10.| »Komische Sachen«

17 2 0
                                    

„Ich hasse ihn.", Rigsby seufzte, Van Pelt ebenfalls.
Die beiden starrten seit fünf Minuten in das Büro, in welchem David Rensen saß. Auf der Tür stand immer noch Senior Agent Teresa Lisbon, aber er hatte bereits alles umgeräumt. Spätestens am nächsten Abend würde auch sein Name an der Glastür zu sehen sein.
Wie schnell man Menschen doch austauschen konnte.
Cho kam wieder - er war auf der Toilette gewesen.
„Wir haben keinen Fall, aber müssen hier noch bis in die späten Stunden sitzen! Verdammt es ist 23.20 Uhr. Ich bin müde!", seine Stimme verbarg die Aurregung nur halb. Untypisch.
Jane nippte abermals an seiner Tasse. Irgendwie war er glücklich, dass sie alle noch hier waren, auch, wenn es eine durchaus blöde Anweisung von Rensen war, in der es hieß: Niemand geht, wenn ich noch im Büro bin!
„Wir auch.", meinte Rigs und fuhr sich über sein kurzes Haar.
Kimball lehnte sich gegen Janes Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Auch er würde jetzt keinen Finger mehr krümmen und sich in Aktenarbeit stürzen.
Jane trank noch einen Schluck von seinem Tee. Die noch heiße Flüssigkeit floss seinen Rachen hinunter und sollte die anfangenden Halsschmerzen stoppen, aber es brachte nichts.
Mit jeder Sekunde, die verstrich, fühlten sich seine Glieder immer mehr wie Blei an. Einfach nur schwer.
„Jane, ist alles gut?", fragte Van Pelt, ihre Stimme klang in seinen Ohren leise und gedämpft.
„Hm ...", die Farbe wich aus seinem Gesicht und plötzlich wirkte er kreidebleich.
Cho runzelte die Stirn, als hätte er eine Ahnubg, was passierte, und Rigsby trat neben den Koreaner.
Der Blonde hievte sich hoch und umklammerte den Henkel seiner Tasse, wollte erneut zum Trinken ansetzen, zitterte dann aber so stark, dass die heiße Flüssigkeit über sein Kinn und den Hals floss. Das zerknitterte Hemd sog alles auf.
„Jane?!", Van Pelt erhob sich besorgt.
Was war los mit ihm? Bis vor einigen Minuten war noch alles in bester Ordnung gewesen - abgesehen davon, dass Lisbon ihn nicht mehr sprechen wollte und in einem anderen Staat war.
Sein griff um den Henkel löste sich und die Tasse fiel. Rigsby war schnell genug gewesen um sie aufzufangen.
Patrick taumelte. „Cho.", wisperte er.
Dieser sah sich nervös um und als er sich sicher war, dass keiner dort langlief und Rensen nicht aufsah, schloss er seine Augen.
Er hatte vorgehabt, nie wieder etwas damit zu tun zu haben, aber er hatte keine andere Wahl. Er konnte es nicht riskieren, dass jemand sah, was mit dem Berater passierte.
Grace hatte fast aufgeschrien, als sie plötzlich auf dem Dach des CBI-Gebäudes standen. Alles in ihr kirbbelte komisch.
Rigsby fiel auf die Knie und übergab sich. „Was zur ...", murmelte er und fuhr sich mit dem Ärmel über den Mund. Die Säure schmeckte bitter.
Kimball sah auf seinen Kumpel nieder und seufzte, dann blickte er Van Pelt an. „Wir erklären euch das später."
Jane konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und landete auf dem Hintern. Sein Kopf pochte mächtig, so als würde jemand dort oben sitzen und mit einem Hammer - vielleicht auch einer Spitzhacke - gegen die Schädelwände hauen. Er fing an schwer zu atmen und dann floss Blut aus seiner Nase.
Grace schlug verstört die Hand vor den Mund und Wayne kroch von der Pfütze weg, blieb auf allen Vieren und beobachtete es.
Patrick schwitzte und seine Augen schlossen sich, nun kam auch Blut aus seinem linken Nasenloch.
Er wimmerte gequält und sein Brustkorb hoch sich unnormal schnell.
Dann war er still, saß einfach aufrecht dort. Er glich plötzlich der Ruhe in Person.
„Was geht hier vor sich?", fragte die Rothaarige leise.
„Das ... Wir erklären euch das später.", Cho fuhr sich über das Gesicht.
Patricks Haare begannen hin und her zu schaukeln, obwohl es auf dem Dach windstill war. Er zog seine Beine an und saß dann im Schneidersitz.
Rigsby glaubte, er sehe nicht richtig, als er einige Zentimeter über dem Boden schwebte.
„Was siehst du?", fragte Kimball dann.
„Grumbles ... Ich sehe sie ganz klar.", seine Stimme war hoch, „Jemand hat sie befreit."
„Weißt du, wer?"
„Nein.", er saß nun einen halben Meter vom Boden entfernt in der Luft.
„Was sieht du noch?"
„Nur die Grumbles ... Ha, sie sind so hässlich. Aber ich spüre da noch etwas.", seine Stimme wurde immer höher, schriller.
„Was. Komm, streng dich an."
„Etwas großes! Etwas mächtiges! Etwas dunkles ... Ha, aber die Grumbles, die sind so potthässlich, ha.", er lachte und dann krachte er auf den Boden, lag mit allen Vieren ausgstregt da. Seine Augenlider waren immer noch geschlossen, aus seinen Ohren floss inzwischen auch Blut.
Cho murrte irgendetwas, ehe er wieder teleportierte.
Einen Wimpernschlag später standen sie in Janes dunklem Haus.
Man hörte Rigsby würgen, aber das Erbrochene platscherte nirgends gegen, er hatte es zurückgehalten.
Grace machte das Licht an und lehnte sich dann an die Wand, sie war blass.
„Einen Moment.", damit ließ Kimball die drei alleine.
Der braunhaarige, große Mann ließ sich auf die Couch fallen und schloss die Augen. „Das muss doch ein Traum sein. Und wenn das ein Traum ist, dann wachen wir gleich wieder auf. Oh ja, bitte lass es einen Traum sein!"
„Das ist keiner.", erwiderte sie leise. „Aber es wäre gut, wenn es doch einer ist."
„Wir wachen sicher gleich auf."
„Ja, sicher."
Die beiden wussten, dass es keiner war, wollten es sich dennoch reinreden.

Der Ring des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt