Percy
Mit zusammengekniffenen Augen spähte Percy über den großen Platz vor dem College in Neu-Rom und hielt nach Annabeth Ausschau. Die nachmittägliche Sonne brannte trotz der späten Stunde heiß auf sein gebräuntes Gesicht, blendete ihn, sodass er nur die Hälfte von dem, was sich vor ihm abspielte, auch wirklich erkennen konnte.
Der Campus befand sich vielleicht nicht direkt im Zentrum der Stadt, doch trotzdem war er immer belebt, niemals war es hier leer, oder still. Das College war eine Art Treffpunkt für die Römer und inzwischen auch Griechen, vor allem für die jungen Leute.
Immer war Gelächter zu hören, oder fröhliches Gerede, doch heute schien es, als wäre das alles noch ein wenig lauter, ausgelassener. Natürlich wusste Percy auch, warum das so war.
An diesem Tag begannen die Sommerferien in der echten, sterblichen Welt, was bedeutete, dass auch hier für eineinhalb Monate jegliche Bildung außer Acht gelassen und der Fokus einfach nur auf das Vergnügen gelegt wurde. Die verschiedensten Events würden stattfinden, auch in Kooperation mit Camp Half-Blood.
Noch am Abend würden Annabeth und Percy ihre Sachen packen und über den Sommer als Betreuer in ihr altes Zuhause zurückkehren.
Jedes Mal, wenn er daran dachte, spürte er tief in sich drinnen die Vorfreude, das kribbelige Gefühl, das ihm zeigte, wie sehr er das griechische Camp immer während den Semestern vermisste, wie sehr er die eineinhalb Sommermonate genoss.
Percy verlagerte sein Gewicht ein wenig und lehnte sich an die Wand des Gebäudes hinter ihm. Er spürte die Kühle der Steine durch sein hellgraues T-Shirt hindurch, doch es störe ihn nicht im Geringsten, dazu war der Tag einfach zu gut.
Vor ihm tummelten sich inzwischen zahlreiche Studenten, gemeinsam strömten sie aus dem Gebäude, stellten sich in Grüppchen und unterhielten sich über ihre Ferienpläne. Vereinzelt, und wenn jemand an Percy vorbeiging, nickte ihm jemand zu, oder grüßte ihn, was er dann jeweils mit einem Lächeln oder ein paar Grußworten quittierte. Auch, wenn er diese Aufmerksamkeit, die ihm manchmal zuteil wurde, hasste, wusste er trotzdem, dass es niemand böse meinte. Man kannte ihn nun einmal, wie den Rest der Sieben, Nico di Angelo und Reyna Ramirez-Arrelano. Außerdem war Percy klar, dass es den anderen genauso gehen musste, und sei es im Camp Jupiter oder Camp Half-Blood. Aber solange niemand zu aufdringlich wurde, war das in Ordnung.
Nach einer gefühlten Ewigkeit entdeckte er schließlich einen vertrauten blonden Haarschopf in der Menge, eine junge Frau von neunzehn Jahren kam schnell auf ihn zu. Bei Annabeths Anblick machte Percys Herz nach fast drei Jahren, in denen sie nun schon ein Paar waren, noch immer einen Hüpfer und schlug dann ein wenig schneller weiter. Er hoffte, dass das Gefühl, das ihn überkam, wenn er sie ansah, niemals verschwinden würde.
Es war nicht so, dass sie sich besonders Mühe mit ihrem Aussehen geben würde. Natürlich achtete sie auf ein gepflegtes Äußeres, doch ihr Kleidungsstil war eher schlicht. Heute hatte sie ihre blonden Haare zu einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden, sie trug eine Jeansshort und ein schlichtes, rotes T-Shirt, dazu graue Sneaker. Das alles war mehr als gewöhnlich, doch für Percy hätte sie in keinem Designer-Kleid schöner aussehen können. Er liebte sie schlichtweg so, wie sie war.
Als sie nur noch zehn Meter voneinander entfernt waren, trafen sich ihre Blicke, grau stieß auf meergrün. Ein Lächeln schlich sich wie von selbst auf Percys Lippen, er konnte sich gut vorstellen, dass in diese Moment seine Augen zu leuchten begannen.
Jeden Tag, wenn sie in verschiedenen Vorlesungen waren, vermisste er sie mit jeder Faser seines Körpers, es fühlte sich immer an wie eine kleine Ewigkeit, in der sie getrennt waren. Es mischte sich auch immer ein wenig Angst unter seine Gefühle, die Furcht davor, sie nie wieder zu sehen.
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Die Macht der Meere
Fiksi PenggemarPercy und Annabeth gehen in Neu-Rom aufs College, die Halbgötter können in Frieden leben, mit jedem Tag verbessern sich die Beziehungen zwischen den Camps. Alles hätte so schön sein können. Doch dann erhebt sich Pontos, der Ur-Gott aller Meere- und...