„Oh hallo, Clarabelle.", der großgewachsene Mann wandte sich ihr zu. Sein weißer Kittel war mit einer komischen Flüssigkeit bespritzt und er zog gerade zwei schwarze Nitril-Handschuhe aus. Die Brille mit den dicken Gläsern saß ihm tief auf der Nase und drohte jeden Moment wegzurutschen.
Clarabelle unterdrückte das Verlangen, ihm sie zurecht zu rücken und vergrub lässig ihre linke Hand in ihrer hinteren Hosentasche. „Hallo, Professor Viev."
Er ließ die Handschuhe in einen kleinen silbernen Mülleimer fallen. „Was kann ich für dich tun?"
Sie wechselte auf ihr Spielbein und wedelte undefinierbar mit der rechten Hand durch die Luft. „Ich soll Auswertungen - Oder nennt man das Ergebnisse? - abholen."
„Ich denke, man benutzt beide Begriffe."
„Allssoo?"
Professor Viev schmunzelte amüsiert. „Du bekommst sie ..."
„Super!", Clarabelle strahlte.
„Aber sag mir doch bitte welche du explizit brauchst.", er deutete auf einen Schreibtisch, auf dem sich unzählige Akten häuften. „Ich habe nämlich eine Menge untersucht, ausgewertet und ausgedruckt."
„Natürlich.", sie nickte. „Ich weiß zwar nicht, wie man das in", sie malte Anführungsstriche in die Luft, „Fachkreisen nennt, aber es geht um eine Kräfte-Überprüfung von zwei Sterblichen."
„Eine M-A-m-S ..."
Viev wurde durch ihr Kichern unterbrochen. „Eine MAms, hört sich witzig an."
„M-A-m-S, man spricht die Buchstaben einzeln aus."
„MAms", Clarabelle lachte.
„M-A-m-S", verbesserte er sie erneut.
„MAms!", sie rieb sich den Bauch, „Sehr witzig. Ihr Wissenschaftler habt Humor."
Professor Viev seufzte und tat das Thema mit einer Handbewegung ab. „Du bekommst die Auswertungen, warte einen Moment."
„Sie sind der Beste, Professor!"
Der große Mann ging zu seinem Tisch und begann, die Akten zu besehen. Es dauerte nicht lange, bis er zwei in den Händen hielt.
„Hier hast du sie."
„Danke sehr. Tschüssi, Professor Viev.", sie nahm die Unterlagen, auf dessen Umschlägen in roten Lettern WICHTIG geschrieben stand, an sich und huschte zur Tür.
„Grüß Reverie von mir, Clarabelle.", rief er ihr noch hinterher.
Clarabelle schloss hinter sich die Tür, hob dann die große Sporttasche, die sie im Flur abgestellt hatte, auf und stopfte die Auswertungen hinein. Sie blickte sich erst im Flur um, ehe sie die Tasche schulterte und lostapste.
Sie verließ den Forschungsabteil des Sanktuariums und bahnte sich dann ihren Weg zum Treppenaufgang, dort stieg sie zwei Etagen hinab und verharrte vor der Tür, hinter der sich die Krankenstation befand. Sie holte ihr Handy hervor und schrieb eine kurze Nachricht an Shawn.
„Okay, los geht's.", sie atmete tief ein und betrat dann den weißen Gang.*
„Ich bin ungemein aufgeregt.", Clarabelle trommelte mit den Fingern auf ihrem rechten Schenkel herum. Ihr Blick lag auf den anderen Autos, die neben ihnen im Kreisverkehr Roarhavens fuhren.
„Der schwierigste Teil ist doch schon überstanden.", Shawn schaute in den Rückspiegel und warf dem Paar im hinteren Teil des Bullibusses ein Lächeln zu.
Grace erwiderte es, doch Wayne blickte immer noch skeptisch aus dem Fenster.
„Jetzt heißt es nur noch durch das Shudder-Tor zu fahren - das ist doch ein Kinderspiel.", er zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder der Straße.
„Bist du dir sicher? Was ist, wenn sie uns aufhalten?"
„Das werden sie sicherlich nicht."
„Und was wenn doch?", sie zerzauste sich das Haar.
Bevor Shawn noch etwas erwidern konnte, ergriff Grace das Wort. „Soll ich dir zeigen, wie schnell ich einen Zauberwürfel lösen kann, Clarabelle?"
„Einen Zauberwürfel?", sie löste den Sicherheitsgurt und drehte sich nach hinten um. „Was ist das?"
Grace hielt einen zehn mal zehn Zentimeter großen Würfel, der unterschiedliche Farben aufweiste, in die Luft. „So etwas hier? Kennst du das nicht?"
Shawn sah erneut in den Rückspiegel. „Den habe ich schon gesucht. Wo lag der denn?"
„Er lag irgendwo hier unter dem Tisch.", Wayne blickte nun auch nach vorne.
„Oh cool!"
„Also, Clarabelle?"
Clarabelle sprang zwischen Fahrer- und Beifahrersitz hindurch und setzte sich dem Paar gegenüber. „Zeig es mir! Ich zähl die Sekunden. Eins, Zwei ..."
Ein Lächeln schlich sich in das Gesicht des Rotschopfes, als sie anfing, den Zauberwürfel zu drehen - aus dem Augenwinkel sah sie, wie sie das Shudder-Tor passierten ohne aufgehalten zu werden.
Adieu Roarhaven.---
Guten Morgen.
Auch, wenn es ein kurzes Kapitel ist, hoffe ich, dass es euch gefallen hat. Wenn ich es schaffe, kommt heute noch ein Kapitel. :)
Eure Leni[Bei Rechtschreib- oder Grammatikfehlern bitte melden :)]
DU LIEST GERADE
Der Ring des Drachens
Ciencia Ficción(10.12.2023, im so sorry, pausiert immer noch) „Mein Liebes Kind. Wenn du diesen Koffer erhältst, dann heißt dies höchstwahrscheinlich, dass ich tot bin. Mucksmäuschentot. Es tut mir leid. Bitte weine nicht zu viel. Ja? Der Mann, der dir...