Vier Monate im Halbschlaf

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Ich ging in die Schule, erschien jeden Tag pünktlich und machte Notizen in jeder einzelnen, langweiligen Lektion. Ich konzentrierte mich nur noch auf meine Leistung und die Noten. Ich liess keine Träumerein zu und verschwendete durch den Tag keinen Gedanken an Kyle. Während es draussen zunehmend wärmer wurde, wartete ich darauf, dass er mir schreibt. Das tat er nicht, NIE. Ich hörte in der Schule von ihm, Schwärmereien und der neuste Klatsch. Aber ich versuchte das Lächeln aus meinem Gedächnis zu verdrängen. Ich zog mich morgens an, stresste in die Schule, war dort die perfekte Schülerin und jede Pause nutze ich um zu lernen. Eine gute Strategie, ich enttäuschte so meine Eltern nicht und hatte keinen freien Platz in meinem Kopf um an ihn zu denken.

Klar lebendig zu sein fühlte sich anders an, aber was wenn es nicht anders ging. Das einzige was mein Herz noch schlagen liess waren die Abende. Immer wieder setzte ich mich auf den Balkon, welcher bei der abendlichen Wärme angenehmer wurde und schaute seine Bilder an. Bilder und Interviews. Für wenige Stunden liess ich jede Faser meines Körpers träumen. In dieser Zeit hörte ich seine Songs und ich versuchte ihn zu erreichen. Ich blieb Stunden draussen, bis die Sterne aufgingen. Ich schaute hoch und immer wieder fiel mir ein, dass er gerade, jetzt, in diesem Moment unter dem selben Himmel sitzt. Und mir fällt immer wieder dieses: 'Vergiss mich nicht', ein. Ich wollte ihn vergessen, oder nicht? Eigentlich machte dies keinen Unterschied, denn selbst wenn ich wollte, ich konnte ihn einfach nicht vergessen, so sehr ich es auch versuchen würde.

Ausserhalb dieser Abende auf dem Balkon gab es noch eine Situation, in welcher ich mir Gedanken an Kyle eingestand. Wenn ich mit Mirco oder Ricky sprach. Beide sind glücklich. Ricky hat einen Freund und Mirco hat Lara. Aber sie sind gute Freunde, beide kümmern sich rührend um mich und sie hören mir immer zu. Ich weiss nicht, wie viele Stunden ich bereits in Rickys Armen oder auf Mircos Brust geheult habe. 

Aber ausser diesen Situationen war ich mehr wie eine Maschiene. Ich funktionierte einfach. Ich tat, was man von mir verlangte, nicht mehr und nicht weniger. Aber nun ist Sommer und der Sommer schenkt meiner Fantasie tausend Träume. Heute, 12. Juni, ich weiss nicht mehr weiter. Das hier ist kein Leben, aber was ist schon ein Leben ohne diesen Kyle. WARUM BESCHÄFTIGT MICH DIESER JUNGE SO? ICH KENNE IHN NICHT?! 


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