Percy
„Was habe ich getan?", flüsterte Percy und starrte geschockt auf seine Hände. Sie zitterten unkontrolliert. Das war auch verständlich. Er hatte nie Probleme gehabt, die Monster zurück in den Tartarus zu schicken. Das war der Lauf der Dinge, sie gehörten nun einmal dorthin. Aber jetzt fühlte er sich wie ein Verräter. Im Grunde standen doch die Römer und Griechen auf der gleichen Seite, doch das hatte ihn nicht davon abgehalten, einen Halbgott zu töten.
Percy kniete noch immer im Schlamm. Es war, als hätten ihn plötzlich all seine Kräfte verlassen. Ob das am Verschwinden des Wassers oder an der schrecklichen Erkenntnis lag, wusste er nicht.
Am liebsten würde er alles stehen und liegen lassen und wegrennen. Einfach aufgeben. Dieser Auftrag brachte seine schlimmste Seite zum Vorschein. Aber da war immer noch Scott, der ihn anstarrte. In seinen Augen schimmerte Angst. Aber nicht vor den Römern, sondern vor ihm. Vor Percy.
Sein Halbbruder öffnete seinen Mund, wie um etwas zu sagen, doch dann schloss er ihn wieder. Er schien sprachlos und wich einen kleinen Schritt zurück. Fast dachte Percy, er wollte weglaufen, doch dann blieb er.
„Wie, zum Hades, hast du das gemacht?", Scotts Stimme war laut. Ein seltsamer Tonfall schwang in ihr mit, aber Percy hörte ihn fast gar nicht. Sein Blick ging noch immer ins Leere.
„Ich habe ihn getötet.", flüsterte er.
Plötzlich stand Scott vor ihm. Ehe Percy irgendwie regieren konnte, schlug er ihm hart ins Gesicht. Sein Kopf wurde zur Seite geschleudert, er spürte, wie seine Lippe aufplatzte und ihm Blut über das Kinn rann und auf den Boden tropfte.
„Verdammt, jetzt reiß' dich zusammen!", fauchte Scott. Er klang unglaublich wütend. „Und antworte mir! Bist du ein beschissener Spion?"
Das riss Percy aus seiner Starre. Verwirrt sah er zu seinem Bruder auf. „Wie bitte?"
„Ich habe dich gefragt, ob du ein Spion bist! Wage es nicht, mich anzulügen. Ich bin vielleicht kein Kind der Athene, aber ich bin nicht blöd. Ich sehe doch, dass irgendetwas faul an dir ist!", Scott schrie nicht, aber er klang, als würde er das am liebsten tun. Also Percy nicht antwortete, zog er plötzlich sein Schwert und richtete es auf ihn. „Du hast jetzt die Möglichkeit, sofort hier mit der Wahrheit herauszurücken, oder du kannst dich vor dem ganzen Camp verantworten!"
Percy wollte es zurückhalten, aber er schaffte es nicht. Er musste lachen und stand auf. Er hatte gewusst, dass so etwas passieren konnte und das ihn jeder noch so kleine falsche Schritt verraten konnte. Trotzdem kam ihm diese Situation mehr als nur lächerlich vor. Er hatte einen Halbgott getötet und fühlte sich deswegen wie ein Monster. Und dann kam Scott mit diesem Mist.
„Du findest das also witzig?", sein Halbbruder starrte ihn an, als wäre er komplett verrückt. Vielleicht war er das ja auch. Percy konnte sehen, wie er sein Schwert fester packte, er richtete es weiterhin auf Percy. Sofort wurde er wieder ernst.
„Nein, ich finde das überhaupt nicht witzig. Sehe ich etwa so aus? Ich bin kurz vorm Durchdrehen!", gab er zurück. „Und wie kommst du auf den Blödsinn, dass ich ein Spion bin?"
„Weil du, verdammt noch einmal, besser kämpfst als Bethany!", jetzt brüllte Scott doch. „Sie hat Jahre gebraucht, um so gut zu werden, wie sie jetzt ist. Und du bist gerade einmal ein paar Wochen da und bist besser als wir alle zusammen! Sie ist die Einzige von uns, die einen Wirbelsturm herbeirufen kann und dazu benötigt sie alle ihre Kraft. Aber du? Du machst das ganz nebenbei, als wäre das nichts Besonderes! Raus' mit der Sprache: Wer bist du wirklich? Und wo hast du das alles gelernt?"

DU LIEST GERADE
Die Macht der Meere
FanfictionPercy und Annabeth gehen in Neu-Rom aufs College, die Halbgötter können in Frieden leben, mit jedem Tag verbessern sich die Beziehungen zwischen den Camps. Alles hätte so schön sein können. Doch dann erhebt sich Pontos, der Ur-Gott aller Meere- und...