Percy
Um sich irgendwie auf den Beinen zu halten, dachte er ans Meer. Er stellte sich nicht vor, wie er Wasser über weite Entfernungen zu sich herzog, doch Percy dachte dabei nicht an seine Kräfte. Stattdessen stellte er sich einfach nur die Wellen hervor. Er erinnerte sich an das Wesen der Ozeane, an die ungestüme Wildheit und die Unbändigkeit der Weltmeere. Er stellte sich die unglaublich tiefen Seegräben vor, die unendliche Weite. Er dachte an den Palast seines Vaters und das Gefühl, das ihn jedes Mal überkam, wenn er Wasser berührte. Er dachte an Poseidon und Pontos und warum das Wasser die Essenz des Lebens war. Percy stellte sich die Ratsversammlung auf dem Olymp von Neuem vor und kannte plötzlich jeden Wortlaut wieder.
Wasser ist die Grundlage von jedem Leben.
Deswegen waren die Kinder des Poseidons so mächtig, deswegen wurde Poseidon so gefürchtet. Das Gebiet, über das er herrschte, war die Grundlage von allem. Jedes Leben ist im Wasser entstanden, ohne Wasser konnte man nicht überleben. Es war fast, als wäre Poseidons Macht direkt mit dem Leben selbst verbunden.
Die Geräusche der Schlacht verschwanden, stattdessen hörte er nur noch das Rauschen des Meeres an einem schönen Sommertag. Still und beruhigend, aber trotzdem noch unglaublich machtvoll.
Plötzlich spürte Percy, wie sich irgendetwas veränderte. Es war, als spülte eine Welle der Kraft über ihn hinweg, plötzlich lag der der Geruch einer frischen Seebriese in der Luft. Er wusste nicht, was sich genau verändert hatte, doch auf einmal waren seine Arme nicht mehr schwer, sondern fühlten sich federleicht an. Percy wusste nicht, was geschehen war und ob er das bewirkt hatte. Aber als er auf seine Arme blickte, sah er, dass er von einem leichten grünen Schimmer umgeben war. Erstaunt sah er auf und hielt in der Bewegung inne. Die anderen Kinder des Poseidons waren ebenfalls inmitten ihrer Bewegungen erstarrt und spürten, dass sich irgendetwas geändert hatte.
Was es war, konnte keiner sagen. Aber plötzlich erschien das Meer so viel näher, als jemals zuvor. Als würde durch ihre Adern kein Blut, sondern Salzwasser fließen. Sie wurden durch ein neues, festeres unsichtbares Band zusammengehalten und waren stärker, als jemals zuvor.
Percy war sich nicht vollkommen sicher, aber der Anblick erinnerte ihn an Clarisse, wie sie in der Schlacht um Manhattan gekämpft hatte und der Segen des Ares über sie gekommen war. Dieses sanfte, rote und äußerst machtvolle Leuchten würde ihm vermutlich nie wieder aus dem Kopf gehen, dazu war es einfach zu besonders. Und er hatte schon viel gesehen.
Jetzt sah es fast gleich aus. Nur gab es einen Haken an der Sache: Poseidon war in dieser Zeit verwirrt und zwischen seiner römischen und griechischen Persönlichkeit hin und hergerissen. Wo also kam dieser Segen her?
Er wollte nicht darüber nachdenken, ob er dafür verantwortlich war. Denn das würde ihm eine gehörige Angst einjagen. Stattdessen wollte er sich einfach nur über diese Veränderung freuen, denn plötzlich sprühte er geradezu vor neuer Kraft. Percy wusste instinktiv, dass es seinen Halbgeschwistern genauso ging, denn die Winde um ihn herum nahmen wieder zu. Nur ein paar Sekunden später stand Bethany wieder in ihrem Miniatur-Hurrikane, Regen peitschte um sie alle herum. Ein richtiger Sturm zog nun herauf, vermutlich der stärkste, den die Tochter des Poseidons bisher erschaffen hatte und den sie auch in ihrem Leben erschaffen würde.
Für alle anderen stellte sich das als ein Nachteil heraus, denn die, die sich in nächster Nähe von Hütte 3 aufhielten, konnten plötzlich nur noch verschwommene Schemen erkennen.
Aber Percy musste unwillkürlich Lächeln, obwohl er inzwischen vom Regen durchnässt war. Auch, wenn es sich dabei um Süßwasser handelte, so war es dennoch Wasser- und das war sein Element. Es gab ihm immer Kraft und Zuversicht und in diesem speziellen Fall wieder Hoffnung. Er fühlte sich bereit, weiter zu machen.
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Die Macht der Meere
FanficPercy und Annabeth gehen in Neu-Rom aufs College, die Halbgötter können in Frieden leben, mit jedem Tag verbessern sich die Beziehungen zwischen den Camps. Alles hätte so schön sein können. Doch dann erhebt sich Pontos, der Ur-Gott aller Meere- und...