Percy
Als Percy aufwachte, hatte er rasende Kopfschmerzen. Noch mit geschlossenen Augen verzog er schmerzerfüllt das Gesicht und konnte nur mühsam ein Stöhnen unterdrücken. Mit jedem seiner Herzschläge pochten seine Schläfen, das Blut rauschte ihm in seinen Ohren. Er blinzelte und versuchte, seinen Blick scharf zu stellen. Das Licht, das an seine Augen drang, erschien ihm viel zu hell und blendete ihn, sodass er sofort wieder die Lider schloss.
Sein ganzer Körper fühlte sich an, als hätte man ihn auseinandergenommen und anschließend wieder zusammengefügt und das mehrere Male. Es war, als hätte er vergessen, wie es sich anfühlte, ein Mensch aus Fleisch und Knochen zu sein. Als müsste er erst wieder lernen, mit seinem Körper umzugehen.
„Percy?", da war eine Stimme, ganz klar. Nur konnte er ihren Klang nicht so richtig zuordnen. Er konnte nicht erkennen, wer es war.
Percy zwang sich, sich zusammenzureißen und die Augen zu öffnen. Es kostete ihn einige Überwindung, am liebsten wollte er einfach weiterschlafen. Schlafen und nie wieder aufwachen. Aber das war keine Option. Eine Stimme in seinem Kopf flüsterte, dass er aufwachen musste. Um jeden Preis.
Als öffnete er die Augen und blinzelte erneut. Doch diesmal gab er nicht auf, bis sich der Schleier vor seinen Augen auflöste und er endlich wieder klar sehen konnte. Die Umrisse wurden mit jeder Sekunde schärfer, er konnte eine Person erkennen, die neben dem Bett saß, in dem er lag. Noch immer benommen sah er zu dieser Person. Die Gesichtszüge waren ihm im ersten Moment unbekannt. Er wusste, dass da irgendetwas war, an dass er sich erinnern müsste, aber erst nach wenigen Sekunden kam die Erkenntnis wirklich.
„Quinn?", seine Stimme klang so schwach, dass er vor Schreck zusammenzuckte. So hatte er sich noch nie in seinem ganzen Leben angehört und es zeigte ihm, wie schlecht es wirklich um ihn stand.
Sein Halbbruder lächelte ihn schmerzerfüllt an. „Da bist du ja wieder. Ich bin froh, dass du endlich wach bist."
Percy musste schlucken. Je länger er wieder bei Bewusstsein war, desto mehr Erinnerungen kamen zurück. Einfach alles war wieder da und vor allem auch die Angst. Er fürchtete sich vor dem, was er alles erfahren würde. Aber es gab keinen Weg drumherum.
„Wie lange war ich weg?", fragte er leise. Percy versuchte, seiner Stimme einen festen Klang zu geben, scheiterte jedoch kläglich. Alles tat weh.
„Seit der Schlacht sind drei Tage vergangen. Das ist jetzt der Morgen des vierten Tages.", erwiderte Quinn. „Du hast uns einen gewaltigen Schrecken eingejagt."
„Tut mir leid."
Percy schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief durch. Danach fühlte er sich zwar nicht besser, aber es half ihm, seine Gedanken zu ordnen. Fast vier Tage und Nächte war er weg gewesen. Einfach so, von einer Sekunde auf die Andere. Ihm war klar, was das bedeutete. Die Zeit wurde knapp. Jeder Moment konnte sein letzter sein, also musste er auf der Stelle herausfinden, wo sich der Dolch befand.
„Was ist mit Ellen?", wollte er wissen und stemmte sich mit seinen Armen ein wenig hoch, sodass sich sein Oberkörper in einer aufrechten Position befand.
„Sie lebt. Ellen ruht sich in Hütte 3 aus und wird auch noch eine Weile brauchen, bis sie wieder komplett bei Kräften ist, aber sie wird sich erholen.", erklärte Quinn leise. „Und das ist das Wichtigste."
Ein Gedanke hing unausgesprochen zwischen ihnen. Sie beide wussten, dass Scott diese Chance nicht mehr erhalten würde. Er war fort.
Percy nickte langsam und nachdenklich. Dieser Gedanke war noch immer schmerzhaft, aber dann besann er sich. Wenn er erst einmal seinen Auftrag erledigt hatte, dann wäre genug Zeit, um zu trauern. Nicht jetzt. Jetzt musste er kämpfen.
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Die Macht der Meere
Hayran KurguPercy und Annabeth gehen in Neu-Rom aufs College, die Halbgötter können in Frieden leben, mit jedem Tag verbessern sich die Beziehungen zwischen den Camps. Alles hätte so schön sein können. Doch dann erhebt sich Pontos, der Ur-Gott aller Meere- und...