Percy
Zwei Tage nach dem Götterrat und nachdem er sich dazu bereit erklärt hatte, die Mission auszuführen und sich in die Vergangenheit schicken zu lassen, saß Percy wieder am Strand von Camp Half-Blood. Doch diesmal nicht, um die Nähe des Meeres zu spüren und mit seinen Kräften zu üben, oder seine wirren Gedanken zu ordnen, sondern um Abschied zu nehmen und vielleicht noch ein wenig Kraft für das, was kommen würde, zu tanken. Denn er wusste mit Sicherheit, dass er es brauchen würde.
Gedankenverloren vergrub er seine Finger im Sand, der aufgrund der Sonne warm war, die groben Körner rieselten durch die Zwischenräume seiner Hand, als er ein wenig vom Sand schöpfte.
Es hätte vermutlich der schönste Sommer seines Lebens werden können, er hätte die jungen Halbblute unterrichten sollen, doch stattdessen wurde er erneut auf einen Einsatz geschickt, einen verdammt gefährlichen noch dazu. Percy hatte lange daran kauen müssen, als Apollo sagte, dass er eventuell verblassen konnte. Dass es endgültig sein konnte.
Bei allen anderen Aufträgen hatte er immer gewusst, dass es Schlimmeres als den Tod gab. Wenn er starb, dann würde er in die Unterwelt und hoffentlich in das Elysium eingehen. Das war zwar nur ein kleiner Trost, aber immerhin etwas, eine kleine Sache, an die man sich klammern konnte. Jetzt hieß es jedoch, dass er es entweder schaffte und Erfolg hatte, oder für immer aus der Welt verschwand. Und dieser Gedanke machte ihm Angst. Er wollte nicht für immer verschwinden.
Vielleicht hatte er sich inzwischen damit abgefunden, dass sein Leben niemals ruhig und friedlich verlaufen würde, dass er sich niemals einfach nur auf sich selbst konzentrieren konnte und immer noch Verantwortung für die Welt übernehmen musste. Sicherheit war etwas, dass er wahrscheinlich nie erreichen würde, es war ihm einfach nicht vergönnt.
Die Wut, der Frust in ihm waren inzwischen abgeklungen, war durch ein wenig Entschlossenheit ersetzt worden, wenn er das schon machen musste, dann würde es eben hinter sich bringen. Doch jedes Mal, wenn er an Annabeth dachte, durchfuhr ihn ein Schmerz, der ihm das Atmen erschwerte, es fühlte sich an, als würde eine unsichtbare Hand sein Herz langsam aber sicher zu einer unförmigen, blutigen Masse zerdrücken.
Er hatte ihr versprochen, sie nie wieder zu verlassen, immer bei ihr zu sein, doch nun stand er an einem Abgrund und wenn er das Gleichgewicht verlor und abstürzte, verschwand er womöglich für immer aus ihrem Leben. Bisher hatten sie immer gewusst, dass sie sich früher oder später in der Unterwelt wiedersehen würden, doch nun war dem nicht mehr so. Wenn er scheiterte, war er für immer fort.
Das war der Gedanke, der ihm vermutlich am meisten zusetzte, die Lücke, die er in ihrem Herzen hinterlassen konnte, wollte nicht aus seinem Kopf verschwinden. Die letzten zwei Tage hatte er Tag und Nacht daran gedacht, manchmal war er kurz davor gewesen, einen Rückzieher zu machen, doch dann hatte er sich immer dagegen entschlossen. Wenn er es nicht tat, dann würden sie vermutlich alle sterben, also hatte er keine Wahl.
Plötzlich wurde das Rauschen der Wellen ein wenig lauter, der Wind verstärkte sich kaum spürbar, Salzgeruch lag in der Luft.
„Ich habe dir noch gar nicht gedankt.", ertönte dann gleich darauf eine bekannte Stimme. Percy drehte sich um und entdeckte seinen Vater hinter sich. Poseidon sah aus wie auf dem Olymp, er trug Rüstung und Sorgenfalten hatten sich auf seiner Stirn gebildet, doch seinen Dreizack hatte er nicht dabei.
Percy runzelte dir Stirn. „Wofür solltest du mir danken wollen?", gab er mürrisch zurück und verschränkte seine Arme vor der Brust. Es störte ihn gewaltig, dass die Ruhe, die er kurzzeitig am Long Island Sound gefunden hatte, nun durch einen Gott gestört wurde, auch, wenn es sich bei besagtem Gott um seinen Vater handelte.
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Die Macht der Meere
FanficPercy und Annabeth gehen in Neu-Rom aufs College, die Halbgötter können in Frieden leben, mit jedem Tag verbessern sich die Beziehungen zwischen den Camps. Alles hätte so schön sein können. Doch dann erhebt sich Pontos, der Ur-Gott aller Meere- und...