Alleine

62 17 0
                                    

Ich ziehe mir mein knielanges Schlafshirt über und schleiche in mein Zimmer. Ich bin noch immer alleine Zuhause, meine Eltern sind zusammen unterwegs und meine Schwester übernachtet bei einer Freundin. In der Küche kippe ich ein Glas eiskaltes Wasser herunter. Mit leisen Schritten gehe ich in mein Zimmer und schliesse die Tür hinter mir. 

Ein kleines schelmisches Grinsen überzieht mein Gesicht als ich die Fensterrolladen schliesse und mein Handy auf die Stereoanlage stecke. Auf Youtube suche ich Kyle Caydeens Song und klicke darauf. In einer erschreckend hohen Lautstärke beginnt das Lied durch mein Dachzimmer zu hallen. Ich lasse die Lautstärke, wobei der Bass vibriert und meinen Köper zittern lässt. Vorsichtig stelle ich meinen Bürostuhl auf die Seite und stosse das riesige Bett in eine Ecke. In der Mitte meines Zimmers ist nun eine leere Fläche. Langsam gewöhne ich mich an die Lautstärke und ich starte den Song noch einmal neu. 

Dann schliesse ich die Augen und tanze. Wenn mir jemand vor einem halben Jahr gesagt hätte, dass ich es einmal lieben würde zu tanzen, hätte ich ihn ausgelacht. Aber jetzt? Das tanzen macht mich irgenwie frei, ich vergesse die Schule, bei welcher momentan nichts klappt, ich vergesse alle Warnungen meiner Eltern, dass ich meine Leitungen nicht so sinken lassen darf. Ich vergesse den Valentinstag und das Gefühl von dem Vermissen. Ich tanze einfach. Die Musik macht alles viel einfacher. Ich bewege mich zum Takt und drehe mich mit geschlossenen Augen im Kreis. 

Mit jeder Sekunde werde ich mutiger und langsam getraue ich mich richtig. Niemand wird das hier je erfahren und mit seinem Song, diesem Bass und den Bewegungen fühle ich mich, als könnte ich schweben. Als könnte ich fliegen. Weg von allem, Hand in Hand mit Kyle. Ich kann mir jeden Ort vorstellen, ich kann überall hinfliegen. Ich bin woanders, mit ihm. Dort wo ich möchte. 

The highlight of my lowlifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt