12.| »Sadist. Auftragsmörder. Idiot.«

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Ein organger Schein lag im Himmel, die Sonne war schon zur Hälfte aufgegangen. Der Wind huschte an ihnen vorbei und alles um sie herum war feucht. Überall waren große Pfützen. Das erste Mal seit Tagen hatte der Regen nachgelassen. Wie lange es anhalten würde, bis die Wolken wieder was losließen, war unklar.
„Er wird gleich auftauchen.", Grässlich Schneider, ein breitschultriger Mann, wessen Körper von abertausend Narben überzogen war, sah zu Walküre Unruh rüber. Die schwarzhaarige junge Frau stand neben ihm und beobachtete die Straße. Ihre Hände hatte sie in die Hüften gestemmt und ihr linker Fuß wippte auf und ab. Sie machte einen genervten Eindruck. „Wieso bist du dir da so sicher?"
„Er ist nicht nur Auftragsmörder, sondern auch ...", ein Auto fuhr die Straße langsam hinauf und erregte seine Aufmerksamkeit.
„Ein Sadist, und?"
Das Auto fuhr vorbei.
„Du hast ihm wehgetan, er wird sich rächen wollen.", er sah dem weißen Corsa hinterher.
„Nur ein Idiot würde sich auf so eine billige Falle einlassen.", nun verschränkte sie ihre muskulösen Arme vor der Brust.
Ja, es war wirklich billig. Sie standen einfach hier und warteten, so als würde jeden Moment ein Taxi kommen. Sie taten so, als wären sie ahnungslos. Aber viele wussten, dass sie dies nicht waren.
Sadist. Auftragsmörder. Idiot. Wir können ihn nennen, wie wir wollen. Ethan wird kommen, vertrau mir."
Wenigstens war Grässlich zuversichtlich.
„Gott! Du hörst dich an wie Skulduggery!", sie seufzte.
Grässlich lächelte schmalllippig, als sie zu ihm blickte. Sie erwiderte das Lächeln nicht annähernd.
„Ach Liebes."
Sie ließ kurz den Kopf hängen, atmete durch und wollte etwas sagen, aber wurde unterbrochen, denn ein rothaatiger Mann mit Zottelmähne sprang dem Mann neben ihr auf den Rücken. Dieser sackte zusammen und ließ einen Schrei entweichen, ehe er auf den Boden knallte. Sein Kopf kollidierte mit dem Bürgersteig und die Augen flatterten zu.
Walküre hatte einen Satz nach hinten gemacht, während der Rotschopf von Grässlich runtersprang.
Sie schnippte mit den Händen und Flammen loderten auf, sie warf Feuerbälle nach ihm. Doch er lenkte sie locker mit der Luft ab und die Bälle verpufften. Er schob seine Arme, mit den Handflächen zu ihr gerichtet, ruckartig nach vorne und eine Mauer traf sie. Ihre Nase gab ein lautes Knacken von sich und sie schrie auf, als sie blutend zurück geschleudert wurde.
Sie landete mitten auf der Straße, rollte sich mühsam ab und kam auf die Füß. Ihre linke Hand legte sich über das gebrochene Nasenbein. Das Blut quoll zwischen ihren Fingern hindurch und sie rannte los, da Ethan grinsend auf sie zu kam.
Sie verließ die leere Nebenstraße und durchlief eine Gosse. Mit der freien Hand hielt sie sich an einer Straßenlaterne fest und schwang sich so nach rechts.
Sie musste zum Sanktarium, dort würde sie es dann einfach den Sensenträgern überlassen. Sie hatte einfach keine Lust, sich mit ihm zu messen, auch wenn sie mindestens genauso stark war wie er.
„Die große Walküre Unruh ...", brüllte er lachend, „läuft vor einem kleinen Killer weg!", er wusste natürlich, dass es zu lasch war, sich selber als kleinen Killer zu bezeichnen, aber er trat es trotzdem.
Walküre sah nicht über ihre Schulter, ansonsten würde sie stürzen, deswegen bog nochmals um eine Ecke und befand sich dann in der Nähe des protzigen Sanktuarium und des schwarzen stehenden Sees. Hier war alles modern und faszinierend für jeden, der hier neu ankäme. Sie aber kannte das alles schon. Sie kannte das alte von damals und das neue Roarhaven so wie es jetzt war.
Sie spürte einen Stoß im Rücken, er war so heftig wie der eines Rammbocks. Trotz der sicheren Jacke, die Grässlich ihr geschneidert hatte, stöhnte sie auf. Ein zweiter Stoß, er war stärker als der vorherige und sorgte dafür, dass sie das Gleichgewicht verlor. Sie fiel der Länge nach auf den Boden.
Hinter ihr wieder dieses Lach-Gebrüll.
Sie stützte sich auf beiden Händen ab und wollte hochkommen, doch ein Tritt ließ sie wieder auf den Boden sinken. Walküre rollte sich ruckartig auf den Rücken und drückte gegen die Luft.
Ethan sprang zur Seite und der Hechtsprung kam so gezielt, als hätte er absichtlich zugelassen, dass sie ihn wegstieß. Sein ganzes Gewicht war kurz darauf auf ihr und seine dreckigen Finger zogen den Reißverschluss ihrer Jacke auf.
Sie boxte wild um sich, landete einen Treffer, der ihn von ihr runter brachte.
Die Luft ließ sie nach oben schießen, doch als sie bemerkte, dass der Wind ihr über die nackten Arme huschte, schrie sie auf. Sie landete auf einem Dach und sah hinunter.
Ethan schleuderte ihre Schutzjacke auf die viel befahrene Straße und blickte sich um, dann erspähte er sie. Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen und hob ab.
Wie von der Tarantel gestochen lief sie los, sie sprang über eine dreimeter breite Lücke hinweg und lief auf einem anderen Haus weiter, danach kletterte sie die Feuertreppen hinab, ratschte sich aber an der Wand den Arm auf. Sie verließ die Gasse, in der sie gelandet war.
„Mist!" Sie war nicht aufs Sanktuarium zugelaufen, sondern auf den schwarzen See. Ein totaler Umweg von fünf Minuten.
Ethan schmiss sich gegen sie und die beiden rollten über den Boden. Sie warf einen Feuerball nach ihm. Seine Jacke begann zu brennen und er kreischte, während er versuchte sie abzustreifen.
Sie fragte sich, wieso sie ihm zuschaute, anstatt zu laufen und sich in Sicherheit zu bringen.
Als sie sich erheben wollte, war es zu spät.
Ethan trat ihr in die Seite und sein spitzer Stiefel borhte sich in ihr Fleisch. Sie schrie, denn ihre Rippen brachen unwirsch. Sie kippe um, die Welt lag schräg. Er kniete sich über sie und verpasste ihr einen Schlag ins Gesicht. Ein helles Licht explodierte hinter ihren Augen. Ihre Lippen platzten auf, als er ihr nochmals eine reindonnerte. Er verlor sich in der Gewalt, schlug einfach wild auf sie ein.
Verzweifelt versuchte Walküre ihn von sich zu stoßen, doch es brachte nichts und sie merkte, wie ihr immer schwummiger wurde.
„Hey!" Grässlich!
Sie war abwesend, vernahm die Stimme nur leise.
Abrupt hörten die Schläge auf und Ethan schien die Sucht nach Gewalt erstmal weggesteckt zu haben.
Er lächelte „Schätzchen, das ist noch nicht vorbei." Er stand auf und packte sie am rechten Hand- und Fußgelenk.
Er drehte sich um die eigene Achse und irgendwann ließ er los.
Sie flog durch die Luft und kurz darauf wurde sie umhüllt von einer Flüssigkeit. Ihre Augen waren offen, doch sie sah schwarz. Ihre Augäpfel brannten, also schloss sie die Lider. Sie wollte atmen, doch das kalte Nass floss ihr radikal in den Rachen und in die Luftröhre. Ihre Hand presste sich an ihr Dekolleté und sie hustete, verschluckte so aber nur noch mehr schwarzes Wasser.
Sie drohte zu ertrinken.

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Hello, ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat. Ich freue mich sehr über Feedback, Kommentare und Votes!
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Na, was meint ihr?
Was wird jetzt wohl mit Walküre passieren?
Wird sie gerettet oder holt sie sich selber aus der Misslage raus?
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Ich wollte noch sagen, dass man sich Roarhaven, in meiner Geschichte, eher als eine Mischung aus dem alten und dem neuen vorstellen kann. Lol.
Und, wie ihr schon bemerkt habt, habe ich Walküre mit den Kräften Feuer, Wasser, Luft und Erde ausgestattet, da ich nicht ganz weiß (obwohl ich alle 13 Bücher gelesen habe) wie Dereck sich ihre Magie vorstellt.
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Schönen Samstagabend euch noch!
Eure Leni ❤️
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(Sorry falls Schreibfehler drin sind, ich bin nämlich müde und kann mich nicht richtig konzentrieren, lol.)

Der Ring des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt