraufhin ich schnell nach vorne Griff und ihm die Taschentücherpackung aus der Hosentasche klaute.
,,Hey!",beschwerte er sich.
,,Keine Sorge, ich werde dir die Taschentuchpackung schon noch ersetzen" ,sagte ich und versuchte dabei nicht zu genervt zu klingen.
Er schaute mich erbost an, während ich seine Bazillen von meiner Jacke abwischte.
Als ob er jetzt nur wegen einer Packung Taschentücher wütend ist?!

,,Du bist schuld daran,dass ich krank bin und jetzt klaust du mir auch noch meine Taschentücher",warf er mir vor.
,,Wieso bin ich daran schuld,dass du krank bist?",fragte ich empört.
,,Weil du mich gestern dazu gebracht hast, mit dir zu kommen und ich dann zwei Stunden auf den Bus warten musste " , entgegnete er und ich konnte förmlich den Rauch aus seinen Ohren kommen sehen.
,,Hättest du mich gebeten, dich nach Hause zu fahren, hätte ich das gemacht und du wärst nicht krank geworden,also hast du es dir selbst zu verdanken."
,,Mit dem Motorrad?", fragte er, als wäre das etwas Besonderes.
,,Ja, mit was denn sonst ?"

Plötzlich sagte er gar nichts mehr, sondern schaute mich einfach nur komisch an. Ich war verwirrt von seinem ungewöhnlichen Verhalten,doch als seine Wangen leicht rosa anliefen, verstand ich es und konnte mir nur schwer ein diabolisches Grinsen verkneifen.
Er musste wohl daran denken, wie dicht unsere Körper sich beim Motorradfahren gewesen sind.

,,Worüber wolltest du mit mir reden ?", fragte er, um vom Thema abzulenken.

,,Ich wollte fragen, ob du mir weiterhin Nachhilfe geben könntest."
,,Wieso sollte ich?",entgegnete er frech.
Das war eine gute Frage, auf welche mir nicht gleich eine Antwort einfiel.

Er wand sich ab und wollte wieder gehen, aber ich brachte ihn mit meinen Worten zum Stehenbleiben.
,,Ich habe dich gestern davor gerettet, überfahren zu werden und du hast dich noch kein einziges Mal dafür bedankt. Du schuldest es mir."
Er sah mich mit großen, ungläubigen Augen an,als konnte er nicht fassen,dass ich noch ein Ass im Ärmel hatte.
,,Kein Problem. Danke,dass du mir geholfen hast und Tschüss."
Jetzt war ich an der Reihe ihn überrascht anzuschauen.
Das war jetzt nicht sein Ernst,oder?

,,Du schuldest es mir trotzdem" ,versuchte ich ihn zu überzeugen.
Er schaute mich lange und intensiv an, bis er schließlich ergeben seufzte.
,,Na gut,aber du musst warten, bis ich wieder gesund bin."
Ich lächelte zufrieden nach Außen hin und in meinen Gedanken sadistisch.
,,Perfekt. Ich sorge dafür,dass du schnell wieder gesund wirst,darauf kannst du dich verlassen." Ich zwinkerte ihm zu, woraufhin er genervt die Augen verdrehte.
,,Kann ich jetzt gehen?" ,fragte er. Bei dieser einfachen Frage hatte ich eine briliante und teuflische Idee.
,, Sicher.Bis dann'',sagte ich und ließ meinen Rucksack unbemerkt vor seine Füße fallen.Er würde sich umdrehen, loslaufen und über den Rucksack stolpern, wobei ich ihn auffangen könnte und als Held dastehen würde.
,,Ich wollte dir noch etwas sagen...'' ,murmelte er, was mich stutzen ließ. Er wollte mal nicht so schnell wie möglich von mir weg?
Er schaute mich abwartend an ,als traute er sich nicht ohne meine Erlaubnis zu reden.
,,Dann raus mit der Sprache'',forderte ich ihn auf.
,,Also... ich tue das nicht oft ...deswegen weiß ich nicht ,wie man sowas macht'',stockte er.
Meine Gedanken wanderten in eine ganz andere Richtung. Wollte er mich etwa küssen? Das käme ganz schön plötzlich.
Aber meinem Plan würde es keinesfalls im Wege stehen.

Broken Heart - Syndrom→boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt