Percy
„Du hättest ihn nicht retten können.", ertönte es plötzlich hinter ihm. Quinn. „Das hätte niemand."
Ohne seinem anderen Bruder einen Blick zuzuwerfen, schüttelte Percy seinen Kopf.
„Das weißt du nicht.", flüsterte er. Seine Stimme klang gebrochen. „Ich hätte-..."
Quinn fiel ihm ins Wort. „Hör' auf damit. Bitte.", brachte er hervor. Jetzt warf Percy ihm doch einen schnellen Blick zu und bemerkte, dass in Quinns Augen Tränen schimmerten. Sein Gesicht war vor Trauer zu einer Grimasse verzogen. Es schien, als würde er jeden Moment zusammenbrechen zu wollen.
„Percy, bitte tu' dir das selbst nicht an. Rede dir nicht ein, dass du Scott hättest retten können, denn das stimmt nicht. Niemand von uns hätte etwas tun oder vorhersehen können, dass sich noch ein Römer auf dem Schlachtfeld befindet. Wirklich niemand. Wir waren doch alle damit beschäftigt, Ellen zu helfen. Wir hätten gar nicht-...", er verstummte. Allgemein schien es, als würde Quinn sich selbst von etwas überzeugen wollen, an das er gar nicht glaubte. Aber eine Sache konnte Percy deutlich heraushören: Quinn wollte wirklich nicht, dass er sich Vorwürfe machte.
Wenn es nur so einfach wäre. Du weißt nicht, was ich weiß.
In diesem Moment schwor sich Percy, dass er niemanden die Wahrheit sagen würde. Nicht noch einmal. Egal, was in den nächsten Stunden, Tagen, Wochen auf ihn zukommen würde. Es war, als hätten die Moiren mit Scotts Tod einen Warnschuss abgegeben, der besagte: Halt dich an die Spielregeln, Kleiner, oder du wirst es bereuen.
Dafür hasste er die drei alten Damen mehr als alles andere.
Percy gab sich alle Mühe, diese niederschmetternden Gedanken aus seinen Kopf zu verbannen, doch er scheiterte kläglich. Aber plötzlich tauchte ein anderes Gesicht vor seinem inneren Auge auf.
„Wie geht es Ellen?", fragte er leise.
„Ich-... ich weiß es nicht. Sie ist auf der Krankenstation, aber niemand konnte uns mehr sagen.", murmelte Quinn. Percy spürte seinen Blick auf sich.
„Wir sollten zurückgehen. Du musst deine Wunden versorgen lassen.", bemerkte der andere Sohn des Poseidons.
Überrascht sah Percy zu seinem Bruder. „Es-...", fing er an, doch dann verstummte er.
Es geht mir gut, hatte er sagen wollen. Doch nun fiel ihm auf, dass das ganz und gar nicht stimmte. Er wusste nicht mehr, wie viel Zeit seit dem Ende der Schlacht vergangen war. War es eine Stunde? Oder doch mehr?
Seit Scotts Tod hatte er sich taub gefühlt. Alles war an ihm vorbeigezogen, nichts von alledem, was vor sich ging, hatte ihn berührt. Aber jetzt, da ihn Quinn auf seine Verletzungen hinwies, spürte auch er, dass er am Ende seiner Kräfte war. Zuvor war ihm das nicht aufgefallen, er hatte es völlig verdrängt. Es hatte auch Wichtigeres gegeben.
Aber jetzt tat ihm jeder einzelne Muskel weh, der tiefe Schnitt an seiner Wange pochte schmerzhaft und die Wunde an seinem Bein brannte. Percy zitterte.
Quinn legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Wir sollten gehen, okay? Ich-... wir können heute nicht noch jemanden verlieren."
Die Stimme von seinem Halbbruder klang ängstlich und gepresst. Der Gedanke an den Verlust, den Hütte 3 gerade erlitten hatte, war noch zu frisch.
Trotz allem, trotz den Schmerzen und den Schuldgefühlen zwang sich Percy dazu, Quinn kurz anzugrinsen. „Keine Sorge, so schnell lasse ich mich nicht unterkriegen.", bemerkte er.
Daraufhin zog der andere nur eine Augenbraue nach oben. „Hast du eigentlich eine Ahnung, wie du aussiehst? Du siehst aus, wie der Tod persönlich.", er nickte in Richtung Half-Blood-Hill und bedeutete ihm so, vorzugehen. Percy tat ihm den Gefallen. Schon nach wenigen Schritten merkte er, wie viel Kraft ihn die Schlacht wirklich gekostet hatte. Er war nicht einmal die Hälfte des Hügels nach oben gestiegen, da ging sein Atem schon schnell und keuchend. Unter der Belastung verstärkte sich das Brennen an seinem Bein, bis er die Zähne zusammenbeißen musste, um keinen Ton von sich zu geben.
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Die Macht der Meere
FanficPercy und Annabeth gehen in Neu-Rom aufs College, die Halbgötter können in Frieden leben, mit jedem Tag verbessern sich die Beziehungen zwischen den Camps. Alles hätte so schön sein können. Doch dann erhebt sich Pontos, der Ur-Gott aller Meere- und...