Kapitel 123

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Als ich dann im Raum stand, starrten mich sechs Augen erschrocken an. Ich hatte sie überrascht, sie hatten nichts geahnt... wie auch. "Sina", hauchte Marco heraus. Es klang nicht wie eine Frage sondern eher wie eine Feststellung. "Was machst du hier?", fragte er mich mit einem gezwungen Lächeln. Man sah ihm aber die Überraschung an, sie war ihm ins Gesicht geschrieben. Ich musste mich kurz sammeln bevor ich antwortete. "Wann wolltest du mir von all dem hier erzählen, Marco?! Entscheidest du jetzt über unser Leben, wo wir wohnen?!", warf ich ihm an den Kopf. Auch damit hatte er nicht gerechnet. "Du willst nicht hier bleiben?", fragte er wirklich allen ernstes. "Natürlich will ich! Aber kann man sowas nicht trotzdem mal mit mir klären?!", sprach ich weiter. "Wie ich sehe, brauchte ihr mal 5 Minuten. Komm Jürgen, wir gehen kurz", entschloss Watzke und die Beiden verließen das Zimmer. Nun waren wir alleine in dieser blöden Situation. Marco schüttelte ungläubig den Kopf und kam auf mich zu. "Beruhige dich!", sagte er und nahm meine Hand. "Ich wollte dir ja alles erzählen...! Ehrlich. Ich habe nur vorhin begriffen, wie sehr Mia und du an Dortmund hängt. Ich natürlich auch, sehr sogar... aber ich dachte, dass es bei euch anders ist. Ich wollte heute meine Ausstiegsklausel an den Verein verkaufen, damit ich endlich vollkommene Gewissheit habe. Ich wollte unser altes, neues Leben hier sichern." Das erklärte nun wirklich einiges... "Aber warum hattest du überhaupt die Absicht von hier wegzugehen?", fragte ich neugierig. Mittlerweile hatte ich mich auch schon wieder beruhigt. "Nun ja... als du, ich meine ihr, nicht bei mir ward, hier in Dortmund... ja... ja... da wollte ich hier weg. Alles hier erinnerte mich nur an dich, unsere tolle Zeit. Ich wollte das einfach alles loswerden. Aber jetzt... Jetzt will ich es nicht mehr loswerden!"

Ich konnte jedes einzelne Wort, das Marco sagte verstehen. Niemand konnte in einer Umgebung bleiben, die demjenigen immer wieder vor Augen führte, wie schön derjenige es mal gehabt hatte. Marco hätte also seine Karriere hier in Dortmund aufgegeben nur um mich zu vergessen. Das gab mir einen Stich ins Herz. Mir kamen kleine Tränen... vielleicht lag es auch einfach an den Hormonschwankungen, aber wohl eher an der Situation. "Marco... das tut mir Leid! Das ich der Grund war, warum du das wertvollste in deinem Leben aufgeben wolltest... das werde ich mir nie verzeihen!", schluchzte ich. Marco kam zu mir und nahm mich in den Arm. "Ach Sinalein... es wäre doch meine eigene Entscheidung gewesen. Ich wäre dafür verantwortlich gewesen, nicht du", sprach er sanft in mein Ohr. Ich wollte diese Sache so schnell es ging aus der Welt schaffen. Ich löste mich wieder aus der Umarmung, wischte hektisch mit meiner Hand die Tränen weg und sagte mit einem Lächeln: "Nun unterschreib schon diesen blöden Vertrag!" "Wird gemacht!", lachte Marco und ging aus dem Raum, um Jürgen und Watzke zu suchen. Ich richtete mich schnell wieder her bevor die drei wenige Minuten später wieder zurückkamen. Es war bereits ein Vertrag aufgesetzt worden, den Marco dann unterschrieb. "Na dann, Herr Reus! Willkommen im lebenslangen Dienst des BVB's", lachte Jürgen, vorauf wir alle mit einstimmten.

Dann war diese Sache nun auch abgehackt. Jürgen holte zur Feier des Tages eine Flasche Sekt. Als er mir ein Glas in die Hand drücken wollte, schüttelte ich den Kopf. "Auf einmal Anti-Alkoholiker?", fragte er schmunzelnd. Ich sah zu Marco. "Nein, das sind spezielle Umstände", sagte ich. Jürgen schien zu verstehen. "Herzlichen Glückwunsch! Was wird's denn? Hoffentlich endlich mal ein Junge... Beim ersten Mal hat's ja nicht geklappt", sagte er gespielt traurig, weshalb ich kicherte. "Wir wissen es noch nicht", erklärte ich und wurde wieder kurz nachdenklich. Da war es wieder... das Thema Baby. Meine Stimmung kippte, was machte glücklicherweise mitbekam und uns entschuldigte. Wir fuhren nach Hause... wo ich mich endlich entspannt in mein Bett legen konnte. "Jetzt gibt es nichts mehr zwischen uns! Nun kannst du beruhigt schlafen. Ich werde die ganze Zeit im Haus bleiben", versprach Marco, ehe ich die Augen schloss. Ich war so fertig... Als ich meine Augen wieder aufschlug, war es schon stockfinster draußen. Genüßliche Gerüche erfüllten das Schlafzimmer. Sie zogen wohl aus der Küche hoch. Außerdem vernahm ich einige Stimme... Ich stand auf und ging nach unten. Dort saß Mia vor dem Fernseher und schaute das Sandmännchen. Sie bemerkte mich erst gar nicht. "Hallo Süße", begrüßte ich sie. Daraufhin drehte sie sich zu mir um und rief erfreut: "Mamaaaa!" Danach lief sie auf mich zu, um mich in den Arm zu nehmen. Endlich hatte ich meine Kleine wieder. Ich hatte sie richtig vermisst gehabt. Vorallem ihr ständiges Geplapper... Als wir uns lösten sah ich mich weiter um. Marco stand in der Küche mit einer Schürze um und kochte. Das sah echt witzig aus. Und es erinnerte mich an den Tag, als Marco unerwartet in London auftauchte.

Ein Schuss ins Herz (FF mit Marco Reus)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt