Kapitel 97

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Meine Schürze war über und über mit Teig beschmiert. Ich musste kichern, als ich an Marco herunter sah. Ich hatte ihn genauso eingesaut. Doch ihm schien es nichts auszumachen. Im Gegenteil... Er fuhr mit seiner Fingerspitze über eine Teigstelle auf meiner Schürze und steckte ihn sich danach verzückt in den Mund. Genüsslich leckte er ihn ab. Ich musste lachen. Dieser Mann war der Einzige, der mich zu einem richtigen Lachen bringen konnte. Und dafür liebte ich ihn. Doch dann wurde mir wieder die misslinge Lage klar. Die Gäste waren da. Die Gäste für Mias Einschulungsparty. Ich hatte sie durch Marcos plötzliches Auftreten total vergessen. Deshalb zog ich in Windeseile meine Schürze aus und schmiss sie achtlos in die Ecke. Marco verfolgte meine Bewegungen mit einem Schmunzeln. Er hatte ja auch leicht lachen. Ihm rannten nicht gerade mindestens 30 Leute das Haus ein. Und da gab es noch ein Problem. Nämlich Marcos Anwesenheit. Viele von meinen Freunden wussten, dass er mein fast Mann war. Wenn er jetzt hier gesehen werden sollte, regte das die Gerüchte auf 100% an. Und das musste ich verhindern. Ich nahm Marco am Armkragen und zog ihn zur Terrassentür am Ende der Küche. Ich öffnete die Tür, schubste Marco raus und sah ihn entschuldigend an. „Marco, tut mir leid!", gab ich von mir. Marco starrte mich nur geschockt an.

Sein Blick zerbrach mir das Herz. „Wie, und das wars jetzt?! Das kann es doch nicht gewesen sein!", gab er verwirrt von sich. Und er hatte Recht. Ich wollte ja eigentlich auch nicht, dass er ging, doch ich wollte keine unnötigen Herausforderungen durch „Freunde" bekommen. Sie würden wieder reden, viel reden und vielleicht würde auch die Presse davon Wind bekommen. Dabei war doch gerade erst alles so frisch... Konnte man das so sagen?! Ich weiß nicht... Schließlich waren wir ja noch nicht zusammen. Oder doch?! Waren wir überhaupt getrennt gewesen?! Ich war verwirrt. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Moment platzen. Ich sah Marco liebevoll an. Ich musste und wollte ihn unbedingt bei mir haben bzw. wieder sehen! Deshalb nahm ich meinen Mut zusammen und sagte das, was gesagt werden musste: „Komm heute Abend wieder! Bitte.. Ich werde auf dich warten." Auf Marcos Gesicht breitete sich ein Strahlen aus. Dies musste ich kurz unterbrechen. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn kurz und dennoch liebevoll auf den Mund. Als ich ihn wieder los ließ, strahlte er mich umso mehr an. Röte schoss mir in die Wangen. Pure Erregung breitete sich in mir aus. Doch dies musste ich unterbinden. Mit einem entschuldigenden Lächeln schloss ich vor Marcos Nase die Tür. Ich sah ihn nur noch zum Auto gehen. Doch ich wusste ja, dass ich ihn später wiedersehen würde.

Und diese Gewissheit half mir die bevor liegenden Stunden zu überstehen. Oder nicht?! Eigentlich machte es die Sache noch schlimmer. Nun konnte ich kaum mehr erwarten, dass die Gäste gehen würden, obwohl sie ja quasi noch nicht mal richtig hier waren. Egal. Ich wollte Marco unbedingt wieder bei mir haben. So stand ich völlig in Gedanken versunken in der Küche, während Jenny die ersten Gäste ins Haus ließ. Sie führte die Leute auf die Terrasse, wo ich alles schön mit Mia zusammen geschmückt hatte. Doch dann kam Jenny zu mir in die Küche. Sie blieb im Türrahmen stehen und lächelte mich zufrieden an. Sie wusste, dass sie mit ihrer Aktion vollen Erfolg gehabt hatte. Verlegen und mit geröteten Wangen, strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich wusste es! Du wirst irgendwann nachgeben... Aber jetzt hop, hop! Die Gäste warten, zieh dir etwas anderes an.", befiehl mir Jenny immer noch mit ihrem breiten Grinsen. Ich nickte und ging nach oben. Als ich in der Tür an Jenny vorbei kam, gab ich ihr einen Kuss auf die Wange und hauchte ein „Danke!" in ihr Ohr. Das ‚Danke' stand für vieles. Für die Zusammenführung mit Marco, das Bedienen der Gäste und vor allem, dass es sie gab! Sie war einfach die beste Freundin der Welt.

Ein Schuss ins Herz (FF mit Marco Reus)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt