Piper
Trotz Jasons Worte hatte sie seitdem weitergegrübelt, wie sie Annabeth helfen konnte. Gleichzeitig hatte sie ein Auge auf sie geworfen und gewartet. Darauf, dass sie sich ihr anvertraute und über ihre Sorgen sprach. Bisher war das noch nicht geschehen. Vielleicht würde es das auch nie.
Piper stieß ein tiefes, deprimiertes Seufzen aus. Es brachte natürlich nichts, über all die Dinge, die irgendwie schiefliefen, nachzudenken, aber sich davon abhalten konnte sie auch nicht. In jeder ruhigen Minute grübelte sie, was das Zeug hielt und konnte einfach nicht damit aufhören.
In den Wochen, die bisher vergangen waren, war sie zu so etwas wie die Psychiaterin des Camps geworden. Jeder kam mit seinen Sorgen zu ihr und sei es nur, um von ihr mit Hilfe von Charmesprech beruhigt zu werden. Eigentlich ging das der Tochter der Aphrodite tierisch auf die Nerven. Sie wollte ihre Gabe nicht die ganze Zeit einsetzen und dann erst recht nicht, um andere Halbgötter zu besänftigen und ihnen etwas einzureden, das nicht wahr war.
Also hatte sie beschlossen, dass sie nur die jüngeren Camper durch Charmesprech beeinflusste. Diese kamen oft zu ihr, weil sie nachts aufgrund der Albträume nicht schlafen konnten, oder weil sie noch zu jung waren, um mit der gesamten Situation umgehen zu können. Es brach ihr das Herz, zu sehen, wie elfjährige Kinder mit tränenüberströmten Gesicht zu ihr kamen und hinterließ ein kaltes Gefühl in ihr, dagegen konnte auch der Gedanke, dass sie ihnen geholfen hatte, nicht viel ausrichten. Aber wenn Kinder wegen ihr gut schlafen konnten- dann war es okay, ihre Gabe einzusetzen. Sie hatte zudem ihre Halbschwester Drew Tanaka um Unterstützung gebeten. Auch, wenn es oft vergessen wurde, so besaß sie dieselbe göttliche Gabe wie Piper.
Als sie sich an ihre Halbschwester gewandt hatte, hatte Piper zuerst mit einer kalten Absage gerechnet. Doch Drew hatte sich erstaunlich gefühlvoll gezeigt und hatte sofort eingewilligt, ihr zu helfen.
Bis jetzt musste Piper ungläubig lächeln, wenn sie daran dachte. Drew schien so anders, wenn sie sich um die Kleinen kümmerte. Viel liebevoller und irgendwie auch ausgeglichener. Als hätte sie endlich wieder einen Sinn in ihrem Leben und eine Aufgabe gefunden, mit der sie wirklich etwas bewirken konnte.
Und es gab eine Sache, die sie gemeinsam beschlossen hatten: Halbgöttern, die alt genug waren, um das alles zu verstehen, würden sie nicht die Lage schönreden. Sie brauchten Kämpfer und wenn die Hälfte der Kämpfer dachte, dass dieser Krieg nicht schlimm oder gefährlich wäre, dann würden sie verlieren.
Manche mochten diese Entscheidung grausam finden, aber der Rat der Hüttenältesten stand hinter den beiden Töchtern der Aphrodite. Also machten sie so weiter, wie zuvor.
Insgesamt kam es Piper so vor, als würde sie allen und jeden ein offenes Ohr schenken. Teilweise war das auch in Ordnung, aber sie wollte nicht der öffentliche Kummerkasten des ganzen Camps sein. Nur, weil sie die Tochter der Liebesgöttin war, hieß das noch lange nicht, dass sie Probleme, was Gefühle jeglicher Art anging, auch einfach lösen konnte. Es stand nur in ihrer Macht, die Probleme eine gewisse Zeit lang zu verdrängen und nicht so schlimm erscheinen zu lassen. Das war doch keine Lösung! Irgendwann würde alles geballt zurückkommen und dann hatten sie ein ernsthaftes Gefühls-Problem.
Piper seufzte erneut auf und richtete ihren Blick nach vorne. Die Sonne blendete sie zwar ein bisschen, aber das war ihr egal. Sie beobachtete, wie Jason und Nico zusammen trainierten. Gedanklich verglich sie den Sohn des Hades, den sie nun sah, mit dem Frack, das er noch vor zwei Jahren gewesen war. Die Verwandlung, die er durchgemacht hatte, war wirklich erstaunlich. Noch erstaunlicher als Drews Reaktion auf Pipers Bitte.
Sie wusste, dass Will dabei eine große Rolle spielte. Vermutlich hätte Nico es ohne den Sohn des Apollon niemals geschafft, aus seinem Tief herauszukommen. Es hatte auch lange gedauert. Aber inzwischen wirkte Nico ausgeglichener. Als wäre er endlich im reinen mit sich selbst und mit dem, was in der Vergangenheit geschehen war.
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Die Macht der Meere
FanfictionPercy und Annabeth gehen in Neu-Rom aufs College, die Halbgötter können in Frieden leben, mit jedem Tag verbessern sich die Beziehungen zwischen den Camps. Alles hätte so schön sein können. Doch dann erhebt sich Pontos, der Ur-Gott aller Meere- und...