Percy
„Beth, wir sollten Schluss für heute machen.", meinte irgendwann Quinn. „Die Anderen sind bestimmt von ihrer Patrouille zurück und wir sollten uns auf den Weg zum Strand machen."
Die Hüttenälteste nickte. „In Ordnung. Aber heute gehst du nicht mit, Quinn, für dich und Percy habe ich eine andere Aufgabe. Ihr geht in die Schmiede. Heute Abend schaue ich mir an, was du und Tessa für Ideen habt mit etwas Glück setzen wir die dann noch diese Woche ein."
Bei dem Gedanken, in die Schmiede zu gehen, hellte sich Quinns Gesicht deutlich auf, ein verträumtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Percy erinnerte sich, dass auch gestern schon eine gewisse Tessa aus der Hephaistos-Hütte erwähnt worden war, vielleicht lag es ja an ihr.
Eine gute Viertelstunde später fand er es heraus. Bei den Hütten hatten sich er und Quinn von Scott und Bethany getrennt, zusammen gingen sie nun in Richtung Schmiede weiter.
„Über was redet Bethany?", fragte Percy vorsichtig nach. Sie wichen einer Gruppe Kämpfern aus, der Ausstrahlung nach Kinder des Ares.
„Hütte 3 arbeitet für die Sicherung der Grenzen mit den Kindern des Hephaistos zusammen, dem Gott des Feuers, der Schmiedekunst und so weiter. Seit längerem arbeite ich mit meiner Freundin daran, ein paar Unterwasser-Fallen zu bauen. Uns ist klar, dass die Römer nicht so aufs Meer stehen und lieber den Landweg nehmen... aber schaden kann so etwas nie. Und wenn der Strand und das Meer gesichert sind, dann kann sich Hütte 3 im Falle einer Schlacht den anderen Campern anschließen und die Grenzen an Land verteidigen, verstehst du?", sagte er.
„Ja. Ich verstehe.", Percy verstummte, dann grinste er. „Du hast also eine Freundin?"
„Ja.", wieder fingen Quinns Augen an zu leuchten. „Tessa. Sie ist toll. Komm mit, du wirst sie gleich kennenlernen."
Wie auch in seiner eigenen Zeit war die Luft in der Schmiede stickig und heiß. Es gab drei offene Feuerstellen, Funken flogen durch die Luft, die Kinder des Hephaistos hatten allesamt kurze Oberteile an, vermutlich die ersten T-Shirts der Geschichte.
Quinn wurde von fast allen Anwesenden freundlich begrüßt, Percy schenkte man neugierige Blicke, weil sie ihn noch nicht kannten. Doch er war neugierige Blicke von Zuhause gewohnt, dort starrten ihn die meisten an.
Quinn grüßte zurück, doch er ging zielstrebig zu einem etwas abgelegenen Arbeitstisch, bei dem eine junge Frau stand. Von hinten konnte Percy nur erkennen, dass sie ihre braunen, lockigen Haare zu einem Zopf nach hinten gebunden hatte. Sie war relativ klein, er selbst war an die eineinhalb Köpfe größer. Sie hatte drahtige Arme, man konnte ihre Muskeln sehen, aber dennoch hatte sie einen weiblichen Körper.
Percys Halbbruder trat zu ihr und legte ihr von hinten die Arme um die Taille. Er konnte und wollte auch nicht hören, was er ihr ins Ohr flüsterte, aber sie drehte sich lächelnd um und drückte ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen.
Dann entdeckte sie Percy und kam einen Schritt auf ihn zu. „Du bist der Neue, oder?", wollte sie wissen und streckte ihm die Hand hin. „Ich bin Tessa."
„Ich weiß.", gab Percy zurück. Wie von selbst grinste er. „Quinn hat dich schon mal erwähnt."
Sie lächelte, ging aber nicht weiter darauf ein. „Naja, schön dass du da bist. Wir können immer neue Halbgötter als Verstärkung gebrauchen. Ihr seid wegen der Fallen hier, oder?"
Quinn nickte. „Bethany meinte, dass sie heute Abend mal herkommt und sich unsere Vorschläge ansieht. Vielleicht können wir alles noch Ende dieser Woche einsetzen."
Tessa stemmte ihre Hände in die Hüften. Ihr Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an. „Na, dann liegt aber noch ein bisschen Arbeit vor uns. Hast du ihr nicht gesagt, dass wir mit der Umsetzung der Ideen erst zur Hälfte fertig sind?", um ihre Worte zu verdeutlichen, zog sei eine Augenbraue nach oben.
Quinn biss sich auf die Lippe. „Nein?", es klang mehr nach einer Frage als nach einer Antwort. „Aber es ist doch nicht mehr so viel. Und ich habe Percy als Verstärkung dabei. Du hilfst uns doch, oder?", fragte er an ihn gewandt.
„Ja, natürlich. Aber ich bin handwerklich nicht besonders geschickt.", gab er zu.
Innerlich dachte er an seine Aufträge und Einsätze zurück. Nie war er mit irgendwelchen technischen Dingen konfrontiert gewesen, er hatte seine Probleme immer im Kampf gelöst. Und wenn dies einmal nicht möglich war, dann hatte es Annabeth und später Leo gegeben. Bei dem Gedanken an seinen toten Freund zog sich sein Herz zusammen. Wie viele Camper mussten noch sterben, bis sie endlich einen dauerhaften Frieden hatten?
Tessa betrachtete ihn ein bisschen misstrauisch, aber dann nickte sie. „Okay, dann sollten wir uns aber sofort an die Arbeit machen.", sie ging einen Tisch weiter, wo allerlei Metallteile und Drähte verteilt lagen. Dahinter, in einem Regal, standen mehrere Flaschen Griechisches Feuer. Die Phiolen waren sauber und sicher verstaut, aber trotzdem hielt Percy unwillkürlich die Luft und achtete darauf, dem Schrank nicht zu Nahe zu kommen.
Tessa bemerkte, dass Percy das Griechische Feuer ehrfurchtsvoll anstarrte und berührte ihn vorsichtig am Arm. „Das ist Griechisches Feuer. Im Umgang damit muss man besonders vorsichtig sein, jede noch so kleine Kleinigkeit kann dafür sorgen, dass die ganze Schmiede in die Luft fliegt."
Percy nickte. „Verstanden. Aber eine Frage: Warum lagert ihr es hier? Wenn es so gefährlich ist, meine ich. Wäre es nicht sinnvoller, das alles irgendwo anders aufzubewahren?", wollte er wissen.
Quinns Freundin nickte. „Das ist auch nicht unser ganzer Vorrat. Der eigentliche Vorrat ist in einem geheimen Lager, eben weil es so gefährlich ist und es nicht in die falschen Hände geraten sollte. Aber das hier brauchen wir für unsere Fallen."
An dieser Stelle übernahm Quinn die Erklärungen. Er deutete auf einen Plan, der auf dem Tisch lag. „Sieh' mal her, Percy. Das hier wird eine Sprengfalle, die wir unter Wasser anbringen werden. Also sobald wir die Erlaubnis von Bethany haben.", fügte er hinzu. „Griechisches Feuer ist der gefährlichste Sprengstoff der Welt, aber zudem kann er auch im Wasser brennen. Die alten Sagen berichten von einem grün brennenden Meer... natürlich wollen wir den Long Island Sound nicht komplett in Flammen legen, aber wenn wir ein paar Römer grillen können, dann tun wir das."
Diese Beschreibung jagte Percy einen kalten Schauer über den Rücken, fast hatte er ein wenig Mitleid mit den Römern, immerhin wusste er, dass sie nicht grundsätzlich böse waren. Sie waren gut, genauso wie die Griechen, am Ende zählte doch nur, dass sie alle gegen die Monster und die wirklich Bösen kämpften. Zusammen hätten sie so viele Tode verhindern können.
Aber er redete sich wieder ein, dass die Römer nicht seine Verbündeten waren. Dass Krieg herrschte und dass Opfer gebracht werden mussten. Und dass er, wenn er alle in seiner Zeit retten wollte, die Vergangenheit nicht verändern durfte.
„Sagt' mir, was ich machen kann und ich mache es. Wir müssen ja unser Zuhause verteidigen.", entgegnete er, worauf er von Quinn, als auch Tessa überrascht angesehen wurde.
„Was denn?", wollte er wissen.
Quinn zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. Seit ich ins Camp gekommen bin, habe ich viele Neulinge miterlebt, aber keiner war jemals so wie du. Du bist gerade einmal knappe zwei Tage wirklich hier und schon nennst du Camp Half-Blood dein Zuhause. Und du bist motiviert, es zu verteidigen.", erklärte er. Tessa nickte zustimmend.
„Das Camp ist der erste Ort, den ich vielleicht in Zukunft mal als mein Zuhause bezeichnen kann. Ich bin vielleicht noch neu hier, aber ich habe gesehen, dass ich einer der Ältesten bin. Da kann ich mich doch nicht in eine Ecke verkriechen und nichts tun, oder?", er klang fast ein bisschen trotzig. Doch innerlich war er angespannt, sein Herz schlug ihm bis zum Hals. War er mit seiner Äußerung zu weit gegangen? Fingen sie an, Verdacht zu schöpfen? Flog seine Deckung auf?
Ein paar schreckliche Sekunden lang sagten Beide nichts, aber schließlich nickte Tessa zustimmend.
„Du hast Recht. Auch, wenn diese Welt noch neu für dich ist, du bist einer der Ältesten, eigentlich so alt wie die Betreuer.", meinte sie. Dann nahm sie eine Rolle mit Draht aus himmlischer Bronze in die Hand und warf sie Percy zu. Geschickt fing er sie auf.
„Dann an die Arbeit."
Woah, Leute, 7 Votes auf das letzte Kapitel? Das ist schon irgendwie krass *kreischt* DANKE!!!!
Ich hoffe, dass euch auch dieses Kapitel gefallen hat :)
Glg Sharon
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Die Macht der Meere
FanfictionPercy und Annabeth gehen in Neu-Rom aufs College, die Halbgötter können in Frieden leben, mit jedem Tag verbessern sich die Beziehungen zwischen den Camps. Alles hätte so schön sein können. Doch dann erhebt sich Pontos, der Ur-Gott aller Meere- und...