Percy
„Sehr gut. Und jetzt ducken!", kaum hatte Bethany diese Warnung ausgestoßen, schwang ihr Schwert auch schon auf Percys Kopf zu. Dieser reagierte schnell darauf und ging in die Knie, um dem Hieb auszuweichen, nur um kurz darauf wieder aufzustehen und den nächsten Schlag mit seiner eigenen Klinge abzufangen.
Eine Woche war seit den Trainingskämpfen mit der Zeus-Hütte vergangen und seine Halbschwester hatte beschlossen, sich persönlich um seine Kampfausbildung zu kümmern und jeden Tag mit ihm zu trainieren. Und was sollte er sagen? Es machte ihm Spaß. Je länger er mit ihr trainierte, desto weniger musste er sich verstellen. Dann durfte er zumindest teilweise er selbst sein und konnte so kämpfen, wie er es normalerweise auch tat.
Trotzdem musste er immer aufpassen, dass er sich während dem Kampf nicht zu sehr mitreißen ließ. Aber das störte ihn nicht mehr allzu sehr. Wenn er zusammen mit Bethany in der Schwertkampfarena war und trainierte, dann fühlte er sich wohl, fast so, als wäre er wieder in seiner Zeit. Als wäre alles in Ordnung und er trainierte nur, wie jeder andere Halbgott auch.
Die Erschöpfung am Abend zeigte ihm aber jeden Tag, wie die Realität aussah. Mit jedem Tag, der verstrich, sogar jeder Stunde, war er ein bisschen erschöpfter. Vielleicht nicht viel, aber wenn er die Wochen, die bisher vergangen waren, miteinander verglich, dann war diese Veränderung deutlicher zu sehen, als jemals zuvor. Wenn er in den Spiegel blickte, dann war seine Haut blass und nicht mehr so gebräunt, wie noch vor eineinhalb Monaten. Seine grünen Augen stachen aus seinem Gesicht hervor.
Bisher hielt er durch, aber wie lange noch? Er hatte das Gefühl, dass die Zeit immer schneller verging und er so schnell wie möglich handeln musste. Das würde er auch heute, nach dem Training tun.
„Percy, deine Deckung!", rief Bethany und holte ihn somit in das Geschehen zurück. Percy korrigierte seine Haltung ein wenig und konzentrierte sich jetzt wieder auf die andere Halbgöttin.
Nach weiteren fünf Minuten des Kampfes beschlossen sie, eine kleine Pause zu machen. Percy stand inzwischen der Schweiß auf der Stirn, genauso wie Bethany. Es war früher Nachmittag und die Sonne brannte nur so vom Himmel hinunter.
Sie setzten sich kurz an den Rand der Arena in den Schatten und tranken einen Schluck Wasser.
„Du wirst immer besser, Percy.", bemerkte seine Halbschwester. „Wenn du so weitermachst, kann ich dir bald nichts mehr beibringen. Vielleicht bist du dann sogar besser als ich."
Percy grinste sie an. „Ach was, das dauert bestimmt noch lange.", meinte er und trank einen weiteren Schluck.
„Das glaube ich nicht.", erwiderte sie. „Du bist ein Naturtalent. Und ich denke, es ist an der Zeit, dass du dich den Patrouillen anschließt. Du bist jetzt schon besser, als viele der anderen Camper."
Er nickte. So etwas in der Art hatte er schon erwartet. Eigentlich hatte er sogar auf diesen Moment hin gefiebert. Er wusste, dass er ein sehr guter Kämpfer war und es war gegen seine Natur, das zu verstecken. Er wollte dem Camp, seinem Zuhause, helfen und nicht einfach nur herumsitzen und sich verstellen. Das war wahrscheinlich mit unter das Schwierigste an diesem Einsatz.
„Danke.", erwiderte er auf das Lob. Dann schwieg er.
Bethany lehnte sich ein wenig zurück und stützte sich mit den Händen ab. Sie schloss ihre Augen, ihre Gesichtszüge entspannten sich sichtlich. Percy wollte die Ruhe, die sie jetzt überkam, nicht stören, sie wirkte so entspannt, aber er hatte keine Wahl.
„Bethany? Kann ich dich etwas fragen?", durchbrach er die Stille. Sofort riss sie ihre Augen auf und musterte ihn.
„Natürlich."
Percy tat so, als wäre ihm das, was er nun fragen wollte, unangenehm, doch innerlich waren seine Nerven bis zum Zerreißen angespannt. Wenn er jetzt etwas falsch machte, dann wäre das fatal.

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Die Macht der Meere
FanfictionPercy und Annabeth gehen in Neu-Rom aufs College, die Halbgötter können in Frieden leben, mit jedem Tag verbessern sich die Beziehungen zwischen den Camps. Alles hätte so schön sein können. Doch dann erhebt sich Pontos, der Ur-Gott aller Meere- und...