17.| »Danke, Dita«

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Walküre zog sich die weißen Sachen, die Synecdoche ihr bringen lassen hat, an. Ihre Klamotten waren nass und egal, was sie versuchten um sie zu trocknen, es funktionierte nicht.
Sie band ihre Haare zurück und drückte ihr Rückrat durch, merkte wie es in ihr schwabberte. Das schwarze Wasser wurde langsam dickflüssig in ihr.
Danach wandte sie sich dem Spiegel ihr gegenüber zu und besah sich.
Ihre Augäpfel waren grau und ihre sonst so weißen Zähne schwarz. Ihre Fingernägel sahen aus, als hätte sie sie lackiert.
Außerdem kam sie sich vor wie eine Angestellte in diesen Sachen, wie eine Krankenschwester zum Beispiel, nicht, dass es schlimm wäre, aber das war sie nicht. Sie war eine Gotteslästerin, eine Göttermörderin, eine Weltretterin und eine Weltenmörderin oder Weltenzerstörerin. Auf letzteres war sie nicht stolz, ganz und gar nicht. Auch, wenn sie es geliebt hatte unter der Macht Darquises zu fliegen, hoch durch die Wolken, hatte sie es gehasst Menschen zu töten, das Blut Unschuldiger zu vergießen.
Zum Glück war das schon Jahre her, jetzt war sie wieder Walküre Unruh. Die Patnerin von Skulduggery Pleasant, die Verbrechen aufklärte und, wenn es wieder passieren würde, alles gäbe um die Welt zu retten.
Walküre verließ das Zimmer und Tippstaff kam ihr entgegen. Er sah kurz überrascht aus, lächelte ihr aber zu und sauste weiter. Er war gestresst und konnte nicht eine Sekunde Halt machen.
Sie ging den Flur weiter entlang, vorbei an einem Sensenträger, dann hinein in einen anderen Raum.
Auf einem Tisch standen Gefäße, in ihnen schwarze kurze Ranken. Sie verharrten regungslos in durchsichtigem Wasser.
Walküre lachte fast auf, als sie realisierte, dass das die Übeltäter waren, die sich an ihr festgeschlungen hatten. Sie trat dichter und schnippte gegen das Glas, aber sie regten sich immer noch nicht.
„Sowas habe ich noch nie gesehen.", meinte jemand hinter ihr.
Sie drehte sich um.
In der Tür stand Clarabelle, sie lächelte. Ihre Haare waren knallpink, genauso wie ihre Lippen. Über ihrem weißen Kleid, das Totenköpfe zeigte, hatte sie einen Laborkittel an. Der Laborkittel war jedoch bestickt mit allem möglichen Zeug.
„Ich auch nicht.", stimmte die Schwarzhaarige zu, „Wie kann es sein, dass die mich angegriffen haben? Sie regen sich jetzt nicht."
Clarabelle zuckte mit ihren Schultern und kam dichter. „Liegt bestimmt an der Flüssigkeit. Bestimmt was magisches. Außerdem,", sie quasselte unaufhaltsam, „ich find das cool - das mit deinen Augen und Zähnen. Ist das ein neuer Trend? Wie hast du das gemacht? Kann ich das auch?"
„Ist egal ...", murmelte sie und sprach dann lauter, „Es sieht aus wie Wasser."
Clarabelle beugte sich vor und inspizierte eines der Gefäße. „Es kann auch eine magische Flüssigkeit sein, Walküre."
„Es ist Wasser.", Reverie kam durch einen Vorhang herein, sie hatte ein paar Blätter in der Hand.
„Neeiinnn, das glaube ich nicht."
„Aber -", Walküre wurde unterbrochen. „Nein, das ist was anderes."
„Aber wenn ich es dir doch sage, Clarabelle.", die Ärztin seufzte und das Mädchen, das einige Jahre älter als Walküre Unruh war, sah auf. „Oh.", machte sie nur.
„Wie geht es dir?", Reverie wandte sich zu der Dedektivin.
„Bestens.", versicherte sie.
„Das ist gut. Wir versuchen noch herauszufinden, wie wir das mit den Augen und Zähnen wieder hinbekommen. Was machst du eigentlich hier im Labor?"
