KAPITEL LVIII

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Percy

Percy, seine Halbgeschwister und der Rest des Camps standen um den Stapel aus Holz herum, der in der Mitte des Amphitheaters bereitstand. Scotts Leichnam lag darauf. Das Leichentuch war aus Seide, die Farbe eine Mischung aus dunkelblau und dunkelgrün. Ein glitzernder Dreizack war darauf gestickt, das Symbol von Poseidon.

Als ihm Bethany mitgeteilt hatte, dass sie mit Scotts Bestattung gewartet hatten, bis er wieder wach war, hatte ihn Dankbarkeit durchströmt. Eine Beerdigung, oder wie es bei Halbgöttern üblich war, eine Feuerbestattung konnte zwar nichts rückgängig machen, aber dafür bot es die Gelegenheit, sich zu verabschieden und mit einer Sache abzuschließen. Es konnte heilsam sein und helfen, die Trauer zu überwinden. Percy hatte das Gefühl, dass es ihm helfen würde.

Fast alle Bewohner von Camp Half-Blood waren anwesend. Nur die, die zu schwer verletzt waren und sich noch erholen mussten, fehlten. Natürlich war Ellen nicht im Bett geblieben- es hatte ihr auch niemand widersprochen, als sie sich auf den Weg zum Amphitheater gemacht hatte. Scott war auch ihr Bruder gewesen.

Die Kinder des Poseidons standen geschlossen da, wie eine Einheit. Percy wusste, dass er das vermissen würde, wenn er erst einmal wieder in seiner Zeit war. Er würde die Scherze vermissen, die Zugehörigkeit, das Gefühl, nicht der einzige Halbgott seiner Art zu sein. Er nutzte die Gelegenheit, um sich nicht nur von Scott, sondern auch von seinen anderen Geschwistern zu verabschieden. Denn er hatte beschlossen, nach der Bestattung noch einmal mit Bethany zu reden und auf ihren Auftrag anzusprechen. Er hatte noch keinen genauen Plan, wie er dabei vorgehen konnte, um möglichst viele Informationen zu erhalten, aber er würde es einfach versuchen und spontan auf die Situation reagieren. Und anschließend würde er verschwinden und irgendwie versuchen, wieder in die Gegenwart zu gelangen.

In seinem Kopf klang das viel einfacher, als es vermutlich sein würde.

Er stieß ein Seufzen aus und sah noch vorne, wo Bethany stand und eine Fackel in der Hand hielt. Sie wollte das Feuer entzünden, doch dann hielt sie inne und drehte sich zu den Anderen um. Sie sah nachdenklich aus, dann schien sie sich einen Ruck zu geben.

„Kommt her.", forderte sie auf und sah Percy und die anderen Kinder des Poseidons an. „Scott war immer die Person gewesen, die uns zusammengehalten hat. Für ihn gab es nichts Wichtigeres, als die Familie. Wir sollten das hier zusammen machen."

Ryan machte den ersten Schritt nach vorne zur Hüttenältesten, Percy, Quinn, Ellen und Ezra folgten ihm. Sie alle stellten sich neben Bethany und legten eine Hand auf den hölzernen Griff der Fackel. Und dann, gemeinsam, senkten sie ihre Arme und ließen Scotts Leichnam in Flammen aufgehen.

~

Sie alle blieben stehen, bis das Feuer komplett runtergebrannt und von alledem nichts mehr außer Asche übrig war.

„Ich hoffe, dass du deinen Frieden findest.", flüsterte Percy leise. Dann sah er sich um. Es waren nur noch wenige Camper hier, ungefähr ein Viertel von der ursprünglichen Anzahl. Gerade sah er eine Person davoneilen. Sie hatte schulterlange Haare und ging ein wenig gebeugt, anstelle von aufrecht und stolz, wie normalerweise.

Lisa.

Während der Zeremonie hatte er hin und wieder einen Blick auf sie werfen können. Die Tochter der Athene sah absolut furchtbar aus. Tiefe Ringe lagen unter ihren Augen, sie waren rot gerändert, als hätte sie zahlreiche schlaflose Nächte verbracht. Sie war blass und ihre Wangen eingefallen. Der Schmerz stand ihr ins Gesicht geschrieben.

Scotts Tod musste sie ebenso mitgenommen haben, wie Percy, wenn nicht sogar noch mehr. Er traf innerhalb von Sekunden eine Entscheidung. Lisa musste sofort erfahren, was Scott für sie empfunden hatte. Also wandte er sich Bethany zu.

Die Macht der MeereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt