9.| »Komischer Traum«

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Der Wind huschte durch die Straßen. Die Blätter raschelten und einige fielen zu Boden.
Der Himmel war vereinzelt bedeckt von dicken Wolken.
Irgendwo zwitscherten die Vögel ihr Lied, machne ruhig und seelig, andere wild und aufgeregt.
Auch, wenn die kleine Teresa nur ein blaues, leicht ausgewaschenes Kleid trug und darüber eine Strickjacke, fror sie nicht. Sie mochte es, wenn der Wind sie an den nackten Beinchen kitzelte.
Fröhlich sprang sie neben ihrer Mutter auf dem Bordstein hin und her. Ihr Rucksack hüpfte auf ihrem Rücken auf und ab, aber es störte sie nicht, da sie so gut wie gar nichts darin hatte, lediglich nur ein Kuscheltier.
Jedes Mal, wenn sie mit dem einen Fuß landete und den anderen in die Luft zog, hörte man ein Schlurfen, da die Sohle über den Bürgersteig schrappte.
Das Mädchen summte vor sich hin, was genau, konnte die Mutter nicht erkennen, trotzdem lächelte sie und streichelte ihren Bauch. Teresa würde einen kleinen Bruder bekommen.
Stan.
Die beiden verließen den Bürgersteig.
Die Mutter öffnete die Haustür und die Kleine rannte hinein.
„Daddy?", rief sie, bekam aber keine Antwort.
„Der ist noch arbeiten.", sie lächelte immer noch.
Schmollend warf das Kind sich auf die Couch und zog die Wolldecke über den Kopf. Kurz darauf wand sie sich darunter, als würde sie mit etwas kämpfen.
Ihre Strickjacke landete auf dem Boden, ihre Schuhe ebenfalls.
„Ach Schätzchen."
Teresa blieb unter der Decke, dort war es kuschelig warm.
Sie hörte ein Klopfen und ignorierte es. Die Stimmen, die sie daraufhin vernahm auch.
Die Wolldecke wurde von ihr runter gezogen und sie presste die Augen zusammen, schrie kurz auf.
Ein Skelett im Maßanzug stand vor ihr, den Kopf hatte es schräg gelegt.
„Na, wen haben wir denn da?", es klang amüsiert.
„Suldy!", kreischte sie und fiel ihm um den Hals.
„Ich heiße so immer noch nicht.", seufzte er und erwiderte die Umarmung.
Als sie sich löste, riss sie ihm den Hut vom Schädel und sprang von der Couch.
Ihre Mutter stand in der Tür.
„Na warte, kleine Ratte.", damit lief er ihr hinterher.
Er packte sie ...

Teresa schreckte hoch, riss dabei die Bettdecke um und verließ die Wärme, welche sie eingelullt hatte.
Sie rieb sich die Augen und atmete tief durch.
Diesen Traum konnte sie sich nicht erklären. Er war so skurril gewesen, wie noch keiner, den sie zuvor gehabt hatte. Irgendwas in ihr sagte, dass es ein realer Traum sei und sie genau das schon einmal erlebt hätte, doch das war unmöglich. So etwas gab es nicht! Es gab keine lebende Skelette.
Lebende Skelette - das war genauso widersprüchlich wie tropische Giftfrösche am Nord- oder Südpol zu finden.
Sie schüttelte den Kopf und schwang die Beine von der Matratze herunter.
Was war los mit ihrem Unterbewusstsein? Wieso ließ es sie sowas - so einen Mist - träumen?
Teresa stand auf, schwankte. Dann ging sie zur Tür und legte den kleinen Schalter um. Das Gästezimmer erhellte sich. Sie musste die Augen zu Schlitzen verziehen, damit die Lampe sie nicht zu sehr blendete.
Die Ex-Polizistin verließ das Schlafzimmer und trottete durch den Flur. Als sie bei Gibbs' Zimmer vorbei kam, ging sie langsamer. Sie hatte Angst, der Boden würde ein Knarren von sich geben und ihn somit wecken.
Sie öffnete die Tür zum Badezimmer und schaltete dort das Licht, welches mit dem Spiegel verbunden war, an.
Schnell erledigte sie, was sie tun musste und wusch sich die Hände.
Lisbon drehte den Hahn zu und sah sich selber im Spiegel an.
Sie war blass, ihre Haare glichen einem Vogelnest und sie hatte Augenringe.
Kurz gesagt, sie sah fertig aus.
Ein Gähnen überkam sie und es war schwer die Augen wieder aufzumachen, wenn sie blinzelte.
Sie wandte sich von ihrem schlecht aussehenden Spiegelbild ab und nahm das Handtuch von der Heizung, trocknete ihre Hände ab.
Sie schmiss es ins Waschbecken, ging aus dem Zimmer, knipste dabei das Licht aus.
Im Flur kam sie an einer Uhr vorbei und konnte im Dunkeln gerade so erkennen, wo die Zeiger standen.
02.13 Uhr
Sie wollte es nicht, doch ihre Gedanken kamen wie von selbst darauf, dass es bei Jane und ihren anderen Freunden jetzt 23.13 Uhr sein musste.
In ihr stieg das Bedürfnis hoch, den Blonden anzurufen. Aber sie erinnerte sich, dass sie ihm sagte, er solle sie nicht mehr kontaktieren, sie einfach in Ruhe lassen.
Es tat schon weh.
Sie bereute es, sich nicht von Grace, Wayne und Kimball verabschiedet zu haben. Es waren doch ihre Freunde.
Seufzend lehnte sie sich gegen die Wand, rutschte daran herunter. Der Boden war kalt. Sie zog ihre Beine an, umklammerte diese mit den Armen und legte den Kopf auf die Knie.
Sie schloss ihre Augen und kurz darauf war die Erschöpfung - sie wusste nicht, woher sie kam - zu groß.
Sie schlief ein.

Der Ring des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt