Kapitel 90

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*Sinas Sicht*

Nachdem Marcel in der Einfahrt geparkt hatte, stieg ich aus und eilte zur Haustür. Ich schloss sie auf und rannte schon fast ins Ankleidezimmer. Dort entledigte ich meinem Kleid und legte es behutsam auf einen Stuhl. Dann konnte es jetzt los gingen... Ich musste hier weg. Nun gab es hier nichts mehr was mich hielt zu bleiben. Ich musste und würde Marco vergessen. Oder konnte ich das gar nicht. Egal! Ich schnappte mir meinen riesigen Koffer und stopfte alles Nützliche in ihn herein. Ich hatte nicht vor zurück zu kommen! Deshalb packte ich alles, was mir am Herzen lag ein und verschloss den Koffer. Als ich dabei war ihn zu schließen, hörte ich ein Poltern im Eingangsbereich. Jetzt musste ich mich beeilen! Ich bin schlecht im „Leb wohl!" sagen, weshalb ich solche Abschiedsszenen vermeiden wollte. Es sollte einfach nur schnell gehen. Sicherlich fragt ihr euch jetzt, weshalb ich weg wollte... Aber das kann ich gar nicht so genau sagen! Manchmal trifft man eben Entscheidungen, die man sein restliches Leben bereut! Schritte ertönten auf der Treppe. Ich wurde hektisch. Dieser verflixte Koffer ging nicht zu. Und dann, mit einem Ruck, schloss sich der Reißverschluss endlich. Die Schritte kamen näher und blieben irgendwann stehen. Ich schnappte meinen Koffer und meine Jacke und wollte mich gerade auf den Weg machen, als ich hinter meinem Rücken schwere Atemzüge hörte. „Sina!", sagte mir eine sehr vertraute Stimme, aus der ich nicht ganz klar wurde. Lag in dieser Art wie sie es sagte Erleichterung, Wut oder doch Verwunderung?! Ich drehte mich hastig um. Und da stand er. Marco.

Er blickte mich mit seinen süßen Kulleraugen fragend an. Doch ich senkte meinen Blick. Ich konnte ihm nicht in die Augen gucken. Deshalb kam er auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen. Er legte seine Hand unter mein Kinn, sodass ich ihn ansehen musste! Er musterte mich fragend mit seinen Blicken und sagte wieder, aber diesmal ruhiger: „Sina.", er machte eine Pause. „Was ist mit dir los?!" Ich sah in seinen Augen noch dieses letzte bisschen Hoffnung. Doch die musste ich ihm leider nehmen, wenn er wollte, dass wir beide glücklich werden würden. Ich sah ihm tief in die Augen und nahm all meinen Mut zusammen. „Nein Marco! Ich kann das nicht! Ich muss gehen.", brachte ich ruhig, aber mit einem etwas aggressiven Tonfall heraus. Er ließ die Hand sinken, doch blieb immer noch vor mir stehen. Er hatte es immer noch nicht kapiert. Ich umfasste den Koffer fester und schlängelte mich um Marco herum zur Tür. Dieser folgte meiner Bewegung mit Blicken. Blicken in denen pure Entschlossenheit stand. Er wollte nicht, dass ich gehe. Er wollte mich aufhalten. Doch das wollte ich nicht. Ich musste gehen! Deshalb hatte ich nur eine Möglichkeit ihn von meinen Fersen zu bekommen. Ich schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Als ich sie wieder öffnete, legte ich all meinen Hass und Abscheu in den Blick, der Marco tief ansah. Und dann rutschte es aus mir heraus. „Ich liebe dich nicht!" Die letzte Hoffnung in seinen Augen verschwand und machte Verletztheit und Trauer platz. Ich hatte ihn jetzt so stark verletzt, dass er mich in Ruhe lassen würde. Erst jetzt begriff ich, was ich da gerade gesagt hatte und die Tränen stiegen in meine Augen. Doch ich wollte nicht, dass Marco das sah, weshalb ich mich ohne einen weiteren Blick umdrehte und die Treppe herunter stürmte.

Ich stolperte die letzten Stufen nur noch herunter. Mein Blickfeld war total eingeschränkt durch die Tränen, die meine Wange herunter liefen. Ich hatte das Gefühl, als würden sich diese in meine Haut einbrennen, weshalb ich sie hektisch wegwischte. Als ich um die Ecke bog und Richtung Haustür eilte, stellte sich mir jemand in den Weg. Ich musste erst ein paar Mal blinzeln, um die Person zu erkennen. Jenny. Doch sie war nicht alleine. Sie hatte Mia auf dem Arm. Oh Gott! Ich hätte fast meine eigene Tochter vergessen. Deshalb stiegen mir noch mehr Tränen in die Augen. „Sina, ich...", fing Jenny an, fuhr aber nicht fort. Ich glaube, dass sie mir ansah, was los war. Sie kam nur einen Schritt auf mich zu und drückte mir Mia gegen die Brust. „Hier! Nimm sie mit. Es ist DEINE Tochter. Sie braucht dich, verdammt.", sagte Jenny. In ihrer Stimme lag Verständnis und Trauer, aber auch Verärgerung. Sie war wütend auf mich. Ich nahm Mia richtig in den Arm und räusperte mich. „Danke, Jenny. Bitte, verstehe mich! Ich werde dich vermissen! Wenn ich bereit bin, melde ich mich wieder, versprochen!", brachte ich hervor. Sie nickte nur. War anscheint ziemlich gefasst von dieser Situation. Ich nahm sie kurz in den Arm und hauchte ein „Danke für Alles!" in ihr Ohr. Sie versuchte zu lächeln, während ihr auch Tränen in die Augen stiegen. Ich drückte noch einmal ihre Hand und ging. Für immer. Jetzt gab es kein Zurück mehr!

Ein Schuss ins Herz (FF mit Marco Reus)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt