15.| »Nach Irland«

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Jane öffnete die Augen.
Er war Schweiß gebadet und fühlte sich immer noch ausgelaugt, sogar schlechter als an dem Tag zuvor.
Seine Trommelfelder waren wie betäubt und seine Nase tat weh, so als wäre sie geprellt, aber das war unmöglich, denn bei seinem Anfall war er nirgends gegengelaufen oder aufgeprallt.
Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, dann bebte seine Leber.
Patrick stellte sich vor, dass dort unten Hände lagen und lange, ekelhafte Finger die Organe umfassten, an ihnen zerrten und sie dann rausreißen wollten. Immer abwechselnd und unvorhersehbar.
Er glich einem alten Baum, der langsam starb. Im Inneren moderte er und ließ sich von Parasiten zerfressen, aber von außen sah man das noch nicht, denn die Rinde war noch stark und unverändert.
Er kannte dieses Gefühl schon.
Jedes Mal, wenn sie einen Fall hatten, den sie nicht lösen konnten, verschwand er für ein paar Stunden und schloss sich weg. Er setzte sich hin und begann etwas zu murmeln, immer leiser, aber unaufhörlich.
Es war kein Mantra.
Dann tat sich vor ihm eine verschwommen Welt auf er konnte sehen, was der Mörder als nächstes tun würde, wen er als nächstes Opfer auserkoren hatte.
Nachdem er seine Kräfte, von welchen er sich eigentlich abgewandt hatte, einsetzte, brauchte er immer mindestens eine halbe Stunde um sich zu erholen.
Gestern war es das erste Mal gewesen, dass er es nicht geschafft hatte einen Visions-Anfall zu stoppen. Immer wenn er die ersten Anzeichen bemerkte, verschwand er in einem Raum, in den niemand reinkam, er atmete dann tief druch und meditierte kurz oder er sorgte dafür, dass Cho ihm ungesehen eine scheuerte, das stoppte einen anfangenden Anfall - wohl oder übel - auch.
Er wusste nicht, warum es so war. Das redete er sich selber ein, aber tief in sich drinnen, war ihm klar, dass es die Sehnsucht zu Lisbon und die hervorkommenden Emotionen waren, die es zufließen so etwas auszulösen.
Er ging in sein Badezimmer sprang schnell unter die Dusche und fühlte sich nach einigen Minuten schon wieder besser. Das Zerren in ihm hörte auf, aber seine Trommelfelder taten immer noch weh.
„Jane?", Grace hatte die Badezimmertür einen Spalt weit geöffnet, sah aber nicht hinein.
„Ja?", das Wasser spülte den Schaum von seinem Körper.
„Wie geht's Ihnen?", fragte sie und lehnte sich gegen die Wand.
„Mir geht's gut, wenn man die Ohrenschmerzen ausblendet.", er stellte das Wasser ab und trocknete seinen Körper mit einem neuen Handtuch, das wickelte er sich dann um die Hüften und kam hinaus.
Sie blickte kurz zu seinem Oberkörper, danach zu seinem Gesicht. „Sie haben mich gestern ganz schön erschreckt."
„Ich kanns mir vorstellen, Grace."
Sie blieb stumm und er ging weiter, öffnete seinen Schrank. „Sie hatten bis jetzt nicht die geringste Ahnung davon, dass es Magie gibt und das dann auch noch so zu erfahren ... Wie geht's Rigsby?", er nahm sich Klamotten heraus.
„Gut, na ja ... er denkt immer noch, dass es ein Witz ist.", sie drehte sich um.
Jane schlüpfte in die Anziehsachen. „Ihm wird schon noch klar, dass es keiner ist, keine Sorge."
„Was ist, wenn er verrückt wird? Wenn er weiter so am Rad dreht?", sie ließ den Kopf hängen.
„Das passiert nicht. Im schlimmsten Fall löschen wir sein Gedächtnis einfach."
„Was?", sie fuhr um und sah ihn an. Er grinste. „War nur ein Spaß."
„Es war nicht lustig."
„Für Sie nicht, richtig.", er zog sein Jackett an und die Schuhe.
„Sie und Cho. Wie lange kennen Sie sich schon?", wollte sie dann wissen.
„Mh. Ihn kannte ich tatsächlich schon vorher, aber nur zwei Jahre. Man ist sich immer wieder über den Weg gelaufen und so.", erklärte er, „Dass er Kräfte hat, wusste ich sofort."
„Oh."
Er nickte und deutete dann auf die Tür. „Gehen wir oder wollen Sie noch etwas unter vier Augen besprechen?"
„Wir können.", sie ging voran, „Aber sagen Sie, was machen wir jetzt?"
Die beiden gingen den Flur entlang. „Cho bringt uns nach Roarhaven. Das ist eine magische Stadt in Irland und dort ist das Sanktuarium - ich nehme an, dass er Ihnen erklärt hat, was das ist - dort werden wir China Sorrows über meine Vision aufklären und Sie werden zu einem der Wissenschaftler oder Ärzte gebracht."
Sie nickte. „Wer ist diese China?"
„Die Großmagierin. Sie leitet das Sanktuarium zusammen mit zwei anderen. Diese Konstulation ergibt den Ältestenrat."
„Achso."
Cho und Rigsby warteten unten auf sie. Sie standen im Wohnzimmer und unterhielten sich. Viel mehr redete Rigsby die ganze Zeit und der Koreaner hörte zu.
Er erblickte Jane und den Rotschopf. „Können wir?", wollte Cho wissen.
„Ja, bring uns genau vor den Eingang."
Ein Wimpernschlag.
Sie standen in einer modernen Stadt vor einem prunkvollen Gebäude. Es ragte in seiner vollen schneeweißen Prach in die Höh.
Die Nachmittagssonne schien prall auf sie nieder und kitzelte sie im Gesicht.
Vor ihnen standen zwei Männer in grauem Uniformen, ihre Gesichter waren von glänzenden Visiren geschützt. Auf ihrem Rücken hatten sie scharfe Sensen.
Wayne unterdrückte das pflaue Gefühl im Magen und Grace sah die beiden erfürchtig an. Ihr Flüstern glich einem Hauchen. „Was oder wer ist das?"
„Sensenträger. Sie sind wie Wachen und Polizisten. Sie bewegen sich elegant und schnell, bringen einen mühelos um.", berichtete Cho.
Sie schluckte.
Eine Frau tauchte hinter ihnen auf und trat einen Schritt auf Jane zu.
„Hallo.", grüßte er lächelnd.
„Ihr Name? Sie haben ein Termin?"
„Ja. Ich bin Pat Byrono."
Van Pelt runzelte die Stirn. Pat Byrono?
Sie hob den Blick vom Klemmbrett und fuhr sich durch die blonden Haare. „Byrono? Ja ... Ja, gehen Sie rein. Man wartet auf Sie"
„Vielen Dank.", er marschierte los und die drei folgten.
Im großen Flur kam ein Mann auf sie zu. Sein Name war Tippstaff.
„Würden Sie mir bitte folgen?"
Jane blieb stumm, ging einfach neben ihm her.
Vor einer mächtigen Tür bleiben sie stehen. Tippstaff verschwand kurz dahinter, dann wurde sie ganz aufgeschoben.
Sie traten herein.
Cho neben Jane und die beiden anderen hinter ihnen.
In dem weißen Raum, der eher schon ein Saal war, saß eine wunderschöne Frau mit rabenschwarzen Haaren und blauen Augen wie der Himmel in einem hohen Thron. Zu ihrer rechten ein dicker Mann, zu der linken eine zierliche Frau.
Rigsbys Herz schlug augenblicklich höher und er hatte sich verliebt, doch er wurde von ihr keines Blickes gewürdigt. Er wimmerte leise.
Graces Gedanken schwärmten sofort von ihr, ohne dass sie es wirklich wollte.
Ja, so eine Wirkung hatte China auf die meisten Menschen.
Jane und Cho schien es nichts auszumachen.
„Was führt euch zu mir?", China kam gleich zur Sache. Sie mochte es nicht, lange um den heißen Brei zu reden.
„Großmagierin. Ältester Scheyso, Älteste Byrono.", grüßte Jane, „Letzte Nacht hatte ich eine Vision ..."
„Ich dachte, du hast dich der Magie abgewandt.", hörte man die zierliche Frau murmeln.
„... Ich sah wie jemand die Grumbles befreite."
Grumbles! Das ist unmöglich!", Scheyso schüttelte den Kopf.
„Ich habe es gesehen und irre mich nicht. Wenn wir denjenigen nicht finden, der sie befreien will, gibt es bald Chaos. Riesiges Chaos, glaub mir China.", Blondies Stimme war kühl.
„Großmagierin.", verbesserte Tippstaff.
„Großmagierin.", zischte Cho und drehte sich um.
„Wo willst du hin, Kimball?", China überschlug ihre Beine.
Van Pelt versuchte einen klaren Gedanken zu fassen und unterdrückte, schweren Herzens, die stille Schwärmerei für die hübsche Frau. Wenn Patrick Jane Pat Byrono hieß, wieso hieß Kimball Cho, dann immer noch Kimball Cho?
„Raus."
„Und deine sterblichen Freunde alleine lassen? Ihr habt sie mitgebracht, weil ihr wollt, dass Geoffrey ihnen einredet, dass das alles nur ein Traum war, richtig?"
Cho ging weiterhin auf die Tür zu.
„Oh, ich liege falsch. Ihr wollt sie testen lassen."
„Ja, richtig.", bestätigte Patrick.
„Tippstaff, bring sie zu Reverie. Hopp, hopp."
Der Mann nickte den beiden zu und sie folgten ihm, gingen zusammen mit Cho hinaus.
Jane stand nun alleine vor dem Ältestenrat.
„Gibt es noch etwas zu sagen?", hakte Sorrows nach.
„Es war mir eine Freude dich wieder zu sehen, Mr Sorrows.", er verbeugte sich überschwänglich und ging ebenfalls.
„Bursche!", rief ihm eine Stimme nach, als er durch einen Flur schlenderte.
Er blieb stehen und wandte sich um.
Die zierliche Frau, die neben der Großmagierin Irlands gesessen hatte kam auf ihn zu. Sie blieb vor ihm stehen, lächelte breit und nahm ihn in den Arm. Er erwiderte die Umarmung, dann war sie vorbei.
„Mein Neffe,", fing sie an, „du hast dich der Magie wieder zugewandt? Das freut mich!"
„Ehrlich gesagt, war es keine Absicht.", er zuckte mir den Schultern.
Sie lächelte trotzdem.

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Schon mal sorry, falls Rechtschreibfehler drin sein sollten. Ich hab zwar eben zweimal Probe geselen, aber irgendwie ist meine Konzentration seit Stunden gleich 0.

Ich freu emich über votes und Kommentare mit Feedback.

Eure leni

Der Ring des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt