Tareks Sicht
Drei Wochen. Drei ganze Wochen war es her, seit Lysander die Wahrheit erfahren hatte. Ich fühlte mich miserabel. Nein, noch viel schlimmer, ich konnte es nicht einmal in Worte fassen. In einem Moment hatte ich alles gehabt, sein Vertrauen, seine Liebe und im nächsten Moment war nichts mehr davon übrig geblieben. Und es war alles meine Schuld.
Dann auch noch der nächste Schock.
Als wäre das nicht schon schlimm genug, hatte ich heute Morgen im Briefkasten dutzende Hassbriefe gefunden. Über die Hälfte der Mädchen, die ich jemals verarscht hatte, hatten mir einen Brief geschrieben, in dem Sachen geschrieben waren wie, wie erbärmlich, herzlos und ekelhaft ich sei, wie hoffnungslos meine Zukunft mit so einem Charakter sei, wie wenig Chancen ich hätte, jemals glücklich zu werden und ein Mädchen hatte mir sogar geschrieben, dass sie froh war, dass das mit Lysander und mir nichts geworden ist und er mich jetzt hasste.
Am Ende hatte ich sogar einen Brief von Lysanders Mom bekommen und obwohl ich sie kaum kannte, hatten mich ihre Worte trotzdem verletzt. Die ganzen Hassbriefe waren ihre Idee gewesen und ihrer war mit Abstand der Schlimmste von allen, weil darin stand, wie unglaublich enttäuscht sie von mir war und dass sie Hoffnungen in mich besessen hatte.
Ich hatte alle Briefe verbrannt und war deshalb zu spät zur Schule gekommen.
Früher hätte ich mich über diese ganzen Mädchen lustig gemacht, die mir so viel Aufmerksamkeit schenkten, obwohl mich ihre Worte kein bisschen berührten, doch heute hatte ich jeden einzelnen Brief gelesen und zu Herzen genommen. Lysander hatte mich dazu veranlasst, über meine ganzen Taten und über sie nachzudenken. Es war schmerzhaft, an die grauenvollen Erinnerungen aus meiner Kindheit zu denken, doch ich hatte es nicht anders verdient. Ich musste mich ändern! Und der erste Schritt dafür, war zu entdecken, von wo an alles schiefgelaufen war.
Doch das aller schlimmste war, dass egal, was ich tat, er mich komplett ignorierte. Letztes Mal war es noch nicht so unerträglich gewesen. Erst nachdem ich zu spüren bekommen hatte, wie viel Lysanders Aufmerksamkeit und sein Wohlbefinden mir bedeuteten, merkte ich umso mehr, wie schwer es ohne ihn war. Es war schwer aus dem Bett zu kommen, schwer zu essen, schwer irgendetwas für die Schule zu machen... Ich konnte für absolut gar nichts mehr Motivation aufbringen. Obwohl er in meiner unmittelbaren Nähe war, kam ich nicht an ihn ran. Es war reine mentale Folter.
Ich blickte zum Tisch am anderen Ende der Cafeteria, an dem er alleine saß und lustlos in seinem Mittagessen rumstocherte. Er schien in seiner eigenen kleinen Welt versunken zu sein. Doch es war keine Welt, in die man gerne aus dem stressigen Alltag entfloh, sondern ein innerer Horrorfilm. Noch nie hatte ich ihn so abwesend erlebt. Er wirkte verloren zwischen all den glücklichen Menschen in der Schule. Er war so sehr in diesem Alptraum versunken, dass er sich nicht einmal gegen die vielen Gerüchte wehrte, die über ihn rumgingen. Seit die Schule erfahren hatte, dass Lysander und ich eine Art Paar gewesen sind, zerrissen sie sich das Maul über uns, insbesondere über den homophoben Jungen, der am Ende selbst schwul war. So gut es ging, versuchte ich das Gerede zu unterbinden, doch meine Bemühungen reichten nicht aus und ich könnte meinen Fehler damit niemals wiedergutmachen. Außerdem war ich mir sicher, dass dieser blaue Fleck an seiner rechten unteren Kieferpartie für noch mehr Gerüchte sorgte. Oder war das ein Knutschfleck? Was auch immer es war, es machte mich rasend und ich wollte hingehen und ihn ausfragen, ob er sich wieder einen Ersatz für mich gesucht hatte, oder ob ich jemanden für ihn verprügeln sollte, jedoch würde er sowieso nicht mit mir sprechen wollen. Diesmal würde ich nicht so dumm sein und ihn dazu zwingen wollen.
Zwar wollte Kyle für ihn da sein, genauso sehr wie ich, aber er ließ niemanden an sich ran. Kyle, Mark, Evan, ich und leider auch Ginger, wir alle hatten versucht mit ihm zu reden. Ohne Erfolg.
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Broken Heart - Syndrom→boyxboy
Novela Juvenil× Broken Heart - Syndrom × ~ Die Gewohnheit, andere Herzen zu brechen, weil eines selber Herz gebrochen ist. ~ Du bist durch und durch homophob, hast dich aber trotzdem auf einen Fuckboy eingelassen? Willkommen in meinem schwulen, homophoben und tra...