Stunden waren schon verstrichen und Billy-Ray Sanguin faulenzte immer noch auf einem der Sessel. Er ließ sich Essen bringen, trank etwas und schlief irgendwann ein.
Die Waggontür schob sich auf und OSullivan trat herein. Er steuerte den schlafenden Mann an, trat gegen den Sessel und ließ sich dann auf einen der gegenüberliegenden sinken.
Stöhnend richtete sich Sanguin auf. Sein Bauch machte ihm schon wieder zu schaffen, weswegen er sich eines der getrockneten Blätter zwischen die Zähne schob. Bald schon würde die Metallschachtel leer sein.
„Du schmatzt.”
„Bitte?”
„Du schmatzt, weil du den Mund beim Kauen nicht richtig schließt. Ich hasse es, wenn Leute schmatzen. Lass das.”, OSullivan überschlug seine Beine und blickte hinaus auf die Landschaft.
Sanguin nickte bloß stumm, aber die Schmerzen ließen schon nach und er lehnte sich erleichtert zurück.
Abermals ging die Waggontür auf. Dieses Mal trat der blonde Mann, den OSullivan für kurze Zeit doch für verrückt hielt, herein. Er warf seine Tasche ungeachtet auf den Boden und zog sich einen Stuhl heran, setzte sich dazu.
„Du warst lange weg.”, knurrte Sanguin und musterte ihn missmutig.
„Ich habe nur geduscht.”
„Drei Stunden? Du hast ernsthaft drei Stunden geduscht?”
Er nickte und zuckte mit den Schultern. „Zwanzig Minuten zum Nachdenken und die restliche Zeit lang, habe ich mich bewaschen. Ganz normal, oder?”
„Äh -”
„Wie lange duscht du denn für gewöhnlich?”, fragte er, „Duschen ist etwas ganz schönes. Weißt du, ich persönlich liebe es ja total!”,schwärmte er, „Besonders, wenn das Wasser rot ist und nach Eisen schmeckt.” Der Mann grinste und legte den Kopf schief.
Sanguin fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, da er etwas wahnsinnig wirkte.
Der Mann schüttelte sich, schloss die Augen und schlang seine Arme um sich. „Ach Gottchen. Blutbäder! So etwas schönes!”
„Du bist doch verrückt!”
Plötzlich sprang der Mann auf, wirbelte herum und packte den Stuhl, auf dem er gesessen hatte, an der Lehne.
Sanguin war zusammen gezuckt. „Der ist doch total verrückt geworden!”
„Ist er nicht. Er ärgert dich nur.”, OSullivan blickte wieder zu ihnen.
Der Mann lachte auf und setzte sich. „Ich bin der gute alte ich. Na ja, bloß, dass ich jetzt auf eurer Seite stehe.”
Misstrauisch musterte er ihn durch die schwarzen Augenhöhlen. „Ich traue ihm nicht. Immerhin war er früher ...”, Sanguin wurde unterbrochen.
„Das ist es. Er war mal auf deren Seite. Aber jetzt sitzt er hier bei uns - mit uns in einem Boot.”
„Aber ...”
„Nichts aber. Billy-Ray, besonders du solltest dich darauf einlassen.”, OSullivan öffnete seine Jacke.
Der Angesprochene runzelte die Stirn, schwieg dennoch.
„Das wird eine kleine Überraschung.”, kicherte der Mann zu seiner rechten. Und er nickte ihm verunsichert zu.
„Du wirst dich freuen. Hach. Ja.”
Die Tür ging wieder auf, Malia kam mit gesenktem Blick herein. „Ich soll ausrichten, dass der Zug sich ... ein wenig verspätet.”
„Ein wenig?”, OSullivan stand auf.
„Ja ...”
„Um wie viele Minuten?”
Sie umklammerte ihre Hand.
„Malia, Herzchen. Um wie viele Minuten verspäten wir uns?”
Ihr hing das silberne kurze Haar ins Gesicht und ihr Blick lag auf dem Boden. „Eine halbe Stunde.”
Er kam bei ihr an und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Hat der Fahrer gesagt, wieso?”
„N - nein.”
„Bist du dir sicher? Bitte verheimliche mir nichts.”, OSullivan strich ihr sanft eine Strähne hinters Ohr, „Und sieh mich doch bitte an, wenn wir miteinander reden.”
Zögernd hob sie den Blick. Ihr rechtes Auge war Blut unterlaufen. „Er meinte, wir müssen einen Umweg nehmen ...”, sie verstummte, da der Anblick seiner hart gewordenen Gesichtszüge sie einschücherte. Seine Augen strahlten nun finster.
„Es ... es tut mir leid.”, murmelte sie.
„Für was entschuldigst du dich, Malia?”
„Ich ... Weiß nicht.”, ihre Schultern sanken herab und sie wollte den Blick wieder abwenden, doch ein Finger unter ihrem Kinn verhinderte es.
Für einen Moment sah er sie an, ehe er sich zu seinen Kompanen umdrehte. „Der Umweg wird doch kein Problem darstellen, oder?”
„Sie weiß eh nicht, dass wir kommen, obwohl ... Eggaall.” , der Mann lümmelte nun im Sessel gegenüber von Sanguin.
„Wer weiß nicht, dass wir kommen?”
„Sch, schweig Kein-Auge.”
„Dann, meine Herren. Ich muss mich um etwas kümmern.”, OSullivan drehte sich wieder um und schob Malia vor sich hinaus.
„Aye. Unterhalte mich, William Raymond.”
„Nein.”
„Ach komm schon.”
„Halt die Klappe!”
„Ich könnte dich töten.”
„Halt - die - Klappe.”
„Aber ich könnte auch wieder duschen gehen.”
Sanguin schüttelte den Kopf und sah zum Fenster. Sein eingenes Gesicht sah ihn an.*
In dem leeren Waggon, drehte er Malia wieder zu sich. Seine Hände strichen ihre Haare zur Seite und die angespannten Gesichtszüge wurden weich. Seine Mundwinkel hingen hinab.
„Sery oder Pory?”
„Ich ... Ich bin gegen einen Schrank gelaufen.”, murmelte sie.
„Sag mir bitte die Wahrheit.”, bat er. Sein Zeige- und Mittelfinger legten sich auf die blaue Stelle unter dem Auge und die rauen Fingerkuppen begannen zu leuchten.
„Pory.”, Malias Stimme war brüchig, aber der Schmerz unter ihrem Auge ließ langsam nach. Die Kälte, die von seinen Fingern ausging, tat gut.
„War Sery dabei?”, er nahm die Finger weg und sie hörten auf zu knistern.
„Ich glaube, der hat irgendwo geschlafen.”
OSullivan nickte und zog das untere Augenlid etwas herunter. Unzählige Adern schlängelten sich über das Weiß in ihrem Auge und ein wenig Blut hatte sich dort gesammelt.
Sie verzog den Mund.
Er ließ langsam von ihr ab und strich über ihre Wange. „Spüle es vorsichtig aus, ja?”
Malia nickte zaghaft.
„Gut.”, er beugte sich vor, hielt aber inne.
Sie rührte sich nicht, starrte ihn einfach an.
OSullivan begann zu grinsen, da er die geweiteten Pupillen erblickte. Er könnte es einfach tun. Er müsste ihr nur näher kommen und seine Lippen auf ihre legen.
Lange Sekunden verstrichen.
OSullivan hauchte einen Kuss auf ihren Mund und ging dann an ihr vorbei.
Malia konnte es sich nicht verkneifen: Ein kleines Lächeln überkam sie.----
Huhu, hallo.
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, joar. Hinterlasst doch gerne Votes und/oder Feedback, ich freue mich darüber.
Eure leni
DU LIEST GERADE
Der Ring des Drachens
Science Fiction(10.12.2023, im so sorry, pausiert immer noch) „Mein Liebes Kind. Wenn du diesen Koffer erhältst, dann heißt dies höchstwahrscheinlich, dass ich tot bin. Mucksmäuschentot. Es tut mir leid. Bitte weine nicht zu viel. Ja? Der Mann, der dir...