KAPITEL XVII

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Percy 

Einen kurzen, schrecklichen Moment lang schien sich im Camp gar nichts zu tun. Doch dann, urplötzlich, tauchte eine Gruppe Halbgötter in voller Rüstung auf, allesamt bis auf die Zähne bewaffnet und mit einem mehr als nur entschlossenen Gesichtsausdruck. Sie rannten in Richtung Halfblood-Hill davon und waren innerhalb kürzester Zeit aus seinem Blickfeld verschwunden.

In den Sekunden, in denen Percy das Geschehen interessiert verfolgt hatte, hatte er auch gespürt, wie sich seine Schlachtfeldreflexe vollkommen zu Wort meldeten, das Adrenalin rauschte nur so durch seine Venen und führte dazu, dass seine Sinne bis zerreißen gespannt waren.

Wie von selbst packte Percy das Schwert, das er sich eben noch ausgesucht hatte, fester und wollte den Kämpfern zur Grenze folgen. Gerade, als er sich in Bewegung setzen und losrennen wollte, spürte er, wie ihn jemand fest am Arm packte.

Er wirbelte herum und sah, wie Scott ihn entgeistert anstarrte.

„Und was, zum Hades, soll das werden?", wollte er wissen und verstärkte seinen Griff.

Percy sah ihn entgeistert an. „Wir müssen ihnen helfen!", entgegnete er aufgebracht. Natürlich kannte er die Halbgötter in dieser Zeit kaum und vermutlich wäre es auch besser, wenn er sich nicht mit ihnen anfreundete, immerhin waren sie alle in seiner Zeit schon lange tot, aber es war trotzdem gegen alles, was ihm wichtig war, wenn er sich nun vor diesem Kampf drückte.

„Ja, aber nicht du!", entgegnete Scott. „Heute ist dein erster Tag, du hast keinerlei Kampferfahrung. Es wäre Selbstmord, wenn du da jetzt hingehst."

Er sah Percy so eindringlich an, dass er -obwohl er es natürlich nicht wollte- sein Schwert sinken ließ. Fast hätte er angefangen zu lachen, noch nie hatte ihn jemand als eine Person, die keinerlei Kampferfahrung hatte, bezeichnet. Gleichzeitig war dieser Gedanke traurig, denn gerade er hatte es bereits mit Gegnern aufnehmen müssen, die sich die meisten nicht einmal vorstellen konnten.

„Aber ich dachte, dass das Camp angegriffen wird. Warum helfen die anderen nicht?", Percy fiel gerade so wieder ein, dass er immer noch der Neuling war, der nichts wusste. Er musste in der Rolle bleiben.

„Percy, wir befinden uns zwar im Krieg, aber es ist eher ein Guerillakrieg. Dauernd gibt es kleine Angriffe, aber hier in Long Island sind wir im Vorteil. Außerdem ist es eher so, dass momentan keine Schlacht provoziert werden soll, sondern es ist vielmehr ein Abtasten des Gegners.", erklärte Scott geduldig. „Glaube mir, in ein paar Tagen hast du dich daran gewöhnt."

Diese Aussage machte Percy nun wirklich traurig. Die letzten beiden Jahre hatte er den Sommer über immer gesehen, wie schön das Leben im Camp in Friedenszeiten wirklich sein konnte. Jetzt war es genauso, wie er sich sein Zuhause in seiner eigenen Zeit vorstellte, wie es in den letzten Kriegen gewesen war.

Er ließ sich von dem anderen Sohn des Poseidon mitziehen und achtete darauf, dass er nicht vorging, sondern so tat, als würde er nicht wissen, wo sich Hütte 3 befand.

„Gegen wen führen wir eigentlich Krieg?", fragte er nebenbei. „Das haben weder Lisa, noch du erwähnt."

Scott seufzte. Allgemein schien er viel zu seufzen. „Es gibt nicht nur die griechische Mythologie. Außer uns gibt es in Amerika noch römische Halbgötter. Sie sind unsere Gegner."

Percy runzelte die Stirn. „Aber bedeutet römisch gleich schlecht?", wollte er wissen.

Scott ließ seinen Blick umherwandern, bis er an einer Gruppe Campern, die vollbewaffnet durch das Camp in Richtung Schwertkampfarena gingen, hängen blieb. „So einfach ist das nicht. Die beiden Seiten haben sich noch nie wirklich vertragen, irgendein uraltes Unrecht hängt zwischen unserem und dem römischen Camp. Aber das hat noch nicht gereicht, vor ein paar Monaten sind sich griechische und römische Halbblute auf einem Einsatz in die Quere gekommen. Es war ein einziges Blutbad, das hat letztendlich dazu geführt, dass wir uns nun in dieser Lage finden."

Die Macht der MeereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt