56.| »Er war nicht allein«

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Er war spät in der Nacht aufgewacht.
Ein lästiges Quietschen hatte ihn aus dem Schlaf gerissen.
Seine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit und er drehte sich langsam auf die andere Seite.
Er beobachtete Walküres schwarze Gestalt dabei, wie sie jedes Mal innehielt, als das Gestell, auf dem sie saß, quietschte. Nachdem sie sich aufgerichtet hatte, schlüpfte sie in ihre Stiefel und zog ihre Jacke über.
Auf leisen Sohlen verließ sie den Raum.
Die Tür schloss sich und er war allein.
Pat drehte sich auf den Rücken und blickte hinauf zur Decke.
Seine Gedanken machten sich selbstständig und er dachte an Hope.
An Cho.
An Grace und Wayne.
Er dachte an China und dann plötzlich an seine Jahre beim CBI.
Seine Augen wurden trüb, als Bilder einer längst abgeschlossenen Zeit vor ihm auftauchten: Seine Frau lachte ihn herzlich an, während seine kleine Tochter konzentriert ein paar Tasten des Klaviers drückte.
Und da wusste er es.
Er war nicht allein.
Jemand war in seinem Kopf, hatte nicht einmal die Sicherheitsbarrieren durchbrechen müssen, war einfach eingedrungen.
Pat ballte seine Hände zu Fäusten und schloss seine Augen.
Er wusste, dass er sich wehren konnte.
Sein Wille musste nur stark genug sein.
Ja, er konnte es.
Er würde es schaffen.
Ganz sicher.
Ein Rinnsal floss aus seiner Nase.
Plötzlich explodierte etwas hinter seiner Stirn, er krümmte sich, zog die Beine an und umklammerte seinen Kopf mit den Händen.
So schnell der Schmerz bekommen war, so verging er wieder.
Pat stand auf – Sein Körper fühlte sich auf einmal wie der eines Fremden an.
Er zog sich seine Schuhe an, ergriff seine Jacke und verließ das Zimmer.
Er wollte sich fragen, was er tat, doch er konnte nicht. Seine innere Stimme lag in Ketten und sein Verstand war hinter einer schweren Tür verschlossen.
Er verließ den Bunker und schlüpfte in seine Jacke.
Er wusste nicht wo er hinging.
Er stieg den Berg hinab, ging querfeldein und gelangte an eine alte Feuerstelle, die im Verborgenen lag. Er schritt an einer rostigen Feuerschale vorbei und ließ sich in einen kleinen wasserlosen Graben nieder. Kaum, dass er saß überkam ihn die Müdigkeit und er glitt in einen tiefen Schlaf.
Er träumte nichts.
Wachte nicht einmal auf, als die Sonne aufging.
Selbst der Schrei Juno Londons, als sie ermordet wurde, ließ ihn nicht hochschrecken.
Er spürte nicht, wie Billy-Ray Sanguin ihn packte und zusammen mit ihm im Boden versank.

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Hallöchen,
Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen!
[Meldet euch bei Rechtsschreib- oder Grammatikfehlern bei mir]

Eure Leni

Der Ring des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt