Percy
„Das ist eine Herausforderung!", wetterte Louis und ging im Aufenthaltsraum auf und ab. „Wir müssen sofort darauf antworten!"
Percy wechselte einen schnellen Blick mit Quinn, der neben ihm stand, ebenso wie Ellen und Ryan. Vor ihnen und am Tisch der Hüttenältesten saß Bethany, die Louis mit wachsamen Augen beobachtete. Die anderen anwesenden Halbgötter zeigten die verschiedensten Emotionen, von Wut bis hin zu Angst war alles zu sehen.
Percy und seine Geschwister, bis auf Bethany natürlich, durften bei dieser Versammlung der Hüttenältesten, die gleich nachdem sie von der Patrouille zurückgekehrt waren und allen das Banner gezeigt hatten, einberufen wurde, nur dabei sein, weil eben sie die Flagge der Römer entdeckt hatten. Wenn sie das nicht getan hätten, dann würden sie vermutlich bei den anderen Campern draußen sein und gespannt auf die Ergebnisse der Versammlung warten.
Jetzt jedoch hatten sie die Gelegenheit, alles nah mitzuerleben.
Außer ihnen und den Hüttenältesten war noch Lisa Borelli anwesend. Sie war zwar nur die Stellvertreterin aus der Athene-Hütte, aber sie war eine so große Unterstützung für ihre Halbschwester, dass auch sie nun hier war.
Für Percy waren die meisten Gesichter, die er nun beobachtete, unbekannt. Er hatte noch nicht genug mit ihnen zu tun gehabt, um ihre Namen einmal gehört zu haben, geschweige denn sie sich zu merken.
Aber er legte sowieso sein Hauptaugenmerk auf Louis. Seit der Begegnung nach dem Lagerfeuer war er ihm aus dem Weg gegangen. Kein einziges Mal hatte er eine gehässige Bemerkung fallen gelassen und wann immer sie sich im Camp begegneten, wich er seinem Blick aus. Percy stellte zufrieden fest, dass seine Worte von jenem Abend tatsächlich Wirkung zeigten.
Der Sohn des Zeus wirkt ein diesem Augenblick sehr, sehr wütend, noch wütender, als bei seiner und Percys' ersten Begegnung. Der Gedanke, dass Römer auf dem Gebiet vom Camp Half-Blood gewesen waren, schien ihm überhaupt nicht zu gefallen. Percy konnte genau sehen, dass auch er das Camp als sein Zuhause betrachtete und es nicht ausstehen konnte, wenn es in Gefahr geriet oder bedroht wurde. Egal, von wem.
Hayley Langdon, die Hüttenälteste aus der Athene-Hütte, schenkte Louis einen scharfen Blick.
„Setz' dich hin, Louis.", befahl sie. Ihre Stimme klang kalt und genervt. „Wenn du nicht so kampfgeil wärst, würdest du vielleicht dein Gehirn einsetzen und einmal genau über unsere Möglichkeiten nachdenken."
Bei dieser Zurechtweisung musste sich Percy ein kleines Grinsen verkneifen. Gerade so konnte er sich zurückhalten. Für derlei Dinge war die Lage zu ernst.
Es sah kurz danach aus, als würde Louis etwas darauf erwidern wollen, doch dann schnaubte er und ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Blick war abwartend, aber gleichzeitig kalt und wütend auf Hayley gerichtet.
Diese ließ nicht lange auf sich warten.
„Wir können jetzt nicht einfach die Römer angreifen.", ihre Stimme war laut und klar, wie die einer Anführerin. Bei diesen Worten zuckte Louis kurz, doch er blieb still. Lisa, die auf einem Stuhl neben ihr saß, nickte zustimmend.
„Ja, es war eine Provokation von unseren Feinden. Und ja, sie sind auf unser Gebiet vorgedrungen und noch dazu unbemerkt.", Hayley machte eine kurze Pause. „Aber es gibt tausend verschiedene Möglichkeiten, warum sie das getan haben."
An dieser Stelle ergriff Lisa das Wort. „Wir können schon einmal ausschließen, dass es sich dabei um Späher gehandelt hat. Wenn sie das nämlich gewesen wären, dann hätten wir niemals erfahren, dass sie tatsächlich hier waren. Stattdessen haben sie dieses Banner hiergelassen, daraus schließen wir, dass sie wollen, dass wir erfahren, dass sie hier waren."
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Die Macht der Meere
FanfictionPercy und Annabeth gehen in Neu-Rom aufs College, die Halbgötter können in Frieden leben, mit jedem Tag verbessern sich die Beziehungen zwischen den Camps. Alles hätte so schön sein können. Doch dann erhebt sich Pontos, der Ur-Gott aller Meere- und...