Sie zuckte leicht mit den Schultern. „Ich wollte mir die hier", sie deutete auf die Ranken oder was auch immer das war, „mal ansehen."
Reverie nickte. „Ich muss los. Byrono hat zwei Sterbliche hergebracht. Die Großmagierin will, dass wir sie auf Fähigkeiten testen."
„Byrono? Die alte Frau neben China?"
„Nein, ihr Neffe."
„China hat einen Neffen?", Clarabelle machte einen runden Mund.
Synecdoche ließ die Schultern hängen und ging an ihnen vorbei.
„Was denn? Hab ich was falsches gefragt?"
Walküre klopfte ihr auf die Schulter „Nein, alles gut."
„Also hat China einen Neffen?"
„Der Neffe von Byrono.", erklärte sie ihr, auch, wenn sie keine Ahnung hatte, wer Besagter war oder wie er aussah.
Clarabelles Gesicht hellte sich auf, dann drehte sie sich um und huschte davon.
Unruh ging zu den Schränken und öffnete die erst beste Tür. Sie musste kurz suchen, dann fand sie eine große Plastiktüte. In diese legte sie die Gefäße und machte sich daran, so schnell wie möglich aus dem Sanktuarium zu kommen.
Auf den Straßen Roarhavens sahen einige Zauberer sie kurz schief an, aber sie ignorierte es einfach.
Am schwarzen See stellte sie die Tüte ab und ging auf die Knie. „Hallo?", fragte sie an das Wasser gerichtet, aber nichts geschah. Vorsichtig steckte sie ihre Finger in das Schwarz und fuhr durch es hindurch. Klitzekleine Wellen breiteten sich wie Schallwellen aus, trotzdem regte sich immer noch nichts. Sie machte weiter. „Dita? Bist du da?"
Einige Minuten verstrichen, dann blubberte es vor ihr und sie zog die Hand zurück. Ein Kopf tauchte auf, er war schwarz, fast grau, und hatte etwas an sich, das einer Flosse glich, die dort oben anfing und sich über den ganzen Rücken zog. Gelbe Augen, die denen einer Katze glichen, strahlten sie an. Das spitze Kinn hob sich und er begann zu lächeln, seine Zähne waren weiß. „Walküre!"
„Hey."
„Dir geht's besser wie ich sehe. Das ist schön."
Sie nickte „Die Ärztin, bei der ich war, leistet gute Arbeit. Aber ich wollte mich nochmal bei dir bedanken.", sie streckte ihm die Hand hin.
Er zögerte und hob seinen Arm. Seine langen und kalten Finger, zwischen denen kleine Hautlappen waren - so wie bei Fröschen -, umfassten ihre Hand sanft.
Sie schüttelten ihre Hände und ließen sich wieder los.
Walküre fuhr mit der Hand kurz über den Boden, da sie nass geworden war und griff dann nach der Tüte. Sie raschelte und Dita tauchte blitzschnell ab.
„Nein, ich ... wollte dich nicht erschrecken.", sie holte ein Gefäß raus. „Ich wollte sie dir zurückbringen."
Seine gelben Augen kamen wieder hervor und er sah sie an, dann das Gefäß.
„Keiner im Sanktuarium wusste etwas mit diesen Ranken anzufangen."
„Mach's auf.", verlangte er, seine Stimme war ruhig, kein Unterton, der sie rumkommandieren sollte.
Sie drehte den Deckel und legte ihn weg. Seine Arme streckten sich aus und die Finger legten sich an den Rand. Die Ranken regten sich wieder, dann fanden sie seine Finger und schlängelten sich um seine Arme, rutschten zu seinem Oberkörper. Danach waren sie im Wasser verschwunden.
Sie hatte still zugesehen und nahm das nächste Gefäß. Sie taten es so lange, bis alle Ranken wieder dort waren, wohin sie gehörten.
„Wusstest du ... das sind nicht wirklich Ranken. Es sind Wasserschlangen. Sie tarnen sich nur so.", erklärte er und legte seine verschränkten Arme auf das Gras. Sein Kinn wiederum auf die Arme.
„Echt?"
Er nickte und sie sah, wie seine schwarzen Lippen zuckten - er grinste.
„Cool. Wir wissen eindeutig zu wenig über diesen See."
„Ich finde das gut."
Sie legte den Kopf schräg, fast so, wie Skulduggery es immer tat.
„Ich liebe diesen See.", erklärte Dita, „Er ist so unberührt, so geheimnisvoll. Niemand kann mit ihm etwas anfangen und schätzt ihn als gefährlich ein. Das ist er aber nicht, naja, wenn man nicht ertrinkt und die Schlangen ausblendet."
Sie dachte kurz nach und fragte dann „Wie kannst du da unten eigentlich etwas sehen?"
„Hm ... Ich kann es einfach.", erwiderte er, es hörte sich nicht ein bisschen eingebildet an.
Sie nickte verstehend.
„Soll ich mich jetzt um dein kleines Problem kümmern?", wollte er wissen.
Problem?", echote Walküre stirnrunzelnd.
„Die Nebenwirkungen beseitigen - Augen, Zähne und Fingernägel wieder zum Ursprung führen -, das restliche Wasser rausholen.", zählte er auf.
„Kannst du das denn?"
„Natürlich, sonst würde ich dich doch nicht fragen.", er hob den Kopf und stützte sich hoch, dann war er wieder aufrecht vor ihr. Sein Oberkörper ragte aus dem Wasser.
„Das wäre nett."
„Okay. Schließ die Augen und atme durch."
Sie tat wie geheißen und füllte ihre Lungen mit Luft, verzog das Gesicht, als sie die Flüssigkeit in den Flügeln spürte.
„Lass die Augen geschlossen, ja?"
„Ja.", hauchte sie.
Seine großen Hände umfassten ihr Gesicht und zogen sie näher. Seine nassen Lippen legten sich auf ihre und er drückte sie noch dichter an sich. Dann öffnete er den Mund etwas - ihrer tat es ihm gleich.
Sie spürte, wie es in ihren Lungenflügeln zu arbeiten begann, dann floss die Flüssigkeit die Luftröhre hinauf und durch ihren Rachen in den Mund, verließ diesen sogleich wieder.
Es dauerte einen Moment.
Sie bäumte sich auf, als sie ein Ziehen in den Zähnen und Augen vernahm, doch er hielt sie fest.
Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie stöhnte auf, als ihre Fingernägel wieder den gewohnten Farbton annahmen.
Sein Mund schloss sich wieder und er löste den Kuss. Er ließ sie los und ihr Gesicht trocknete sofort. „Du kannst die Augen wieder aufmachen."
Die Lider flackerten auf und sie sah, wie er die schwarze Flüssigkeit, die er aus ihr gesaugt hatte, in den See spuckte. Dann beäugte sie ihre Nägel kurz - sie waren nicht mehr dunkel. „Danke, Dita."
Er lächelte sie an. „Immer wieder gerne."
Sie lächelte auch.
„Auf Wiedersehen."
„Wiedersehen."
Und er tauchte ab. Tauchte hinab in die unerforschte Tiefe des Sees.
Sie blieb so lange dort sitzen, bis der See keine Wellen mehr schlug und wieder das stehende Gewässer war, dass sie kannte und doch nicht kannte.

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Guten Morgen!
Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat!

Ich möchte etwas loswerden. Und zwar:
Ich schreibe für mein Leben gern und liege es, das Geschriebene mit euch zu teilen, aber es ist echt frustrierend, wenn man kein Feedback oder ähnliches bekommt, obwohl einige die Kapitel ja lesen. (Dazu möchte ich noch sagen, dass es fast immer viel Arbeit ist, ein Kapitel zu schreiben. Manchmal sitze ich mehr als einen Tag an einem Kapitel, damit es "perfekt" wird und schlussendlich bin ich doch nicht so überzeugt und schreibe es nochmal um ...) Tja.

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag!
Eure Leni ❤️

(Ich hoffe, ich habe keine Fehler überlesen, da Wattpad mal wieder gesnitcht hat und ich alles neu probelesen musste.)

Der Ring des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt