64.| »Nun, wo sind sie?«

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Das Atelier hatte sich ein wenig geleert.
Clarabelle war durch die Hintertür in den Garten gegangen und die beiden Sterblichen - Wayne und Grace - waren ihr ohne Widerworte gefolgt. Anscheinend fühlten sie sich in der Nähe der Zauberer - Clarabelle ausgenommen - unwohl.
Grässlich zog sich in sein Schneiderzimmer zurück und Tanith nahm die kleine Kiste, die ihnen Brad Meyer gegeben hatte, unter die Lupe.
„Und die bekommt ihr wirklich nicht auf?”, fragte sie an Fletcher und Hope gewandt.
Hope schüttelte den Kopf.
„Grässlich hat den Luftdruck in ihr verstärkt, in der Hoffnung, dass die Scharniere brechen - das glaube ich zumindestens - aber es klappte nicht.”
„Und ich habe sie von jeden möglichen Klippen geworfen.”
Tanith grinste ihn unverholen an.
„Vielleicht würde die Omi, die dich verprügelt hat, das Ding aufbekommen.”
„Sehr witzig”, er verdrehte die Augen und drehte den Kopf zu Hope, als sie ihn kurz an der Hand berührte.
„Du hast dich eines guten Zweckes wegen verprügeln lassen”, sie lächelte ihn leicht an.
Er erwiderte es.
Ein leiser, dumpfer Knall ließ sie aufsehen.
Tanith rieb sich den Kopf. Die Kiste lag neben ihren Füßen. „Das war jetzt aber dumm.”
„Hast du versucht, sie mit deinem Kopf aufzubekommen oder was?”, fragte Flecther. „Ja, das ist ziemlich -”
„So dumm, Fletcher, bin ich nicht”, unterbrach sie ihn. „Ich hab sie hochgeworfen und nicht gefangen.”
„Oh”
„Du würdest sie dir eher gegen den Kopf werfen.”
„Ich bin Lehrer!”
„Was hat das damit zu tun? Du würdest es trotzdem tun.”
„Nein, ich bin ein kluger Mensch.”
„So klug, dass du vor einer kleinen Omi wegrennst, anstatt einfach zu teleportieren.”
„Tanith!”
Sie grinste ihn überlegen an und hob die Kiste auf.
„Dafür bist du alt.”
Mit einem Ruck stand sie kerzengerade.
„Wie bitte?”
Fletcher öffnete gerade den Mund, als Hope beschwichtigend die Hände hob.
„Stopp”, sagte sie. „Streitet euch jetzt nicht.”
„Tun wir gar nicht”, kam es von ihnen wie aus einem Mund.
„Ach nein?”
„Nein. Wir nehmen uns nur Hopps.”
„Fletcher hat recht ... Trotzdem ist er der dämlichere von uns beiden.”
Fletcher seufzte.
„Was ist, wenn du es mit deinem Schwert versuchst?”, fragte er dann.
„Das könnte ich in der Tat ausprobieren”, sie legte eine Hand and den Schwertgriff. „Sehr zuversichtlich bin ich jedoch nicht.”
„Ich glaube, das wird nichts bringen”, warf Hope ein „Sie wurde von einer Klippe geworfen ...”
„Von mehreren”, verbesserte Fletcher.
„... von mehreren und sie ist nicht aufgegangen.”
Tanith nickte, legte die Kiste wieder auf den Tisch und glitt in den Sessel. Ihr Blick wanderte zu Severin. Sie betrachtete ihn eine Weile. Für gewöhnlich waren ihre Gesichtszüge weich, doch in diesem Moment schienen sie gerade zu steif zu sein und in ihren Augen befand sich ein undefinierbares Strahlen.
„Mh”, machte sie nachdenklich.
„Was ist,” Fletcher sah zu Hope „wenn du ihm es einfach befiehlst?”
„Ihm befehlen wieder zu sprechen?”
Er nickte. „Du brachtest ihn zum Schweigen also müsstest du ihn auch wieder zu Sprechen bringen können.”
Hope fuhr sich durch die Haare.
„Für mich klingt das logisch.”
„Für mich auch”, Tanith lehnte sich zurück. Ihre Gesichtszüge waren wieder weich und das Strahlen hatte ihre Augen verlassen. „Du solltest es versuchen”, sie lächelte ein wenig aufmunternd.
„Okay, ja, na gut.”
Hope strich sich die Haare hinter die Ohren, rutschte ans Ende des Sitzkissen, auf dem sie saß und stützte einen Ellenbogen auf ihrem linken Knie ab.
„Severin", sagte sie und berührte zaghaft seinen Frontknochen. „Ich bitte dich, rede wieder mit uns." 
Der Schädel bleib stumm. 
„Wir brauch-" 
Hope verstummte kopfschüttelnd. 
„Was ist?" Tanith, die sich erst vor einigen Sekunden zurückgelehnt hatte, setzte sich nun wieder aufrecht hin. 
„Ich geh ins Badezimmer", sie nahm den Schädel zwischen die Hände und erhob sich von der Couch. „Ich muss das allein machen, sonst komm' ich mir dämlich dabei vor."
„Du musst dich nicht dämlich fühlen", Fletcher zog seine Beine ein wenig zur Seite, damit sie nicht darüber stolperte. 
Sie ging an ihm und dann an Tanith vorbei. „Nicht?"
„Ganz und gar nicht", er lächelte, „das hätte jedem passieren können."
„Ich bezweifle das."
„Ich ehrlich gesagt auch." Tanith lehnte sich ein wenig in dem Sessel zurück. 
Sie sahen sich einen Moment lang stumm an, dann ging Hope zur Badezimmertür und verschwand dahinter. 
Sie legte den Schädel auf einem kleinen Schränkchen ab und begann, auf und ab zugehen. 
„Severin", sie blieb nach einigen Minuten vor ihm stehen und stützte ihre Hände auf ihren Knien ab, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. „Ich weiß, ich habe dir gesagt, dass du ruhig sein sollst, aber jetzt musst du wieder mit uns sprechen."
Wieder schwieg er.
„Wir brauchen dich, Severin."
Nicht einmal seine Kiefer klapperten, so wie sie es manchmal taten. 
Hope starrte ihn an und ließ die Schultern hängen.
„Du hattest, weißt du, aber es war nur ein Traum...”
Die Badezimmertür öffnete sich und Fletcher steckte seinen Kopf in den Raum. 
„Noch nic-"
„Wir haben ein Problem", murmelte er dazwischen. „China ist hier."
„Oh"
„China - Großmagerin Sorrows. Die kennst du doch oder?"
Hope nickte. „Mh-hm."
Sie blickte noch einmal zu Severin, bevor sie Fletcher hinterherging und neben Tanith stehen blieb. Diese saß inzwischen auf dem Couchtisch und somit auch auf den entwendeten M-A-m-S-Akten.
Grässlich war aus dem Schneiderzimmer zu ihnen zurückgekehrt, lehnte mit verschränkten Armen an einer Wand und Fletcher ließ sich auf die Couch plumpsen, dabei faltete er seine Decke zusammen.
China sah umwerfend in der engen schwarzen Hose und der rote Bluse aus. Ihr rabenschwarzes Haar umrahmte ihr wunderschönes Gesicht und ihre himmlisch blauen Augen fixierten Hope, musterten sie.
„Wie ich sehe, hat Grässlich dir etwas neues zum Anziehen geschneidert", stellte sie fest. 
Hope nickte nur. 
Einen Moment lang ruhte der Blick der Großmagerin immer noch auf ihr, dann wandte sie sich zu Grässlich. „Nun, wo sind sie?"
„Mit meinem aller höchsten Respekt Großmagerin, ich weiß nicht, wen du meinst." Er stieß sich von der Wand ab und ging ein paar Schritte auf sie zu.
„Die Sterblichen, die Byrono und Cho mitgebracht haben", erwiderte sie geduldig. 
„Sind sie nicht im Sanktuarium?"
„Clarabelle hat sich mit ihnen und den M-A-m-S-Auswertungen aus dem Staub gemacht.”
„Woher will man dann wissen, dass sie Sterbliche sind?" Tanith überschlug ihre Beine und lehnte sich zurück, stützte ihre Hände hinter sich auf dem Tisch ab. 
China lächelte sie mild an. „Ihr vergesst wohl, dass meine Angestellten verpflichtet sind solch wichtige Auswertungen mindestens achtundvierzig Stunden auf ihren Rechnern behalten zu müssen."
„Aha", Tanith seufzte leicht.
„Nun, wo sind sie?" Sie sah durch die Runde und blieb siegessicher bei Hope hängen, welche sich räuspert hatte. „Na Hope, willst du mir etwas sagen?"
Die junge Frau nickte nur. 
China kam auf sie zu und blieb einen halben Meter vor ihr stehen. „Ich bin ganz Ohr."
„Wieso muss man den Sterblichen unbedingt ihre Erinnerungen an Magie entziehen, bevor man sie zurück in ihr Leben schickt?"
China entwich ein Lachen, das so wunderbar war wie eintausend Sonnen, dann starrte sie Hope an. „Du meinst das ernst?"
„Sonst würde ich nicht fragen."
„Oh Hope, Dummerchen, wir tun das um uns zu schützen."
Hope schwieg. 
„Sterbliche haben Angst vor unserer Macht ... "
„Würde ich auch haben", murmelte sie dazwischen.
„... deshalb bleiben wir im Verborgenen, leben entweder in Magierstädten - mein Roahaven ist zum Beispiel eine - oder unter den Sterblichen und verhalten uns normal, so schützen wir uns vor Angriffen."
„Dein Roahaven", spottete Tanith kopfschüttelnd. 
China ignorierte sie getrost. „Und um die Sterblichen vor Zauberern zu schützen, die sich für die stärkere Bevölkerung halten - was wir um ehrlich zu sein auch sind -, gibt es auf der ganzen Welt Sanktuarien, die sich darum kümmern, sie im Zaum zu halten. Nur so kann der jetzige Frieden bewahrt werden."
„Damit meint sie hauptsächlich Skulduggery und Walküre, Hope. Die beiden haben mehr Unheil verhindert, als niemand zuvor in den letzten Jahren. Unsere wehrte Großmagerin genießt nur die Aussicht von ihrem extravaganten Apartment aus.”
„Ich sollte dich zurück nach London schicken und ein Einreiseverbot erlassen", erwiderte sie kühl.
„Wenn du deinen armen Angestellten unbedingt noch mehr Arbeit aufhalsen willst, Chinalein."
China drehte ihren Kopf zur Seite. „Nenn' mich nie wieder so, Miss Low."
„Aye, aye, Captain."
Ein kleines Schmunzeln schlich sich auf Hopes Gesicht, doch irgendetwas stimmte plötzlich nicht mehr. Bildete sie sich das ein oder verschwamm ihre Sicht langsam? 
Sie hob die Hände und rieb sich Augen, als sie sie wieder öffnete, konnte sie nur noch vage die Umrisse der Anwesenden erkennen. Sie blinzelte in der Hoffnung, dass es wieder besser werden würde, doch das schien es nur schlimmer zu machen. Unter ihren Lidern begann es zu brennen und Tränen kullerten ihr über die Wangen - das salzige Wasser war kochend heiß und es fühlte sich so an, als verbrühe sie sich gerade ihre Haut.
Sie versuchte etwas zu sagen, doch ein stechender Schmerz zuckte durch ihre Kehle und ließ nicht zu, dass ihr mehr als ein raues Krächtzen entwich. Sie fasste sich an den Hals, ihr Brustkorb hob und senkte sich hektisch. 
„Hope?" Die Stimme kam von weit her.
Wer sprach? Grässlich? Tanith? Fletcher oder China?
Hatte sie Watte in den Ohren?
Sie befürchtete, dass sie nach vorne kippen könnte, also drückte sie ihren Rücken durch. Kaum stand sie wieder aufrecht, wurde sie von einer unangenehmen Kälte erfasst und eine starke Gänsehaut fraß sich in Windeseile über ihren Körper, die vielen kleinen Härchen stellten sich auf und sie schüttelte sich fröstelnd.
Sie fiepte leise. 
„Hope?" 
„Hope, was ist los?"
Nun war der Schmerz in ihren Händen.
Leidend verzog sie das Gesicht und ballte ihre Hände zu Fäusten, hoffte, dass der Schmerz verfliegen würde, wenn sie sie nur stark genug zusammenpresste.
Sie riss ihre Augen weit auf und versuchte ihre Hände zu erkennen, doch der milchige Schleier, der sich über ihre Sicht gelegt hatte, hinderte sie daran. 
Hope geriet ins Taumeln und stolperte nach vorne. Sie stieß mit jemandem zusammen und als sie lange schmale Finger an ihren Oberarmen spürte, wusste sie, dass sie China mit sich zu Boden riss. 
Sie schlugen unsanft auf den Holzdielen auf.
Hopes Kopf stieß gegen Chinas.
Der Schmerz in ihren Händen verrauchte - sie waren auf einmal taub. Sie spürte sie einfach nicht mehr, wusste nicht einmal, ob sie die Fäuste öffnen konnte, wenn ihr Gehirn diesen Befehl erteilte. 
Ihre Augen brannten sich mehr und die Tränen trockneten 
Ein Kribbeln ging durch ihren Körper und ließ sie erschaudern, sie begann zu zittern. 
Jemand sagte etwas, es klang schon fast panisch - wie ein Ruf - doch sie verstand kein einziges Wort. 
Zwei große Hände packten sie und zerrten sie über den Boden. 
Sie wehrte sich nicht. 
Wieder wurde geredet.
Sie wurde hochgehievt, spürte dann das kalte Emaille der Badewanne und wimmerte. 
Kurz darauf hagelte eiskaltes Wasser auf sie nieder und Hope japste. 
Die Badezimmertür knallte zu. 
Sie krümmt sich.
Ein rotes Licht platzte vor ihren Augen, sie sah Sterne und ein animalischer Schrei entwich ihrer Kehle. 

Die Druckwelle war enorm gewesen und hatte sie in einen benommenen Zustand versetzt. 
Ihr Kopf war von einem schrillen und langanhaltenden Piepton erfüllt, in ihren Ohren schmerzte es unheimlich, was wahrscheinlich auf ihre geplatzten Trommelfelle zurückzuführen war. Sie hörte weder das Stöhnen, welches sie verwirrt von sich gab, noch das Plätschern des Wassers, das aus dem Duschkopf auf sie niederprasselte. Wenn sie ehrlich war, spürte sie es nicht ein mal mehr auf ihrer Haut.
Einen Moment lang verharrte sie in der Embryonalstellung, die sie eingenommen hatte, dann atmete sie tief ein und drehte sich auf den Rücken.
Sie streckte ihre Arme aus und packte mit schmerzenden Händen die Badewannenränder. Ächzend brachte sie sich in eine aufrechte Position und schlug die Augen auf.
„Oh heilige ... ”, entwich es ihr tonlos.
Das Badezimmer lag in Schutt und Asche.
Hope schluckte schwer und kam langsam auf die Knie, danch auf die Füße und stieg unsicher aus dem, was nach der Explosion noch von der Badewanne noch übrig war.
Sie taumelte durch den Raum, stieß dabei orientierungslos gegen umgekippte und angesenkte Möbelstücke und gelangte irgendwann zu der noch helbwegs intakten Tür, stemmte sie schwach auf.
Sie hatte kaum einen Fuß in das nächste Zimmer gesetzt, als sich die Zeit plötzlich veränderte.
Alles passierte viel zu schnell.
Zwei Sensenträger befanden sich im Atelier: Einer von ihnen half China, die gerade zu tollwütig auf Hope deutete, auf die Beine, während der andere auf Clarabelle zu hechtete. Diese schrie, zumindestens sah es für Hope so aus - die junge Frau hatte ihren Mund weit aufgerissen und klammerte sich total verkrampft an ihre Tasche.
Grässlich und Tanith rappelten sich ebenfalls vom Boden auf.
Tanith wischte sich Blut von der Stirn, anscheinend war sie gegen den kleinen Couchtisch gestoßen, als die Druckwelle Grässlich in sie geschleudert hatte.
Und Fletcher?
Fletcher riss die kleine Kiste an sich, rannte auf Hope zu und packte sie am Oberarm.
Sein rechter Arm schlug aus und in dem Moment, in dem er die Person traf, die ihnen am nächsten stand, teleportierte er.
Keinen Wimpernschlag später standen sie vor einer Rezeption. 
Sie waren in einem Krankenhaus und die Leute drehten sich erschrocken zu ihnen um. 
Tanith zog ruckartig ihren Mantel aus und wickelte Hope darin ein.
Erst jetzt schaute diese an sich herunter. 
„Oh heillige ... ", sagte sie viel zu laut, da sie sich selber nicht hören konnte.
Hektisch wollte sie Reißverschluss schließen, als sie etwas erstarren ließ.
Ihre Handinnenflächen waren verbrannt, die abgestorbene Epidermis hatte sich gelöst und die Lederhaut war schrecklich aufgerissen.
Die Wunden nässten nicht, sie waren ausgedörrt und weisten eine bräunliche Verfärbung auf.
Tanith schob ihre Hände an den verletzten vorbei und übernahm das Vorhaben. Dann ergriff sie Fletcher am Kragen und schob beide den Flur entlang. 

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Shalom,
Lang ist's her, hu?
Tut mir leid, aber ich hatte einfach eine Schreibblockkade, die immer noch nicht überwunden ist.
Ich wollte dieses Kapitel eigentlich nicht posten, solange das nächste dazu nicht fertig ist, jedoch ...
Here we are ...
Tut mir leid, dass es mehr oder weniger ein Trash-Kapitel ist, aber dazu sage ich nur:

Und hier noch eine Frage: Mögt ihr es wenn ich im Fließtext schreibe oder wollt ihr lieber Absätze haben?

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Und hier noch eine Frage:
Mögt ihr es wenn ich im Fließtext schreibe oder wollt ihr lieber Absätze haben?

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[Meldet euch bitte bei Rechtschreib- oder Grammatikfehlern bei mir, meine Konzentration war am Ende, als ich es überarbeitet und zweimal Probe gelesen hab]

Eure Leni

Der Ring des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt